Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll20. Sitzung, 24. April 2007 / Seite 187

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die Sichtweise der Staaten Kanada und Norwegen, die natürlich hier im Parlament auch schon beleuchtet worden ist.

Die kanadische Regierung hat ja die Jagd auf über eine Million Robben innerhalb von drei Jahren freigegeben – das ergibt pro Jahr ungefähr 350 000 Tiere, die bejagt wer­den –, hat das aber für das Jahr 2007 auf 270 000 reduziert mit der Argumentation, es gäbe zu wenig Packeis, sodass die Vermehrung der Tiere ohnehin schon gefährdet sei.

Das kanadische Fischereiministerium rechtfertigt die Robbenjagd mit dem Vorwand, das bringe ein zusätzliches Einkommen für die ostkanadische Bevölkerung und das Bejagen der Robben verhindere auch, dass die Kabeljaubestände weiterhin gefährdet seien.

Man spricht auch davon, dass diese Tierart der Robben überhaupt nicht gefährdet sei, dass nach dem Stand der Wissenschaft ohnehin ein Höchstbestand seit 200 Jahren zu verzeichnen sei und man ohnehin mit jährlichen Jagdquoten ganz genau auf die Pro­bleme bei der Jagd auf die Robben eingehe.

Tatsächlich sehen viele Fischer in vielen Teilen der Welt die Robben als ihre natür­lichen Konkurrenten und fordern daher eine Dezimierung der Bestände.

In Norwegen gibt es nach Auskunft der norwegischen Regierung ein sogenanntes in­taktes Ressourcen-Management. Sie spricht sogar von acht Millionen Sattelrobben und Klappmützen, die im Nordatlantik leben würden, und spricht auch davon, dass es keine Gefährdung für diese Tiere gebe. Sie gibt sogar Subventionen an diese Robbenjäger und begründet das mit steigendem Interesse an Produkten wie Fleisch, Speck und Robbentran für medizinische Zwecke.

Die Gesetzgebung und die Kontrolle, die diesbezüglich in Norwegen gegeben sind, seien sehr gut und detailliert, um auch zu gewährleisten, dass wirklich bei vorgegebe­nen Quoten, Tötungsmethoden, obligatorischem Training für Robbenjäger und so wei­ter alles eingehalten wird.

Soweit also die Argumentation Norwegens und Kanadas. – Nun vielleicht einen Blick auf die Südhalbkugel.

Auch auf der Südhalbkugel gibt es Populationen von Robben – ich verweise ganz kurz auf Namibia –, wir sollten also auch auf diese Gebiete kurz eingehen. Auch dort gibt es natürlich die Probleme mit der unkontrollierten Bejagung, wo ein Rückgang des Be­stands von 1,5 Millionen Robben, Pelzrobben, auf unter 500 000 zu verzeichnen ist.

Das wahre Problem ist von Frau Kollegin Bayr nun angesprochen worden, auch ich möchte darauf hinweisen, dass nämlich der Handel allein mit diesen Produkten nicht das Problem darstellt. Der Handel ist vielleicht ein kleiner Teil dieses Lösungsansatzes, aber das große Problem stellen in Wirklichkeit die Fischereiflotten dar und damit natür­lich auch die EU-Fangflotten.

Ich möchte dazu eine Zahl nennen, Frau Kollegin Bayr, und zwar eine Zahl, die einen wirklich erschrecken lässt: Die Weltfangmenge von 1952 mit 20 Millionen Tonnen Fisch pro Jahr ging heuer auf 80 Millionen Tonnen hinauf; dazu kommen noch diese 30 Mil­lionen Tonnen ungewollten Beifangs an Meerestieren, und dazu gehören auch die Robben. Das heißt, diese Tiere – 30 Millionen Tonnen! – werden als Beifang tot wieder in das Meer geworfen, wodurch natürlich auch die Populationen geschwächt werden, und das ist auch ein Problem, das leider Gottes in diesem Gesamtantrag nicht behan­delt worden ist. Aber ich kann es nicht ändern oder Sie dazu bringen, es besser zu machen.

 


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