wirklich Karriere?; das wird immer falsch dargestellt –, sondern ein Kind zu betreuen und zu erziehen, vor allem in den ersten Lebensjahren, ist eine ungeheuer anspruchsvolle Aufgabe, es ist ein Wert per se, das zu tun. – Das ist unser Weg, den wollen wir weiterverfolgen! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich wundere mich, meine Damen – aber es waren auch ein paar Herren von der ÖVP im Ausschuss –, dass Sie jetzt so vollkommen unhinterfragt die Geschichte mit dem Barcelona-Ziel aufgenommen haben. Das Barcelona-Ziel heißt: 33 Prozent der Kleinstkinder müssen in Kinderbetreuungsstätten betreut werden können. Dieses Ziel gibt uns die EU vor, und das müssen wir anerkennen. Aber das erfüllen wir nicht annähernd, wir liegen da nur bei 12 Prozent, und da müssen wir jetzt hin. – Ich meine: Da müssen wir überhaupt nicht hin! (Beifall bei der FPÖ.)
Das Barcelona-Ziel ist übrigens ein Nachfolge-Papier nach dem Lissabon-Ziel – und das sind Wirtschafts-Papiere! Es kann schon sein, dass man die Arbeitskraft der gut ausgebildeten, tüchtigen, fleißigen, strebsamen und sehr sozialen Frauen sehr schätzt, aber können wir auch anerkennen, dass junge Frauen vielleicht etwas noch Wichtigeres zu tun haben, sich nämlich ihren kleinen Kindern zu widmen? Es müssen eben andere für sie einspringen. Man kann nicht genau die Arbeitskraft dieser Frauen benötigen, wenn man sie eigentlich woandershin lenken könnte, wenn sie das selber wollen!
Wir sind der Meinung, dass das Barcelona-Ziel – ein legitimer Wunsch der Wirtschaft; man kann sich vorstellen, dass sie das gerne hätte – nicht ausschlaggebend für Kinderbetreuung sein kann: wo, wie und was! Kinderbetreuung hat sich zuallererst daran zu orientieren, was dem Kind guttut, was das Kindeswohl ist! (Beifall bei der FPÖ.)
Diese Debatte, die hier in aller Regel geführt wird, nimmt darauf überhaupt keinen Bezug. Sie haben vielleicht in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Dienstag über die größte bislang verfasste Studie zum Thema: Wie wirkt sich die Betreuung – „Fremdbetreuung“ steht hier, so wie es auch ist – auf Kinder aus, wenn sie sehr früh außer Haus kommen?, gelesen. Und da steht einwandfrei: „Fremdbetreuung macht Kinder laut einer Studie aggressiver“!
Ich will das jetzt nicht behaupten, aber die Behauptung, dass eine professionelle Betreuung auf jeden Fall vorzuziehen ist, es gehe dabei um Bildungseinrichtungen, und dass die Betreuung durch die eigenen Eltern, durch die eigene Mutter nachgerade schon sozusagen die zweitrangige und die schlechtere ist, das sehen wir Freiheitlichen ganz und gar nicht so! Wir meinen, dass das Gegenteil der Fall ist.
Ein Argument, das immer wieder kommt und das natürlich auch zu bedenken ist, das ist die Frage: Wie ist das mit dem Wiedereinstieg der Frauen? – Ich meine, dass wir als flexible Gesellschaft es wohl zustande bringen müssten, dass Frauen nicht gerade dann, wenn sie von den biologischen Voraussetzungen am besten in der Lage sind, Kinder zu bekommen und zu betreuen, mit den Karrierespitzen oder den Berufsnotwendigkeiten am meisten konfrontiert werden, sondern erst dann, wenn die Kinder aus dem Gröbsten heraußen sind. Das könnten wir einmal in Angriff nehmen: dass wir das zustande bringen!
Aber überdies: Die Debatte wird auch nicht redlich geführt. Es wird immer wieder gesagt, das Kindergeld würde die Mütter davon abhalten, in ihren Beruf zurückzukehren. Da wird immer ins Treffen geführt, nach eineinhalb Jahren seien nur mehr so und so viele in ihren Beruf zurückgegangen. – Eh klar! Eineinhalb Jahre bezog man das Karenzgeld; das Kindergeld ist Gott sei Dank auf zweieinhalb Jahre angelegt. Selbstverständlich sind nach eineinhalb Jahren die meisten nicht zurückgekehrt. Warum hätten sie auch sollen?
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