Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll17. Sitzung / Seite 147

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Bevor ich jetzt direkt auf das Kinderbetreuungsgeld eingehe, möchte ich zu den Aus­führungen von Frau Kollegin Fuhrmann und auch von Frau Kollegin Grossmann zum Thema Familienpolitik etwas sagen: Ich finde das ganz interessant, wenn Sie jetzt von der Kinderrechtskonvention sprechen, von der Erhebung von Kinderrechten in den Ver­fassungsrang, von der Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre: Das steht in Ihrem Re­gierungsprogramm. Seit Oktober gibt es dazu Anträge. Sie bräuchten es nur nicht zu vertagen beziehungsweise zu behandeln und zu beschließen. – Dann hätten wir das schon. (Abg. Steibl: Die Wortwahl ist nicht ganz richtig!)

Noch dazu hätte das folgenden Riesenvorteil: Ich lasse mir schon einreden, dass ge­wisse Beschlüsse unmöglich sind, bevor das Budget da ist. Die Wahlaltersenkung hätte aber zum Beispiel nichts gekostet, ebenso die Erhebung der Kinderrechte in den Verfassungsrang. Das wurde von den SPÖ- und ÖVP-Abgeordneten im Familienaus­schuss so abgestimmt, dass es auf hoffentlich einmal wiedersehen vertagt wurde. Also dafür, dass wir damit nicht weiterkommen und dass es nicht schneller geht, müssen Sie selbst die Verantwortung übernehmen. (Beifall bei den Grünen.)

Jetzt aber zum Kinderbetreuungsgeld: Ich finde das ja sehr interessant, welch seltsa­me Familienbilder hier teilweise ausgebreitet werden. Ich glaube einfach, dass Familie etwas ganz Individuelles ist. Sie lässt sich heutzutage nicht mehr in dieses Schema drücken, wie es vielleicht FPÖ und BZÖ sehr gerne hätten (Widerspruch bei der FPÖ), so mit Mama und Papa und den Kindern, alle sind zu Hause, der Papa verdient genug dafür, dass alle gut versorgt sind, und die Frau hat keinerlei Probleme, später einmal eine Pension zu bekommen. (Abg. Gahr: Schwarzmalerei!) Die Frau hat keinerlei Pro­bleme, nach zweieinhalb Jahren Kinderbetreuungsgeld einen Job zu bekommen, weil sie bleibt ja ohnehin gerne zu Hause. Es ist ja alles kein Problem. (Abg. Gahr: Wir kön­nen viel tun!)

Es tut mir leid, ich weiß nicht, wo Sie leben. Ich kenne viele Frauen, und diese vielen Frauen befinden sich in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Die glücklichen Fa­milien werden leider immer seltener. Und das liegt nicht daran, dass Ihr Kindergeld so eine hervorragende Methode war, den Familien etwas Gutes zu tun. – Es tut mir leid.

Dass die Frauen das selbstverständlich nehmen, weil sie wenigstens irgendetwas be­kommen – das Karenzgeld wurde ja im Gegenzug abgeschafft –, ist nur natürlich. Das ist aber kein Beweis für den großen Erfolg dieser Angelegenheit.

Die Eltern, die eine kürzere Karenzvariante in Anspruch nehmen werden – und ich sage gleich dazu, die Grünen sind unbedingt für eine Flexibilisierung des Kinderbetreu­ungsgeldes, allerdings geht sie uns noch viel zu wenig weit –, werden einen geringeren Gesamtbezug haben. – Das halten wir für nicht vertretbar. (Abg. Steibl: Alleinerziehe­rinnen bekommen ja den Zuschuss zum Kinderbetreuungsgeld! Das müssen Sie ja auch wissen!)

Was die Frau Ministerin auch selbst schon kritisch angemerkt hat: Alleinerzieherinnen werden benachteiligt. Sie werden über kürzere Zeit die Möglichkeit haben, dieses Kin­derbetreuungsgeld zu bekommen. Das ist eine Schlechterstellung für Alleinerzieherin­nen beziehungsweise eine Noch-immer-nicht-Verbesserung des Kinderbetreuungsgel­des.

Was mit dieser Flexibilisierung auch nicht geschafft wurde, ist, endlich diese seltsame Gegebenheit abzustellen, dass Mütter – oder auch Väter –, die sich dafür entscheiden, länger zu Hause zu bleiben, nicht die Chance haben, auch nach dem zweiten Geburts­tag des Kindes wieder in den Beruf zurückzukehren.

Angesichts der Tatsache, dass die Versorgung mit Kinderbetreuungseinrichtungen in Österreich gerade einmal bei 11 Prozent liegt – und die werden auch großteils in An-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite