Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 331

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lebt man eigentlich von der Hand in den Mund oder von einem Tag auf den anderen. Das kann es in der Forschung nicht sein.

Die Steigerungsraten sind unterdotiert, ich habe es schon gesagt. Henriette Egerth, die ja von Bartenstein in die Leitung der Forschungsförderungsgesellschaft gewechselt ist, reklamiert bereits für 2007 eine Budgetlücke für ihre Forschungsförderungsgesellschaft von 40 Millionen € gegenüber dem, was ihr versprochen wurde.

Wenn man schaut, was die Ursache dafür ist – Hakl hat es nicht ganz angesprochen, aber angerissen –: Es sind die mangelnden Steigerungsraten im Ressort dafür verant­wortlich, die in diesem Jahr eigentlich unter 7 Prozent liegen, wenn man die forschungs­relevanten Sachen anschaut, aber auch eine Reduktion der Zuwendungen aus der Nationalstiftung.

Wir haben immer wieder gesagt: Es kann nicht sein, dass Forschungsressorts und Forschungsempfänger und WissenschafterInnen, aber auch Betriebe, wenn Sie so wollen, immer warten müssen bis zum Jahreswechsel, um zu sehen, ob da noch ein Sondermittel auftaucht, ob da noch eine Spende kommt, ob da noch jemand gnädig ist. – Das darf es nicht sein!

Ich möchte auch wissen, was Herr Vizekanzler und Finanzminister Molterer dazu sagt, dass er sich 60 Millionen € aus der sogenannten Forschungsmilliarde in der Hinterhand behalten hat, was er mit der vorhat und was da passiert.

Der Wille kann hier nicht fürs Werk gelten, sondern ich möchte hier klare Transparenz. Das, was Sburny angesprochen hat, möchte ich nur bekräftigen: Ich finde, es ist eine Zumutung für das Parlament, wenn selbst die Experten schon geneigt sind, Handleserinnen und Astrologen zur Beratung zuzuziehen, um diesen Wust an Zahlen zuzuordnen und vergleichen zu können. Manches wird gleich zwei Mal verkauft, siehe Klimafonds.

Ich möchte auch gerne wissen, was wirklich forschungsrelevant ist. Mein Verdacht ist, dass vieles unter angewandter Forschung firmiert, was letztlich nichts anderes ist als ein Anpassen an den heutigen Stand der Technik in der Wirtschaft.

Ein blödes Beispiel vielleicht: Wenn eine Reinigungsfirma ihren Besen gegen einen Staubsauger austauscht, ist das nicht angewandte Forschung, das ist betriebliche Förderung – die mag okay sein, aber da möchte ich einmal klare Zahlen haben!

Hochrangige Leute aus den Forschungsförderungsgesellschaften haben mir sehr charmant gesagt, dass mein Verdacht insofern stimmt, als diese Grauzone zwischen Forschung und Wirtschaftsförderung als Spektralfarben geschildert wurde, was ein romantischer Vergleich ist, aber doch etwas heikel.

Ganz zum Schluss: Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung hat in den letzten Jahren einiges gelernt und auch einiges an Positivem dazu beigetragen. Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, dass Forschung und Entwicklung – man muss sich nur die Delphi-Studien anschauen! – nicht nur am Technologie-, medizinischen, naturwissenschaftlichen Sektor stattfinden, sondern sich die größten Wachstumsraten im Dienstleistungssektor abspielen, wo auch Geistes-, Kulturwissenschaften, Sozio­logie und anderes verankert sind. Ich würde da gerne sehen, dass Sie den Rat in seinen Ressourcen und auch personell so stärken, dass das nicht ganz so einseitig wird.

Zum Schluss noch zu den KMUs, weil es immer heißt: Die schauen irgendwo durch die Finger gegenüber der Großindustrie. Da ist einiges Wahres dran. Ich habe aber Folgendes erlebt – ich war selbst einige Jahre im Kuratorium des FWF, da gab es die Aktion „Wissenschafter für die Wirtschaft“. Und was hat der Vertreter der Wirtschaft


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