Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll9. Sitzung / Seite 338

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Die Berufsorientierung soll ausgeweitet werden und für alle Schultypen ab der sieben­ten Schulstufe verbindlich gemacht werden, wobei besonders die geschlechtsspezifi­schen Rollenbilder aufgebrochen werden sollen. Die Sozialpartner haben Änderungen beim Kündigungsschutz vorverhandelt – ob hier die erwarteten positiven Beschäf­tigungseffekte eintreten, wird man sehr aufmerksam beobachten müssen. Gemein­sames Ziel ist jedenfalls die drastische Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit, und diesem Ziel sind alle Maßnahmen untergeordnet. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

22.03


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Kurzmann zu Wort. Wunschredezeit: 4 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


22.03.40

Abgeordneter Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ): Frau Präsident! Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Im ersten Kapitel des neuen Regierungsprogrammes, das unter dem Titel steht „Öster­reich – Partner in Europa und der Welt“, postulieren Sie als Ziel – ein wichtiges Ziel Ihrer Regierungstätigkeit – die Vertiefung der europäischen Wertegemeinschaft.

Das, meine Damen und Herren, ist ein Ziel, das wir als Freiheitliche vorbehaltlos unterstützen können. Denn: Wie schon der amerikanische Präsident Monroe, der sich wohltuend vom jetzigen unterscheidet, im 19. Jahrhundert in seiner bekannten Monroe-Doktrin gefordert hat: Amerika den Amerikanern!, so treten wir konsequenter als viele andere Bewegungen für die Forderung ein: Europa den europäischen Völkern! Das hat, wie Sie auch den Medien entnehmen konnten, vor wenigen Tagen zu einer Fraktionsbildung der europäischen Heimattreuen und rechten Parteien im EU-Parlament geführt. Die neue Bezeichnung dieser Gruppierung ist ITS, und genau dafür stehen wir, nämlich für Identität, für Tradition und für Souveränität. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir erwarten, meine Damen und Herren, dass es sich bei der von Ihnen angestrebten und angekündigten Vertiefung der europäischen Wertegemeinschaft um jene Tra­ditionen handelt, die wir in Europa immer vertreten haben, nämlich die Traditionen eines christlichen Abendlandes und nicht die einer anonymen Multi-Kulti-Gesellschaft. Wir erwarten, dass es nicht nur Ankündigungen gibt, sondern dass Sie Ihren Ankündigungen auch Taten folgen lassen.

Als Menschenrechtssprecher der Freiheitlichen Partei weise ich darauf hin, dass viele Fragen, die etwa die Heimatvertriebenen oder die auch unsere Minderheit im heutigen Slowenien, nämlich die Altösterreicher, betreffen, noch immer nicht oder nur unzu­reichend gelöst sind. Oder sind Sie vielleicht heute der Meinung, dass die tschechischen Beneš-Dekrete, die noch immer Teil der Rechts- und Verfas­sungs­wirklichkeit in der Tschechischen Republik sind, wirklich mit dem, was Sie als euro­päische Wertegemeinschaft bezeichnen, vereinbar sind? Oder sind die Gesetze, die auf der Basis der alten Tito-kommunistischen Avnoj-Gesetze im heutigen Slo­wenien erlassen worden sind, Ihrer Meinung nach mit dem, was Sie als europäische Wertegemeinschaft bezeichnen, wirklich vereinbar?

Ich bin überzeugt: Das Gegenteil ist der Fall! – Obwohl Sie die beste Gelegenheit hatten – das gilt vor allem für den ehemaligen Bundeskanzler Schüssel –, diese Fragen im Sinne einer gerechten europäischen Nachkriegsordnung zu regeln, haben Sie diese Chance ausgelassen, vorübergehen lassen.

Václav Havel hat im Jahr 2001 gesagt, als der erste und der letzte tschechische Politiker, dass die Beneš-Dekrete moralisch verwerflich seien. Und danach ist die


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