Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll14. Sitzung, 7. März 2007 / Seite 105

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Ich denke, das hätte auch mein Vorredner vielleicht erkennen und sagen können, wenn er hätte können.

Lassen Sie mich aber auch ein Zweites sagen: Ich denke, dass es zum Beispiel ganz wichtig ist, deutlich zu sehen, dass die Frage, welche Freiheiten Männer und Frauen in aufrechter Ehe bei der Kindererziehung haben, sehr wesentlich davon abhängt, wel­chen ökonomischen Spielraum sie haben. Wir haben heute eine Situation – das ist mehrfach gesagt worden –, wo das Einkommen von Frauen auch bei Vollzeitberufs­tätigkeit einfach so viel niedriger ist als das von Männern, dass es im Allgemeinen aus wirtschaftlichen Gründen nicht geht, dass der Mann zu Hause bleibt.

Das ist auch der Grund dafür gewesen, warum wir beispielsweise eine Flexibilisierung des Karenzgeldes verlangt haben, und zwar nicht nur in dieser relativ starren Form, die jetzt möglich war, sondern darüber hinaus. Und eine von diesen bekannten „linken Organisationen“ wie das Rote Kreuz hat heute die Forderung aufgestellt, dass ein ein­kommensbezogenes Karenzgeld eingeführt werden sollte, weil das das Einzige ist, was eine freie Entscheidung der Eltern zuließe, sich ohne wirtschaftlichen Druck für das Zu-Hause-Bleiben oder für das Arbeiten zu entscheiden (Beifall bei der SPÖ) – eine Entscheidung, die heute normalerweise so getroffen werden muss, dass die Frau zu Hause bleibt, wenn jemand zu Hause bleibt, weil es wirtschaftlich anders nicht geht.

Wir haben auch die Beweise dafür, dass das stimmt. Wenn wir uns ansehen, wie viele Männer im öffentlichen Dienst in Karenz gehen – insbesondere dann, wenn sie mit Frauen verheiratet sind, die auch im öffentlichen Dienst sind –, dann können wir fest­stellen, dass dort der Karenzanteil der Männer viel höher ist – einfach deshalb, weil die Einkommensfrage dort egalisiert ist.

Also wir sollten endlich auch dort anerkennen, dass es weiterer Schritte bedarf und dass man auch weiter gehen kann, als es diesmal bei den Koalitionsverhandlungen möglich war.

Lassen Sie mich noch ein anderes sagen – und dabei auch auf meine europäische Funktion zu sprechen kommen –: Es ist vor wenigen Tagen eine Untersuchung des EUROSTAT, des Statistischen Amtes der Europäischen Union, zur Frage „Europäi­sche Unternehmen im Spiegel der Statistik“ erschienen. Und bei dieser Gelegenheit ist untersucht worden, welche jene Branchen in Europa sind, in denen die meisten Frauen beschäftigt sind, und welche jene Branchen in Europa sind, in denen die meisten Män­ner beschäftigt sind. Und ich darf Ihnen das Ergebnis sagen: Die ersten drei Plätze der Branchen in Europa, in denen Frauen den höchsten Anteil stellen, sind: Textilwaren, Bekleidung, Leder und Schuhe – dort stellen Frauen einen Anteil von 65 Prozent –; zweiter Platz: Einzelhandel – dort stellen Frauen einen Anteil von 61 Prozent –; dritter Platz: Hotel- und Gaststättengewerbe mit einem Frauenanteil von 55 Prozent.

Was sagt uns das? (Zwischenruf bei der ÖVP.) – Sie Witzbold! – Was sagt uns das? – Das sagt uns, dass das genau die Branchen sind, in denen am wenigsten gezahlt wird. Und ich denke, wir müssten darüber nachdenken, warum das die Branchen sind, wo Frauen am stärksten beschäftigt sind.

Wenn wir uns die Branchen ansehen, wo Männer am stärksten beschäftigt sind, dann ist es nicht besonders überraschend, dass dort das Baugewerbe und Realitätenwesen mit 92 Prozent führt – das ist vor allem der Bau: Klar, dort arbeiten üblicherweise Män­ner. Das Zweite ist die Gewinnung nichtenergetischer Mineralien, Erzbergbau, Gewin­nung von Steinen und Erden – also Bergwerksunternehmen: No na, auch ein hoher Männeranteil. Und der dritte Platz ist Metalle und Metallerzeugnisse.

Aber lassen Sie mich noch etwas Zweites ansprechen, nämlich die Frage, wo die höchsten Löhne gezahlt werden, und dann wird der Zufall es zeigen, dass das wieder keine Frauenbranchen sind. Die höchsten Löhne werden nämlich gezahlt: Erster Platz:


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