Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll13. Sitzung / Seite 48

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Ich frage Sie übrigens: Wenn die Verfassung so viele Lösungen bringt – das ist eine Verfassung, die Lösungen schafft, hat der Herr Vizekanzler gesagt –, dann erklären Sie das dem Bürger! Der Bürger wird das verstehen und wird ohnehin zustimmen. Warum also die Furcht vor der Volksabstimmung? Allein, dass Sie das nicht zulassen, zeigt, dass Sie nicht offen darlegen, was diese Verfassung eigentlich wirklich ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Zum Zweiten: zur Türkei. Auch das ist ein Beispiel dafür, wie wenig offen debattiert wird. Erinnern Sie sich, meine sehr verehrten Damen und Herren: Es war ja so, dass sowohl die Sozialdemokraten – ich hoffe, dass Sie da sozusagen drauf bleiben und weiter machen – als auch die ÖVP gesagt haben: Vollbeitritt, das ist es nicht so ganz, das muss es ja nicht sein, das wird man dann auch erst sehen. Sie haben also den Eindruck erweckt, Sie wären hier die Retter vor einem Vollbeitritt der Türkei, und Sie haben immer von Verhandlungen mit „offenem Ausgang“ geredet.

Verhandlungen haben immer einen offenen Ausgang; die können zu Ende geführt werden – oder sie können scheitern. So gesehen war das eigentlich eine Formulierung, die den, der aufmerksam zuhört, für dumm verkauft.

Wenn man ganz klar sagen möchte, dass man nicht für einen Vollbeitritt der Türkei ist, dann muss man natürlich sagen: Man kann nicht Beitrittsverhandlungen zu einem Vollbeitritt aufnehmen. Das geht nicht, weil ich ja dann vorhabe, es nicht zu Ende zu führen. (Beifall bei der FPÖ.)

Hier ist es ganz anders gemacht worden: Begleitet von einer sehr schonenden media­len Berichterstattung hat die Frau Außenminister diesen Verhandlungen für einen Vollbeitritt zugestimmt. Und es sind Fakten geschaffen worden, 1,3 Milliarden Heran­führungsbeihilfe sind mittlerweile an die Türkei gezahlt worden. Und ich kann Ihnen sicher sagen: Wenn nicht die Bürger sich auflehnen und wenn da nichts passiert, steht der Zug auf Schiene, und die Türkei wird auf jeden Fall Mitglied der Union sein!

Wir sind der Meinung, dass das nicht gut ist – aus wirtschaftlichen Gründen, aus geostrategischen Gründen und vor allem auch deswegen, weil die Türkei historisch und kulturell kein europäisches Land ist.

Wir bringen deswegen folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, sich bei den Verhandlungen auf EU-Ebene in den entsprechenden Räten und insbesondere auch während der deutschen EU-Präsidentschaft für einen sofortigen Abbruch der Verhand­lungen über einen Vollbeitritt der Republik Türkei zur Europäischen Union einzu­setzen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren! Was darf ein Bürger in einem demokratisch geführten Land von seinem Politiker verlangen? – Er darf verlangen, dass offen und ehrlich diskutiert wird, dass dann die Mehrheitsmeinung der Bürger offen und selbstbewusst vertreten wird, und zwar in Brüssel und überall, und das vermissen wir. Wir vermissen zum Beispiel den Protest und die Erwähnung des Herrn Bundeskanzlers, wenn er in


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