Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll9. Sitzung / Seite 176

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In der heutigen Zeit, in der fast 80 Prozent aller Studierenden darauf angewiesen sind einer Arbeit, zum Teil auch sogar zwei Beschäftigungen parallel zum Studium nach­zugehen, um ein geregeltes Einkommen zu haben, erzeugen Wahlkampfversprechen wie „die Abschaffung der Studienbeiträge“ einen Hoffnungsschimmer von sozialer Gerechtigkeit am finanziellen Horizont der Studierenden.

Ist doch vortrefflich im Wahlmanifest der Sozialdemokratischen Partei Österreichs mit dem vollmundigen Titel „Den Wohlstand gerecht verteilen. 20 Projekte für mehr Fairness in Österreich.“ auf Seite 10 eine der Hauptforderungen aus dem Wahlkampf und  größten Versprechen der SPÖ an die österreichischen Studenten festge­schrieben:

Die SPÖ wird deshalb eine hochschulpolitische Wende einleiten. Wir werden die Studiengebühren abschaffen und die Zugangsbeschränkungen so weit wie möglich aufheben.

Im SPÖ-ÖVP Regierungsprogramm ist im Vergleich dazu auf Seite 97 folgendes zur Thematik der Studienbeiträge zu lesen:

Das bestehende System der Studienbeiträge wird folgendermaßen verändert: Eine interministerielle Arbeitsgruppe wird das Studienbeihilfensystem im Hinblick auf seine soziale Treffsicherheit untersuchen und Verbesserungsvorschläge erstatten. Das be­reits existierende Kreditmodell wird ausgebaut und in der Öffentlichkeit mit dem Ziel verstärkt bekannt gemacht, dass es von einem größeren Kreis an Studenten in Anspruch genommen wird. Dazu kommt die Möglichkeit, dass künftig bestimmte gemeinnützige unentgeltliche Tätigkeiten im Ausmaß von 60 Stunden im Semester eine Refundierung der Studienbeiträge bewirken. Hierbei wird besonders an Betreuungs- und Unterstützungsleistungen im Rahmen des Schulwesens und an Tätigkeiten im Rahmen neuer sozialer Herausforderungen (Hospiz-Bewegung u.ä.) gedacht. Bei den Fachhochschulen treten keine Änderungen ein. .“

Von einer finanziellen Entlastung und sozialen Besserstellung der Studenten kann wohl keine Rede mehr sein, denn es findet auch der noch so ambitionierte Leser selbst unter größten Mühen nichts von einer Abschaffung der Studienbeiträge und somit der Abschaffung der sozialen Belastung für Studierende im Regierungsprogramm! Tempora mutantur!

Die Probleme auf den Universitäten sind groß. Studienplätze sind nach wie vor Mangelware, große Einstiegsprüfungen führen de facto zu einem „Numerus clausus“, der finanzielle Druck steigt von Semester zu Semester, die Infrastruktur ist nach wie vor nicht ausreichend und für genügend Lehrveranstaltungen fehlen die Vortragenden. Und dies alles obwohl von über 200.000 Studierenden jährlich seit Einführung der Studiengebühren durch über eine Million Einzahlungen mehr als eine dreiviertel Milliarde Euro aufgebracht wurden. Zum einen ist dieses Geld in der Verwaltung „versickert“ zum anderen wurden die bisher vom Staat zur Verfügung gestellten Gelder für die Universitäten zum Gutteil gestrichen. Dadurch kam es nur zu einer Verschie­bung auf der Einnahmenseite der Universitäten aber zu keiner Verbesserung – weder für die Studenten noch für die Universitäten. Die grundlegende Idee und die Chance auf diese Art die Universitäten besser zu stellen und für die Studenten etwas zu erreichen ist bis dato gescheitert, obwohl dermaßen viel Geld, mehr als eine dreiviertel Milliarde Euro, aus den Taschen der Studenten an die Universitäten geflossen ist.

Das Ziel der Studienbeiträge, zur Verbesserung der Situation der Studierenden wie auch generell der Universitäten beizutragen, wurde durch die mangelnde Umsetzung des zuständigen Ministerium und der Universitäten ganz klar verfehlt. Die Studierenden wurden so schon in den letzten fünf Jahren verraten und daran soll sich nach Meinung


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