Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll28. Sitzung / Seite 160

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

wird. Kinder, die mit zehn, zwölf Jahren zum Alkohol greifen, wollen bewusst oder unbewusst ein Zeichen setzen.

Wenn mein Vorredner von Nestwärme gesprochen hat – unabhängig davon, ob wir das als Nestwärme oder anders bezeichnen –, ich glaube, der entscheidende Punkt ist, dass Kinder und Jugendliche eine Vertrauensperson haben, eine Vertrauensperson, die in erster Linie die Eltern sind. Aber nicht überall wird es möglich sein, dass das die Eltern sind, sondern auch andere Personen können entsprechende Vertrauens­personen sein. Ich denke, ob man Alkoholmissbrauch betreibt oder nicht, aber nicht nur Alkoholmissbrauch – da geht es durchaus auch um andere Dinge wie Nikotin und so weiter –, ist auch eine Frage des Selbstbewusstseins, nämlich des Selbstbewusst­sein der jungen Leute, und auch, wie wir damit umgehen. Und wenn das Selbst­bewusstsein vorhanden ist, dann können die jungen Leute auch entsprechend mit Gruppendruck und so weiter umgehen.

Es ist schon viel gesagt worden, was ich nicht zu wiederholen brauche. Persönlich glaube ich, dass es wichtig wäre, dieses Thema in der Zukunft medial wieder etwas herunterzufahren, damit die Nachahmungsmöglichkeiten oder der Nachahmungstrieb ein bisschen weniger werden.

Es geht um Verantwortung und das gemeinsame Gespräch mit den jungen Leuten, und es geht um die Vorbildwirkung von Eltern und Erwachsenen. Das ist wichtiger als jeder politische Appell. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Ursula Haubner.)

17.12


Präsidentin Dr. Eva Glawischnig-Piesczek: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Mag. Kuntzl. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Frau Abge­ordnete.

 


17.12.42

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn es um das Thema Alkoholmissbrauch von Jugendlichen geht, ist mir immer sehr wichtig, dass man das nicht nur auf die sehr wichtigen Ebenen beschränkt, was im Jugendschutz, was in der Gewerbeordnung, was in der unmittelbaren Bewusstseinsarbeit geschehen muss, und zwar sowohl was die Jugendlichen als auch die Gastronomie betrifft, sondern dass speziell wir als Gesetzgeber uns vor Augen halten, in welcher Welt Jugendliche heute leben und wie wir die Welt für Jugendliche gestalten.

Und wenn ich dann höre „intakte Familie“, dann läuten bei mir immer die Alarmglocken. Wie bei meinem Vorvorredner auch durchgeblitzt ist, läuten diese durchaus zu Recht, denn die Frage stellt sich immer: Was ist denn gemeint mit „intakter Familie“? – Und da ist durchgeblitzt, es sind offensichtlich die berufstätigen Mütter die Schuldigen, die nicht zuhause bleiben und sich entsprechend um die Kinder kümmern. (Abg. Zanger: Na, na!) Das ist ganz deutlich bei Ihnen, Herr Kollege Zanger, durchgeblitzt. Sie haben gesagt, es wäre begrüßenswert, dass die Frauen zuhause bleiben und sich um die Kinder kümmern. (Abg. Zanger: Die, die wollen!) Sie können das ja später richtig­stellen. Sie haben von den Kindern gesprochen, die in Betreuungseinrichtungen „abgeschoben“ werden – auch ein ganz grauenhaftes Bild! Kindergärten sind wichtig für Kinder, sie lernen dort, sie werden gefördert, sie können mit anderen Kindern spielen.

Das Bild der intakten Familie, das hat immer sehr eigenartige Implikationen. Ich halte es da eher mit dem Bild, das auch die Frau Bundesministerin verwendet hat, indem sie von der Nestwärme gesprochen hat. Für mich ist die Familie dann intakt, wenn sich die Kinder geborgen fühlen; das kann bei einer berufstätigen Mutter der Fall sein und bei


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite