Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll9. Sitzung / Seite 67

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politische Beobachter zu Recht. Die Länder haben es sich offenbar durch ihre Ver­hand­ler gerichtet.

Die nachfolgende Darstellung einiger ausgewählter „Inhalte“ des vorliegenden Regie­rungs­programms unterstreicht die fehlende Reformbereitschaft der neuen Bundes­regierung:

1) Steuerreform verschoben

Der durch den nunmehrigen Bundeskanzler Gusenbauer noch am 26.12.2006 für den Beginn der Legislaturperiode angekündigten Steuerreform wird lediglich die letzte halbe Seite des Regierungsprogramms inklusive eine unvollständige Tabelle gewid­met. Lapidar heißt es, dass „...die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode eine große Steuerreform mit einer spürbaren Entlastung der Steuerzahler und der Wirt­schaft ohne Gegenfinanzierung durchführen wird.“

Keine einzige jener Maßnahmen, wie sie seitens der SPÖ und ÖVP in deren Wahl­programmen angekündigt wurden, findet sich im Regierungsprogramm wieder. So versprach Gusenbauer unter anderem eine steuerliche Erleichterung um 500 € pro Jahr für Beschäftigte, die weniger als 4 000 € brutto verdienen. Kleine und mittlere Unternehmen sollten durch Investitionsfreibeträge- und -prämien unterstützt werden. Ebenso fehlt im Retroprogramm die seitens der ÖVP versprochene Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer vollständig, sowie die Streichung von Bagatell­steuern. Ganz zu schweigen von der bereits in der XXII. GP von allen Parteien verein­barten großen Novelle zum Bundeshaushaltsgesetz (BHG), die unter den Verhand­lungstisch gefallen sein dürfte. Diese sollte v. a. Globalbudgets sowie Mehrjährigkeit in Budgetvollzug und -planung bringen.

2) Jährliche Erhöhung sämtlicher Gebühren

So vage das Bekenntnis zu einer allfälligen Steuerreform ausgefallen ist, so klar und eindeutig ist aber andererseits im Regierungsprogramm festgeschrieben, „sämtliche Gebühren, wie z.B. Vignette einer jährlichen Valorisierung“ zu unterziehen und damit schlicht und einfach zu erhöhen.

Allein die Stempel-, und Rechtsgebühren sowie Bundesverwaltungsabgaben belaufen sich laut BVA 2006 auf 825 Mio €. Eine jährliche Valorisierung von 2 Prozent ergibt eine Erhöhung im Ausmaß von 16,5 Mio € oder 227 Mio öS.

Die gesamten sonstigen Abgaben (ohne Steuern) liegen bei jährlich rund 4,3 Mrd €. Hier bedeutet eine jährliche Valorisierung eine Erhöhung um 86 Mio € oder 1,18 Mrd öS.

3) Einmal ehrlich: Schlechte Wirtschaftspolitik ist leider zu erwarten!

Rechnet man alle angekündigten Erhöhungen – als in Hinkunft jährliche Valorisierung getarnt und von der Rezeptgebühr und ihrer Einführung unter damals noch sozialis­tischen Sozialministern bekannt – zusammen, so kommt man auf knapp über 600 Mio € Mehreinnahmen. Diese gehen voll zu Lasten der arbeitenden Bürger und dort wiederum des Mittelstandes.

Das macht auch klar, dass durch den damit verbundenen Kaufkraftverlust die Wirt­schaftslage deutlich schlechter werden wird. Nach den sieben fetten Jahren der letzten Regierung mit den besten Wirtschaftsdaten seit langem, kommen nun offenbar die sieben mageren Jahre. So erwartet diese Bundesregierung zum regulären Ende der GP ein Wirtschaftswachstum von nur 2,3 Prozent. Ein Wert, der nicht nur deutlich unter den für heuer – dem ersten Jahr des neuen Aufschwungs – prognostizierten 3,2 Pro­zent liegt, sondern auch unter den „magischen“ 2,5 Prozent Wachstum, das nicht nur alle Wirtschaftsforscher als Grenze für gleich bleibendes Beschäftigungsniveau anset-


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