6) Doch kein
verpflichtendes Vorschuljahr
Im
SPÖ/ÖVP-Regierungsprogramm ist nur noch davon die Rede, dass Kinder
in den Kindergärten besser auf die Volksschule vorbereitet werden, und
eine Expertengruppe Vorschläge für ein vorschulisches Bildungsangebot
erarbeiten soll.
Abgesehen von der
Tatsache, dass die SPÖ damit einmal mehr ein Wahlversprechen gebrochen
hat – hieß es doch im SPÖ-Wahlprogramm wörtlich:
„Wir werden ein verpflichtendes unentgeltliches Vorschuljahr mit
besonderem Akzent auf Sprachförderung einführen“ –, wird
hier zudem grob fahrlässig mit der Bildung unserer Kinder umgegangen.
Alle Experten sind sich einig: Ein Vorschuljahr hätte große Vorteile
für die sprachliche und soziale Integration und Kompetenzsteigerung
unserer Kinder. Damit hätten vor allem sozial Unterprivilegierte wieder
mehr Chancen für ihr weiteres Leben.
7)
Kinderbetreuungsgeld
Laut
Regierungsprogramm soll die Zuverdienstgrenze beim Kinderbetreuungsgeld von
14 600 € brutto pro Jahr auf 16 200 € angehoben
werden.
Die Evaluierung des
Kinderbetreuungsgeldes hat gezeigt, dass grundsätzlich eine große
Zufriedenheit der Eltern mit dieser Familienleistung besteht. Durch die gegenüber
der alten Karenzgeldregelung deutliche Anhebung der Zuverdienstgrenze kam es
zur Erhöhung der Wahlfreiheit und zu einer Verbesserung der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf. Gleichzeitig wurde diese Wahlfreiheit durch die
Höhe der Zuverdienstgrenze zum Teil wieder beschränkt.
Weiters schafft die Berechnungsmethode bei manchen Eltern Barrieren für
die tatsächliche Nutzung der Zuverdienstmöglichkeiten. Jene Eltern,
die während des Bezuges der Leistung ihre Erwerbstätigkeit
weiterführen oder eine Tätigkeit aufnehmen wollen, sehen sich oft mit
der Schwierigkeit konfrontiert, ihre künftigen Bezüge richtig
einschätzen zu können. Einige Eltern müssen daher deutlich unter
der Zuverdienstgrenze bleiben, um keine Rückforderung zu riskieren. Andererseits
hat sich insbesondere bei besser verdienenden Eltern gezeigt, dass etwa eine
qualifizierte Teilzeitbeschäftigung während der Kleinkindphase
bereits zu einer Überschreitung der Zuverdienstgrenze führt, sodass
das Kinderbetreuungsgeld nicht beantragt bzw. vorzeitig beendet wird. Die
Zuverdienstgrenze beschränkt somit in manchen Fällen die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Besonders Vätern ist die Inanspruchnahme
häufig nicht möglich.
Als Ergebnis der
Evaluierung soll daher die Zuverdienstgrenze komplett abgeschafft werden.
Darüber hinaus wird ein Bonus für alle Geschwisterkinder nach jenem
Modell, welches bei „Mehrlingsgeburten“ angewandt wird, gefordert.
8) Anhebung der
Krankenversicherungsbeiträge
Keinerlei
Beitragserhöhungen – weder für alle, noch für
einzelne Gruppen, war die Position der ÖVP noch bis wenige Tage vor der
Einigung. Laut Regierungsprogramm werden die Krankenversicherungsbeiträge
dennoch um 0,15 Prozent angehoben.
Bei
einem Beitragsaufkommen von rund 10 Mrd € bedeutet diese
Maßnahme allein im Jahr 2007 eine Mehrbelastung für die Beitragspflichtigen
von 150 Mio €. Ein Arbeitnehmer mit einem Bruttobezug von
2 000 € würde dadurch mit 3 € im Monat, bzw.
42 € jährlich, belastet werden.
Obwohl bei der Gesundheitsreform 2004 wichtige Maßnahmen zur Finanzierung des Gesundheitssystems sowohl für den Bund als auch für die Länder gesetzt und bereits Einsparungen von 400 Mio € bis 2010 vereinbart wurden, werden Beitragserhöhungen als einzige Lösung erwogen. „Die Beiträge zu erhöhen ist einfach einfallslos“, meinen Bernhard Felderer, Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS), und Alois Guger vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Einsparungspotentiale, wie sie das IHS lang-
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite