Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 452

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Kleines Detail am Rande: Nächstes Jahr soll in diesem Völkerkundemuseum eine Ausstellung zu Karl dem Kühnen eröffnet werden. Auf unsere schriftliche Anfrage, was denn Karl der Kühne mit Ethnologie zu tun habe, erhalten wir die Antwort, dass der Umbau so geplant wäre, dass auch das Kunsthistorische Museum dort seine Ausstel­lungen machen kann. Genau das haben wir – und auch die Sozialdemokratie – damals, als Dr. Seipel das Völkerkundemuseum unbedingt in sein Imperium auf­nehmen wollte, kritisiert, da haben wir gesagt, das ist eine Erweiterung des Kunsthistorischen Museums. Und genau das erleben wir jetzt. Niemanden interessiert es, dass hier die Autonomie, die gesetzlich festgeschrieben ist, seitens des Völkerkun­demuseums verletzt wird.

Da wir schon beim Völkerkundemuseum sind: Es findet sich im Kulturbericht noch ein lustiges Detail: Das Völkerkundemuseum gibt 40 000 Besucher für das Jahr 2004 an. Jetzt muss man wissen, dass im Jahr 2004 – ich habe es vorhin schon erwähnt – das Völkerkundemuseum wegen Umbaus komplett geschlossen war. Wie können 40 000 Besucher in ein geschlossenes Museum gehen? Und das ist genau das, was ich unter Verschwendungssucht und mangelnder Kontrolle gegenüber den Museen seit Jahren kritisiere. Es setzt sich alles fort, wie es war, es gibt überhaupt keine Änderung. Das fällt überhaupt niemandem auf! Niemandem außer uns fällt auf, dass da ganz eigenartige Zahlen drinstehen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Cap: Was sagt das Museum dazu?)

Ich könnte noch viele Beispiele bringen, Kollege Cap, es fehlt mir die Zeit. (Abg. Dr. Cap: Was sagt das Museum eigentlich dazu?) Bitte, wenn ich eine schriftliche Anfrage stelle und solche Antworten bekomme, dann ist das eine Fortsetzung ... (Abg. Dr. Cap: Was ist die Begründung? Wo sind die 40 000 hingegangen?) Das weiß ja ich nicht! Ich habe ja keine Antwort dazu bekommen! Ich muss jetzt begründen, wo die 40 000 hingegangen sind?! Ich weiß nicht einmal, ob sie beim Hintereingang hineinge­gangen sind oder vorne. Es sind ja beide geschlossen. Also ich kenne mich überhaupt nicht aus. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen. – Abg. Sburny: Vielleicht sind sie noch drinnen!)

Wenn es für Sie zu wenige Beispiele sind, ich könnte Ihnen noch einige Beispiele bringen, etwa zu einem Verkehrsmuseum: Weitere 4,5 Millionen € sind geplant für ein Verkehrsmuseum, das direkt neben dem Technischen Museum errichtet werden soll. – Meine Damen und Herren! Wir wissen, dass dort bereits 8,5 Millionen € in den Sand gesetzt wurden, weil ein Verkehrsmuseum geplant war – von der BIG damals – und dann daraus ein IMAX-Kino wurde, das Pleite gegangen ist, mit dem Ergebnis, dass dort jetzt eine Ruine steht.

Jetzt haben wir weitere 4,5 Millionen, es wird wieder ein Verkehrsmuseum geplant. Ich weiß nicht, ob das wieder in den Sand gesetzt wird, das kann ich jetzt nicht prognos­tizieren. Aber es wird gebaut, gebaut, gebaut – und gleichzeitig darbt eine gesamte Kulturlandschaft.

Kollege Cap, das ist nicht übertrieben. Tausende Künstler und Künstlerinnen sind unter der Armutsgrenze und wissen nicht, wovon sie morgen leben sollen. Das kann keine sozialdemokratische Handschrift sein! Das Einzige, was bei den Regierungsverhand­lungen seitens der SPÖ mehr oder weniger gerettet wurde, war der eine eintrittsfreie Tag für die Bundesmuseen. – Sehr schön, waren wir sehr begeistert.

Jetzt höre ich im Ausschuss von der Frau Ministerin, dass sie sehr skeptisch ist demgegenüber und dass das vielleicht doch nicht gemacht wird, weil ja dann die Touristen und die Touristinnen nicht zur Kasse gebeten werden können. Der Staat will sich diese Einnahmen ja nicht entgehen lassen.

 


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