Die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Steigerung des Kohlenstoffausstoßes ist eine große Herausforderung. Nicht nur eine, sondern ein paar ökologische Komponenten in der Steuerreform 2010 werden nötig sein, diese Entwicklung anzukurbeln. Es muss endlich Alternativen zum motorisierten Individualverkehr geben. Die Mobilitäts-Card, wie sie ja auch im Regierungsprogramm steht, wäre eine sehr, sehr sinnvolle Möglichkeit.
Ein Wort zur Novelle des Ökostromgesetzes: Ich bin mit dem vorliegenden Entwurf auch nicht zufrieden. Ich denke mir auch, dass es notwendig ist, ein Ökostromgesetz ohne Deckelung zu haben.
Wir werden aus meiner Sicht aber auch den Spagat schaffen
müssen, keinen Deckel zu haben und gleichzeitig damit auch einen sozialen
Ausgleich zu schaffen. Es geht darum, nicht alles, was an
Mehrkosten entsteht – und das ist ja wünschenswert, dass die
entstehen, weil das ja auch heißt, das die Anteile erneuerbarer Energie
anstei-
gen –, nur auf die privaten Konsumentinnen und Konsumenten
abzuwälzen, sondern da einen fairen Lastenausgleich zu finden zwischen
denen in der Republik, die eine Menge verdienen, und denen, die sich das
möglicherweise nicht leisten können.
Nah- und Fernwärmenetze helfen, energieeffizienter zu werden. Zur Energieeffizienz ist ohnehin schon einiges gesagt worden. Sie birgt auch große Potenziale sowohl für Arbeitsplätze als auch für die Wirtschaft.
Dass agrarische Treibstoffe und der Hype, der darum gemacht wird, meiner Meinung nach ein Irrweg sind, darüber habe ich mich nie verschwiegen. Indonesien ist mittlerweile zum drittgrößten CO2-Emittenten weltweit geworden, weil dort Torfflächen abgebrannt werden, um Platz für den Anbau von Palmöl zu schaffen. Ein Liter des indonesischen Palmöls ist zehnmal so klimaschädigend wie ein Liter aus fossilen Rohstoffen. Das kann also nicht der richtige Weg sein, keine Frage.
Neben vielen Maßnahmen, die dazu dienen, CO2-Ausstöße zu reduzieren, müssen wir das Augenmerk auch dringend darauf legen, eine intelligente Anpassungspolitik zu bewerkstelligen. Wir wissen, dass 2100 die Gletscher in Österreich verschwunden sein werden. Das hat immense Auswirkungen nicht nur auf die Trinkwasserversorgung, sondern zum Beispiel auch auf die Versorgung mit Wasserenergie und den Wintertourismus.
Global gesehen leiden allerdings vor allem jene unter dem Klimawandel, die ihn nicht verursacht haben, die in marginalisierten Regionen leben, die arm sind, die auch kein Geld haben, diese Anpassungskosten zu tragen. Daher ist eines der Ergebnisse, die ich mir von Bali erwarte, eine faire Lastenaufteilung, um zu verhindern, dass binnen weniger Jahre Millionen von Menschen zu Umweltflüchtlingen werden und ihre Heimat verlassen müssen.
Genauso wird es Aufgabe in Bali sein, darauf zu dringen, viele andere Industrieländer auch an Bord zu bringen. Ich habe heute ein Gespräch mit Vertretern der US-amerikanischen Botschaft in Österreich gehabt. Das wird, denke ich, noch eine große Herausforderung, die da vor uns liegt, aber wir sollten uns ihr trotzdem stellen.
Es wird auch notwendig sein, als Österreicher und Österreicherinnen sehr offensiv dafür zu werben, dass die Atomkraft keine Alternative sein kann, weil der Einsatz von AKWs einfach keine nachhaltige Energieform ist.
Die Österreicher und Österreicherinnen sind ob des Klimawandels besorgt, und sie sind auch bereit, Verantwortung zu tragen. Unsere Aufgabe als Politik – und ich betone das wirklich, als Politik allgemein, und nicht nur als diese oder jene Seite der Politik, sondern als Politik im Gesamten – wird die sein, die Menschen davon zu überzeugen, dass wir alle gemeinsam in der Gegenwart Kosten tragen für Dinge, die erst in Zukunft
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite