Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll28. Sitzung / Seite 162

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Wenn wir heute die Problemkreise der Jugend ansehen, sehen wir auch eine unglaub­liche Zunahme an Kriminalität, sinkende Hemmschwellen; ohne Weiteres ist eine Bereitschaft da, Gleichaltrige, auch Ältere, brutal niederzuschlagen, auf sie einzu­dreschen. Es gib die Bereitschaft, auch selbst Verletzungen in Kauf zu nehmen, Orien­tierungslosigkeit, Visionslosigkeit und eine tiefe Sinnkrise. (Abg. Öllinger: Wie ist das mit ...? Meinen Sie Schmisse mit „Verletzungen“?)

Das, liebe Herrschaften, ist natürlich jetzt auch der Versuch, in eine andere Dimension zu kommen, denn es geht nicht nur allein ums Komatrinken und um diese aufgezählten Probleme, sondern es geht einfach darum, zu sehen, dass die Jugend in einer großen Sinnkrise steckt und dass das Komatrinken eben kein isoliertes Problem ist, sondern ein Teil einer gewaltigen Problemsituation, in der sich Kinder und Jugendliche heute befinden.

Kinder und Jugendliche heute sind nicht schlechter als vor 50 oder vor 100 Jahren, das sind die gleichen Jugendlichen, wie es sie damals gegeben hat. Aber die Problemflut heute ist eine viel, viel größere, eine nicht mehr vergleichbare und die heutige Jugend­generation steht in einer Welt, wie es sie noch nie gegeben hat: unglaublich hohe Scheidungsrate, fehlende Kommunikation, bereits im Kindesalter nach dem Motto: Setz dich hin zum Fernseher und sei leise!, keine Gespräche mehr, die Wärme geben, kein sozialer Kontakt zu den Eltern, keine Problembehandlung im Elternhaus und somit niemals die Chance, auch Problemlösungskompetenz kennenzulernen, keine Vorbild­wirkung von Eltern.

Ein besonderes Problem, das oft vergessen wird, ein Problem der männlichen Jugend ist das völlige Fehlen der Väter. Es gibt keine männlichen Vorbilder mehr. Ich kann ins Elternhaus schauen, ich kann in den Kindergarten schauen, in die Schule schauen: Es gibt die Eltern nicht mehr, die wirklich als zwei Elternteile, Mann und Frau, die Kinder führen und den jungen Mann führen. Das ist ein Punkt, der sehr wichtig ist. Den darf man nicht unterschätzen: Den jungen Männern, den jungen Burschen fehlt es an männlichen Vorbildern. Sie suchen sich Ersatz im Internet, im Kino, bei brutalen Videos. Und das ist nicht die Lösung, das muss man auch sehen. Das ist ein Punkt, der sehr entscheidend ist.

Wenn Sie das jetzt vielleicht als ideologische Diskussion abtun wollen, sage ich Ihnen: Es gibt darüber schon sehr interessante Studien, die genau auf diesen Punkt ein­gehen, zum Beispiel von Frau Dr. Reisp, die in Salzburg darauf hingewiesen hat, wo die Probleme liegen. Sie weist darauf hin, dass es Scheidung und Vernachlässigung in der Familie sind, mangelnde Kommunikation, die dazu führen, dass Kinder heute in diese unglaubliche Verwirrtheit kommen und dann eben im Komatrinken nicht mehr zufrieden sind. (Abg. Rudas: Unglaublich! Mittelalter!)

Und nun die Ansätze, die wir im Ausschuss gehört haben. Glauben Sie wirklich, dass verschiedenfarbige Ausweise oder Chipkarten Eltern ersetzen können? Glauben Sie wirklich, dass Gespräche mit der Wirtschaft über Selbstbeschränkung im Verkauf von Alkohol irgendetwas lösen, Frau Kollegin Muttonen? Glauben Sie wirklich, dass das ein Ansatz ist, um diese gewaltige Problemflut in Angriff zu nehmen? Glauben Sie wirklich, dass Alkoholverbote irgendetwas dazu beitragen können, die sozialen Kontakte mit Eltern wieder zu beleben? – Sie vermischen Dinge, die überhaupt nicht zusam­men­passen. Und das ist genau der Punkt. Das heißt, wir müssen jetzt kurzfristige Ansätze finden. (Zwischenrufe der Abgeordneten Königsberger-Ludwig und Rudas.) – Beru­higen Sie sich! Ich weiß, Sie gehören zur ganz linken Hälfte hier oben. Ist überhaupt kein Problem; ich kann mit Ihnen schon leben.

Aber liebe Kollegen, es geht natürlich darum, jetzt kurzfristige Ansätze zu finden, schnelle Ansätze, um den Jugendlichen sofort zu helfen. Es geht darum, Infoschienen


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