Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll14. Sitzung, 7. März 2007 / Seite 115

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

densten Fällen – Sie sollten das eigentlich auch wissen –, wo die Frauendiskriminie­rung schon anfängt. Dann gibt es den berühmten Schwarzen Vorhang, aber der regelt nicht die Aufnahme zu den Philharmonikern, sondern nur ins Staatsopernorchester. Die eigentliche Crux – und darum ging es ja – ist: Wer schafft es vom Staatsopernor­chester, dann bei den Wiener Philharmonikern aufgenommen zu werden? Und das geht erstaunlicherweise bei den Männern in den meisten Fällen recht reibungslos, bei den Frauen gibt es überraschend immer wieder Probleme. So viel Seriosität in der Debatte sollte man schon haben. (Beifall bei den Grünen.)

Was ich ein bisschen merkwürdig finde, sind diese Nebenbemerkungen über den Qua­litätsanspruch. (Abg. Dr. Haimbuchner: Lösungsvorschläge? Nicht Polemik!) Wollen Sie allen Ernstes sagen, dass die Frauen, die sich als Künstlerinnen im Staatsopernor­chester bewährt haben, dann nicht gut genug wären für die Philharmonie, jene Frauen, die dann bei anderen Orchestern, zum Beispiel in der Schweiz, absolut in Topqualität mitspielen? Also da wäre ich ein bisschen vorsichtig, wenn Sie so ex cathedra den Künstlerinnen mitteilen, weil sie Frauen sind, sind sie vermutlich nicht gut genug. Oder es gab auch schon das Argument, die Klangfärbung des Orchesters würde leiden, wenn Frauen mitspielen.

Da gibt es Argumente, die sind haarsträubend! Und ich zitiere aus dem „profil“ aus dem Jahr 2003; das ist jetzt nicht so ewig lange her und Ur- und Frühgeschichte. 2003 hat noch ein Geiger des Philharmonieorchesters dem „profil“ gegenüber gesagt: „,Drei Frauen sind schon zu viel’,... ,Wenn wir einmal zwanzig Frauen haben, wird das Or­chester ruiniert sein. Wir haben einen großen Fehler gemacht und werden ihn noch bitter bereuen.’“ – Was immer der Mann bereut, das weiß ich nicht, aber die Berliner Philharmonie hat 20 Prozent Frauenanteil und ist ein brillantes Orchester. – Das nur zum Qualitätsargument.

Zu dem, was Abgeordnete Muttonen und die Frau Staatssekretärin gesagt haben: Das war ja noch in der Ära von Schwarz-Blau, Schwarz-Blau/Orange! – Ja, stimmt schon. Allerdings hat den Vertrag, der jetzt beklagt wurde, der auf zehn Jahre die Kündigung nicht leicht macht, schon noch Kanzler Klima unterschrieben – das nur der Vollständig­keit halber.

Das Zweite ist die Frage: Was tun Sie jetzt mit der Situation? So sehr ich Klarheit und Fakten schätze: Die Anfragebeantwortung von Kanzler Gusenbauer lässt eine eigene Meinung sehr augenscheinlich vermissen. Es gibt einen einzigen Satz in seiner Anfra­gebeantwortung, wo er feststellt: Grundsätzlich lehne ich jede Diskriminierung ab. – Na hoffentlich! Wäre noch schöner, wenn das nicht der Fall wäre! Aber darüber hinaus wäre ihm auch nur der Ausdruck des Bedauerns, dass da nicht mehr getan wurde, glaube ich, ganz gut angestanden und hätte ja auch nichts gekostet; könnte man ja sa­gen. (Abg. Parnigoni: Seien Sie nicht so streng!) – Herr Abgeordneter Parnigoni findet Kritik am SP-Kanzler offenbar nicht zulässig – oder ich weiß nicht was. (Abg. Parni­goni: Gusenbauer ist ein Kämpfer für Frauenrechte! Er hat ein eigenes Frauenministe­rium geschaffen!) Ach, das ist richtig! Ein SP-Kanzler darf nicht kritisiert werden. (Abg. Parnigoni: Das ist ungerechtfertigt!) Es tut mir leid, wir sind in der Opposition und wer­den das weiter tun! Und gerade Frauenfeindlichkeit oder Mängel in der Gleichstellungs­politik werde ich immer sehr vehement kritisieren.

Daher auch ein ganz konkreter Vorschlag – und ich verstehe nicht, Frau Staatssekretä­rin, warum Sie darauf gar nicht eingegangen sind, weil es mein Kollege Zinggl ja auch angesprochen hatte –: Es gibt einen Vertragspassus, der lautet, dass die absolute Chancengleichheit von Männern und Frauen im Orchester zu wahren ist. Normaler­weise – siehe Diskussion um den Eurofighter! – ist, wenn ein Vertragsbruch vorliegt, wenn die Nichterfüllung oder Nichteinhaltung von Vertragsbestandteilen nachgewie­sen ist, der Ausstieg aus einem Vertrag auch vorzeitig jederzeit möglich. Was hindert


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite