Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 503

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alle fließend –, mehr vorhanden als in der Vergangenheit. Und es wird auch seitens der öffentlichen Hand mehr ausgegeben in den beiden Bereichen, insbesondere auf Bun­des­seite. Die Frage ist, ob es richtig ausgegeben wird und wofür es ausgegeben wird.

Sie kennen eines meiner Themen, die ich immer wieder anspreche, und meine Kritik wird nicht verstummen, solange es noch eine Restchance gibt, hier etwas zu verän­dern. Dass wir zum Teil tatsächlich noch in einigen Bereichen massiven Aufholbedarf haben, man auf der anderen Seite aber Geld für elitäre Bildungseinrichtungen oder Wissenschaftsforschungsstätten, wie die Eliteuniversität oder welchen Namen auch immer man ihr geben mag, einsetzt, halte ich für den falschen Weg. Ich glaube nicht, dass Exzellenz, Elite und Wissenschaft so funktioniert, dass man herausschält, das Beste herbeiholt, vielleicht auch noch mit den besten Ressourcen an irgendeinen stillen Ort verpflanzt, und dass man glaubt, damit hat man dann irgendwann die Chance auf einen Nobelpreis oder sonst irgendetwas Großartiges zu erwarten. Das sagt ja nicht einmal mehr der Ober-Protagonist Haim Harari, der ja vor sechs Wochen in seinen Interviews gesagt hat, alle, die sich vor dem Jahre 2015 aus dem Projekt Eliteuniversität Gugging auch nur irgendetwas erwarten, sind auf dem Holzweg.

Ich weiß schon, dass wir Politik machen müssen, die über Generationen dauert, aber auf der anderen Seite: Ein bisschen genauer hätte ich es schon gerne. Die Ver­sprechungen, die gemacht wurden, haben ja am Anfang so gelautet: Das wird die öffentliche Hand nichts kosten, das machen die Industrie und die Wirtschaft alleine! – Sie haben selbst bei den Budgetauskunftsberatungen gesagt, 290 Millionen € Bundes­mittel sind dafür reserviert. Das heißt, es kostet doch! Dieses Versprechen, das ursprünglich gegeben wurde, ist offensichtlich nicht richtig. Ich habe mir ja auch von Haus aus gedacht: Wenn ich als Industrie oder Wirtschaft etwas machen möchte, wobei ich ohnehin ausschließlich daran denke, öffentliche Mittel nicht in Anspruch zu nehmen, warum mache ich nicht eine Privatuniversität? – Jetzt wissen wir es: weil man eben doch die öffentliche Hand anzapft.

Ich sage Ihnen, das ist der falsche Weg, denn es wird nur dort Exzellentes, Elitäres passieren, wo es ein Biotop an Breite gibt und wo man auch erkennt, wo die Spitze ist, wo das ist, von dem man sich abheben kann. (Beifall bei der FPÖ.)

Das wird von mir, wird auch in der westlichen Welt, aber nahezu auf der ganzen Welt schon so gesehen. In Österreich geht man den anderen Weg. Da macht man Im­mobilienprojekte, in die man Geld versenkt, und sagt nachher, Überschrift: „Wissen­schaftliche Forschung“.

Ich verstehe das etwas anders. Auf der anderen Seite ... (Abg. Broukal: Worauf spielen Sie an?) – Na ja, auf das Projekt Eliteuniversität zum Beispiel. Ist ein großer Brocken der nächsten Jahre, das muss auch so gesagt werden.

Ich halte das für den falschen Weg. Wir haben 21 Universitäten, die exzellent sind und die man auch noch besser ausstatten kann, damit eben die entsprechende Elite, die sich jeder vorstellt, wie er sie möchte, erreicht werden kann. Aber das soll an einer autonomen Universität passieren.

Die Freiheitliche Partei tritt für die forschungsgeleitete Lehre in Österreich ein. Wir haben ein bisschen den Verdacht, dass dieses seit mehr als 140 Jahren geltende Prinzip im mitteleuropäischen und österreichischen Raum in Gefahr ist, ebenso wie der mühsam erkämpfte freie Hochschulzugang massiv gefährdet ist. Ich lese da – und jeder, der sich damit beschäftigt hat, auch –, dass es jetzt schon bis zu 35 Studien­richtungen gibt, die einen beschränkten Hochschulzugang haben, und zwar ungeachtet der ach so bösen „deutsche Welle“, die ja, wie ich einmal zynisch behauptet habe, nur deswegen so hochgespielt wird, weil es sich um deutsche Studierende handelt. Handelte es sich um türkische oder andere Studierende, wäre die SPÖ wahrscheinlich


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