Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll28. Sitzung / Seite 159

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schon Unverständnis der Wirtschaft gegenüber. Das wäre vielleicht ein Ansatz, Frau Minister.

Dass die jugendlichen Trinker immer jünger werden – das ist tatsächlich ein Phä­nomen –, ist auf den Umstand der Akzeleration zurückzuführen, denn es ist auch so, dass sich die Pubertät nach unten verschiebt. Aber nichtsdestotrotz dürfen wir natürlich an diesem Problem nicht vorbeischauen. Nur eines müssen wir halt auch zur Kenntnis nehmen: Die Jugend war und ist immer bereit gewesen, an die Grenzen zu gehen und diese auch zu überschreiten. Das werden wir vermutlich mit Verboten nicht einschrän­ken können, und ich warne sogar davor, mit Verboten vorzugehen, denn die Jugend erkennt sehr leicht die Doppelmoral, die dahintersteht. Übertreibungen und Stigmatisie­rungen können sehr leicht zum Bumerang werden.

Kontrollen sind grundsätzlich in Ordnung, aber man muss auch aufpassen, dass kein Unschuldiger zum Handkuss kommt, denn oftmals kann auch ein Kellner nichts dagegen machen, wenn ein Achtzehnjähriger etwas Alkoholisches bestellt und es an einen unter Sechzehnjährigen weitergibt. Das ist nicht immer prüfbar.

Die Frau Ministerin hat ein sehr tolles Wort angesprochen. Die „fehlende Nestwärme“ haben Sie es genannt. Sie haben auch davon gesprochen, die Eltern in die Pflicht zu nehmen, die Vorbildwirkung haben Sie angesprochen, und es soll nicht alles aus­schließ­lich auf die Politik abgeschoben werden. – Da bin ich vollkommen bei Ihnen – absolut! –, aber ich möchte auch Sie in die Pflicht nehmen, Frau Minister, denn Sie haben die Pflicht, die Rahmenbedingungen für die Eltern zu schaffen, dass diese die Nestwärme aufrechterhalten können. Die intakte Familie, so sehr sie vielleicht manche hier ablehnen, ist das einzige Mittel, das hilft, um der Jugend, vor allem in ihren Anfangsphasen, wo sich das Lebensbild prägt, das Nötige mitzugeben. Man wird es trotzdem nicht immer verhindern können, aber man kann vieles damit einschränken.

Ich bin der Überzeugung, dass Kinder, die zu Hause aufwachsen, wo die Mutter noch darauf schauen kann (Abg. Mag. Muttonen: Und der Vater?) und nicht unbedingt arbeiten gehen muss, wesentlich behüteter aufwachsen, als wenn sie in eine Kinder­weg­gebungseinrichtung abgeschoben werden. (Abg. Binder-Maier: Mein Gott! – Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.) Denn eines dieser Phänomene ist schon: Der Jugendliche bekommt ein bisschen Geld zugesteckt, so nach dem Motto: Da hast! Lass mich in Ruhe! Tu, was du willst, damit!

Wir sollten aber auch darauf hinweisen: Warum säuft sich ein Jugendlicher heute an? – Das ist ja in Wahrheit ein Hilfeschrei: oftmals Gewalt in der Familie, Zukunftsängste, Arbeitslosigkeit, mangelnde Ausbildungschancen, Massenzuwanderung, Scheidungs­kinder kommen dazu. (Abg. Königsberger-Ludwig: Das ist eine absolute Unterstel­lung!) – Ich denke, es sollte auch ein Appell sein, etwas mehr wieder die Werte der Familie an sich in den Mittelpunkt unserer Politik zu rücken, dann könnten wir diesem Phänomen sehr effektiv begegnen. (Beifall bei der FPÖ.)

17.10


Präsidentin Dr. Eva Glawischnig-Piesczek: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Prinz. 2 Minuten. – Bitte.

 


17.10.45

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Bund, Länder und Gemeinden sind sich der Verantwortung im Umgang gegenüber Alkoholmissbrauch von Jugendlichen durchaus bewusst. Die eindringlichsten politischen Appelle werden wenig nützen, wenn die Vorbildwirkung nicht gegeben ist, oder wenn Alkoholkonsum von Erwachsenen und Eltern verniedlicht


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