Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 276

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wäre es durchaus interessant, parallel zu den Ergebnissen von PISA betreffend die Schüler – wie immer man dazu stehen mag – auch eine Bewertung der Lehrer im Verhältnis vorzunehmen. Da kann man sicherlich auch einiges abfragen. (Abg. Öllinger: Zum Beispiel die Lesekompetenz!) Ich meine jetzt nicht die Lesekompetenz, sondern die pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten und Ähnliches. Das lässt sich sehr wohl abfragen, Herr Kollege! Und es wäre wahrscheinlich gut, das einmal in der Gesamtheit zu diskutieren! So weit zu dem, wir haben nicht viel Redezeit.

Zum Thema Mittelschule. (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Wir haben noch ein bisserl mehr Redezeit als ihr, daher kann ich mich dem ein bisschen widmen. – Das neue Institut wird hoffentlich bessere Werbebroschüren machen als die, die schon gemacht wurden, Frau Bundesminister! Zumindest kündigen Sie das hier schon an, und das wurde heute ja auch beschlossen.

Setzen wir uns einmal damit auseinander. Sie verkaufen hier die Neue Mittelschule propagandamäßig bereits im Vorfeld und führen aus:

„Die Neue Mittelschule ist eine Leistungsschule. Forderung und Förderung sind die zwei wesentlichen Säulen der Modellversuche.“ 

Ich meine übrigens, dass das für alle Schulen, für alle Lehrer und für alle Kinder zutrifft und nicht nur für die Neue Mittelschule, es sei denn, man will dem Adressaten, der diese Broschüre liest, vermitteln, dass in allen anderen Schulen nicht gefordert und nicht gefördert wird. Das wäre dann allerdings bedenklich!

Sie führen weiters aus: „Dank des vermehrten Angebots an pädagogischer Betreuung auch am Nachmittag ist zusätzliche, kostenintensive Nachhilfe überflüssig.“

Das ist ein Versprechen in die Zukunft. Damit machen Sie zunächst einmal den Herrn Bundeskanzler teilweise arbeitslos, der ja gesagt hat, dass er jetzt Nachhilfe geben wird. Das braucht er dann nicht mehr zu tun, denn hier steht ja, dass das überflüssig sein wird.

Ist das nur für diese Neue Mittelschule geplant? Warum vermitteln Sie das Gefühl, dass das nur dort der Fall sein kann? Hat die Schulorganisation tatsächlich so viel damit zu tun, wie Qualitätsinput und -output – um das auf Neudeutsch zu sagen – letztlich aussehen? Kann man das nicht, wenn man will, auch an den bestehenden Schulen machen? Es sei denn, man nimmt im Hinblick auf die Neue Mittelschule besonders viel Geld in die Hand, das man vielleicht sogar vorher anderswo weg­genommen hat, um vorführen zu können, dass es die bessere Schule gibt.

Für mich ist eigentlich die Schulorganisationsform sekundär. Mir geht es darum, dass allen Kindern das Beste zuteil wird, und zwar unabhängig vom Schultyp.

Wenn Sie etwas anderes wollen, wenn Sie so genannte neue Eliteschulen haben wollen, sagen Sie es gleich! (Abg. Neugebauer: Privatschulen!)

Sie schreiben dann weiter: „Folgende pädagogische Konzepte bestimmen die Modell­versuche: Individualisierung ..., Differenzierung“.

Gibt es das nicht? Warum machen wir das nicht in den bestehenden Schulen? Ist es unmöglich, das in den bestehenden Schulen zu machen? – Ich denke, nein. Indivi­dualisieren kann ich überall dort, wo ich es will und wo Kinder und Lehrer sind, und zwar unabhängig davon, wie eine Schule organisiert ist, unabhängig davon, ob sie als Gesamtschule oder als Ganztagsschule organisiert ist. Völlig unabhängig kann ich das tun, und zwar in allen Schultypen. Aber man will vermitteln, dass das nur dort pas­siert. – Ist meiner Meinung nach falsch.

 


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