Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 606

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Es müssen jeden Tag 13 Bauernhöfe aufgegeben werden, die diesem Land Tradition und Identität gebracht haben – jeden Tag stirbt ein Teil der österreichischen Ge­schichte! Jeden Tag sterben 13 Einheiten von Naturverbundenheit und gesunder Lebens­mittelproduktion. (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Und Sie wissen es ja, Herr Minister: Ein Bauernhof, einmal stillgelegt, ist stillgelegt! Der ist nicht mehr reanimierbar, auch nicht mit Ihren Regierungsprogrammen, der ist verloren! (Abg. Murauer: Wo haben Sie Ihren Hof? Wo haben Sie Ihren Bauernhof?) Und diese Entwicklung wird dazu führen, dass Österreich die Selbstversorgungsfähigkeit, die Selbstversorgungskapazität verlieren wird.

Das heißt, Herr Minister Pröll, Sie haben sich in keiner Weise von der katastrophalen Politik Ihrer Vorgänger gelöst. Sie sind immer noch dabei, vorzugaukeln, dass die EU die großen Segnungen in dieses Land gebracht hätte und die EU wirklich etwas für zukunftsgerechte Landwirtschaft tun könnte.

Noch ein paar Eckpunkte, damit Sie auch das wissen: Tausende Bauern müssen heute einem Zweitberuf nachgehen, um ihre landwirtschaftlichen Betriebe überhaupt auf­rechterhalten zu können. (Abg. Grillitsch: ... beschämend!) Und Sie kämpfen unter Verzicht, Herr Grillitsch (Abg. Grillitsch: Beschämend, Ihr Auftritt! Das ist be­schä­mend, was Sie da sagen!), und zwar unter Verzicht auf einen gerechten Lohn und unter Verzicht auf ein geregeltes Leben, um die Möglichkeit, ihren Hof weiter­zuführen, ihre Tradition weiterzuführen – und das auf Kosten ihrer eigenen Familien! (Abg. Grillitsch: Ich hätte Ihnen nicht zugetraut, dass Sie hier so eine beschämende Rede halten! Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut! Es ist wirklich beschämend, muss ich Ihnen sagen, was Sie hier ...!)

Oft sind es die Bäuerinnen, Herr Grillitsch, die die schwere Last der Betriebsführung alleine tragen müssen, weil ihre Männer eben dem Nebenerwerb nachgehen müssen. Und was fällt Ihnen als Lösungsvorschlag dazu ein? Ich sehe Probleme, die Sie lösen wollen: Genderung der Landwirtschaft! – Das sind Ihre Lösungsansätze! Das ist doch lächerlich: „Genderung“! Das ist eine Verhöhnung der österreichischen Bauern: ein Programm zur Genderung der Landwirtschaft! – Ich muss sagen: Unglaublich! (Abg. Heinisch-Hosek: Sie haben ja keine Ahnung!)

Wissen Sie, wie Sie den Bauern wirklich helfen könnten, wo die gerechten Ansätze wären? – Liebe Herrschaften von der ÖVP, geben Sie den Bauern gerechte Preise für ihre Produkte! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Wer gibt denn Preise?)

Schaffen Sie Rahmenbedingungen, die unsere Landwirte frei und ehrlich arbeiten lassen! (Abg. Grillitsch: Erklären Sie uns, wer den Preis macht!) Und geben Sie Ihnen die Möglichkeit, die Verantwortung zu übernehmen für gesunde Lebensmittel, Umwelt­schutz, Erhaltung (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Voll daneben!) und Ausbau unserer Kulturlandschaft!

Weil Sie sagen „voll daneben!“, Herr Minister: Vielleicht kennen Sie die Erzeuger­preis­entwicklung (Abg. Grillitsch: Jetzt wissen wir, wer den Preis macht: Der Herr Klement auf Knopfdruck!) bei Getreide, Milch und Kartoffeln nicht. Schauen Sie sich, bitte, diese Zahl an (der Redner hält ein Blatt mit einer Grafik in die Höhe) – Herr Grillitsch, ich gebe es Ihnen dann (Abg. Grillitsch: Der Herr Klement auf Knopfdruck!) –, schauen Sie sich das an: Seit 1994, seit dem Beitritt zur EU, bei der Milch von 0,42 Cent pro Liter auf 29 Cent! (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Ja, und wie viel Ausgleichs­zahlungen?) Und das konstant niedrig! (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Wie viel Aus­gleichszahlungen ...?) Der Weizenpreis von 22 Cent auf 8 Cent! Das sind die Preise (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Ja, wie viel Ausgleichszahlungen?), die wir heute in der Landwirtschaft erleben müssen – und das ist Ihre Politik! (Abg. Grillitsch: Nein,


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite