Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll42. Sitzung / Seite 180

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dürfen das – oder Pflegekinder genommen haben. Wissen Sie, diese Eltern müssen nämlich, gerade wenn sie Pflegeeltern werden, lange Kurse durchmachen, so wie auch heterosexuelle Eltern, die ein Pflegekind oder ein Adoptionskind aufnehmen wollen.

Die müssen sich das genau anschauen, die werden genau geprüft – vom Jugendamt, von diversen Behörden –, ob sie fähig, bereit, willig sind und genug Geld haben, um so ein Kind bei sich leben lassen zu können. Das heißt, die müssen sich ziemlich dafür anstrengen, dass das geht. Und für die ist es nicht leicht, und ich kenne einige davon, in einer Umgebung, die immer noch ziemlich homophob ist, wie wir hier auch gehört haben, zu sagen, ja, wir sind zwei Frauen, wir sind zwei Männer, und wir wollen einem Kind eine liebevolle Umgebung geben. Vielleicht können Sie sich das nicht vorstel­len. – Herr Klement ist gerade anderweitig beschäftigt und will sich das natürlich nicht anhören, was ich hier zu sagen habe. Solche Wahrheiten wollen Sie einfach nicht hören, mit solchen Menschen wollen Sie offenbar nichts zu tun haben.

Ich kann Ihnen nur sagen: Ihre abstrusen Vorstellungen, die Sie gestern an den Tag gelegt haben, sind wirklich das Letzte, was ich hier hören will und zu hören bekommen habe. (Beifall bei den Grünen.)

Noch etwas anderes möchte ich Ihnen sagen: Sie haben sich auch nicht von Aussagen dieser Studie distanziert, die Sie zitiert haben, einer Studie ... (Abg. Strache: Warum soll sich jemand von einer Studie distanzieren?!) – Moment, Herr Klubobmann! Ihr Kollege Klement hat die Studie „Kirche und Pädophilie“ aus dem Jahr 2002 zitiert, wahrscheinlich von irgendeiner seltsamen religiösen Sekte, die sich Kirche nennt. (Abg. Dipl.-Ing. Klement: Die katholische Kirche, Frau Lunacek!) – Dann war es die katholische Kirche. Auch die katholische Kirche hat manchmal sehr abstruse Formen (Abg. Strache: Das ist eine seltsame Sekte! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), und Sie wissen genau, dass es gerade in der österreichischen katholischen Kirche unter dem Mantel eines Kardinals und anderer katholischer Würdenträger massive Fälle von Kindes- und Jugendlichenmissbrauch gegeben hat. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Neubauer: Frechheit! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Und wenn diese Kirche sagt: „Ähnlich wie die homosexuelle Neigung kann auch Pädo­philie geheilt werden“, dann sage ich Ihnen eines: Die WHO, die Weltgesund­heitsorganisation, hat, spät, aber doch, 1991 festgestellt – 1992 ist das in Kraft getreten –, dass Homosexualität nicht mehr im Code der Krankheiten geführt werden darf.

Ich fordere Sie auf, sich hierher zu stellen und festzuhalten, dass Homosexualität keine Krankheit ist und nicht geheilt werden muss. Denn sonst, das sage ich Ihnen, halten Sie damit mir und anderen möglicherweise lesbischen oder schwulen Abgeordneten dieses Hauses vor, sie seien krank und gehörten in die Psychiatrie. Das ist Verhet­zung! (Abg. Neubauer: Das ist eine Frechheit! – Abg. Dr. Graf: Geh, bitte!) – Ich möchte, dass Sie das zurücknehmen und nicht mehr behaupten, dass Homosexualität eine Krankheit und heilbar sei. Das haben Sie nämlich mit dieser Aussage, die Sie gestern hier getätigt haben, getan. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Graf: Sie sagen selbst, dass die Kirche ...! – Abg. Strache: Sie sagen selbst, dass die katholische Kirche ...!)

Welchen Teils der katholischen Kirche auch immer solche Studien sind: Wenn sie solche Aussagen zum Inhalt haben, sind sie nur als abstruse Hirngespinste irgend­welcher verklemmten Männer zu sehen – und nicht mehr. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dipl.-Ing. Klement: Ich bin nicht verklemmt!)

17.12


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Fichten­bauer. 6 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


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