Ich bin darauf angewiesen, in mehreren Jobs zu arbeiten, um meine Lebenshaltungskosten zu decken. – Was machen Sie für diese Frauen im Regierungsübereinkommen? Was ist von diesem Sonderfonds geblieben, zusätzlich zu den AMS-Mitteln, genau gegen die Arbeitslosigkeit und diese Problematik, dass spezifisch Frauen in atypischer Beschäftigung gefangen sind, nicht herauskommen und Hilfe und Unterstützung brauchen? Was machen Sie mit einem Regierungsprogramm, in dem jegliches Projekt unter einem Finanzierungsvorbehalt steht und wo wir heute gehört haben, es wird jetzt einmal Sparbudgets und am Ende dann eine Steuerreform geben? Was sagen Sie so einer Frau mit 33 Jahren – sieben Jahre Teilzeit, kein fixes Einkommen, kein fixer Arbeitsplatz?
Ich glaube, dass wir auch hier vor dem Frauentag nicht ohne ein echtes Aktionsprogramm aus diesem Saal hinausgehen sollten, um den Wiedereinstieg zu fördern für Frauen, die nicht mehr den Einstieg schaffen, aber auch für diese Frauen, die am Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen können. Und das werden immer mehr!
Die Arbeitslosigkeit ist zwar derzeit rückläufig – das werden Sie sicher auch noch erwähnen –, allerdings sinkt die Arbeitslosigkeit bei den Männern sehr viel schneller als bei den Frauen. Sehr viel schneller – auch hier wieder eine klassische Diskriminierung! Hier reicht es nicht, nur Lippenbekenntnisse und Ansagen zu machen, sondern hier braucht es ein umfassendes Maßnahmenpaket mit einem ordentlichen Batzen Geld. Ich zitiere hier SPÖ-Politikerinnen: Geld ist Macht! (Beifall bei den Grünen.)
Ich komme zum dritten wesentlichen Bereich: Führungspositionen, die Chancen von Frauen in Top-Jobs. Da geht es um die Wirtschaft, da geht es um die Verwaltung und um die Universitäten. Das sind die größten Problembereiche, die wir haben.
Was die Spitzenpositionen bei den größten Kapitalgesellschaften in Österreich betrifft, den größten, börsenotierten, umsatzstärksten Unternehmen Österreichs, waren 2004 die Führungsetagen zu 39 Prozent mit Frauen ausgestattet. Ein paar Jahre später, nämlich 2006, haben wir bereits fast 50 Prozent ausschließlich Männer-geführte Unternehmen. Das heißt, in der Hälfte der Betriebe gibt es in den Spitzenpositionen keine einzige Frau! Das hat sich in den letzten Jahren auch verschlechtert.
Was werden Sie dagegen unternehmen? – Im Regierungsprogramm steht sehr vage, der Anteil soll irgendwie erhöht werden. Bitte, wie, wenn Sie sich gegen Quoten aussprechen, gegen gesetzliche Vorgaben aussprechen, gegen alles aussprechen, was bindende Wirkung hat? – Vor allem haben wir so gute Beispiele wie Skandinavien, Finnland et cetera, wo das sehr gut funktioniert, mit einem 40-Prozent-Quotenanteil in den Vorständen, und die Unternehmen schaffen es ohne Klagen, dass tatsächlich auch bei diesen Top-Jobs schön langsam Gleichheit hergestellt wird.
Bei den Universitäten ist es ähnlich: Wir haben kein einziges weibliches Rektorat – das ist, denke ich, für ein Land wie Österreich beschämend –, obwohl wir immer mehr Absolventinnen haben. Es kommt nun vor allem an Wiener Universitäten eine Pensionierungswelle, das wäre eine gute Gelegenheit, vorwiegend weiblich zu besetzen. Auch da frage ich mich: Werden Sie das tun? Werden Sie hier auch dem öffentlichen Dienst, Frau Ministerin Bures, ein bisschen mehr auf die Finger schauen?
Ich erzähle Ihnen noch ein Beispiel; vielleicht können Sie sich auch in diese Frau hineinversetzen. Im Umweltministerium gab es letzten Sommer eine einzigartige Situation: auf der Sektionschef-Ebene, wieder die Top-Jobs, nur Männer. Im Umweltministerium gab es neun Sektionen, deren Leitung ausschließlich mit Männern besetzt war: 9 : 0. Zwei gingen in Pension. – Was passierte?
Es gab Bewerberinnen. Jetzt versetzen Sie sich in die Rolle einer Bewerberin: qualifiziert, lange Dienstjahre, mit der Hoffnung, dass dieses Missverhältnis ausgeglichen
HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite