Herr Kollege Strache, wenn Sie als Antragsteller einen Dringlichen Antrag einbringen und dann nicht einmal bei Ihrer eigenen Abstimmung in diesem Haus anwesend sind (Zwischenrufe bei der FPÖ), so freuen Sie sich heute darüber, dass wir Ihnen die Chance geben, noch einmal hier anwesend zu sein und bei unseren Entschließungen mitzustimmen. (Abg. Strache: Das ist ja nicht ernst zu nehmen!) Das ist doch auch etwas Gutes.
Stimmen Sie zu bei der Anzeigepflicht! Stimmen Sie zu bei der Untersuchungspflicht, das ist ja alles wunderbar! Stimmen Sie zu bei der Abschaffung der Verjährung! Aber, Herr Kollege Strache, es gebietet auch der Anstand des Hauses, dass man seine eigenen dringlichen Initiativen ernst nimmt und bei der Abstimmung im Haus anwesend ist (Abg. Strache: Bei der Abstimmung bin ich anwesend!), das sollten Sie sich schon merken, Herr Kollege Strache. Darum würde ich bitten. (Beifall beim BZÖ.)
Ansonsten trete ich, wie gesagt, hier in keinen Wettbewerb bezüglich irgendwelcher Zeitpunkte ein, wer die Anzeigepflicht zuerst gefordert hat. Das haben wir schon Anfang der neunziger Jahre, vor vielen, vielen Jahren, gefordert. Der Jörg Haider, die Susanne Riess-Passer, die haben das alle gefordert. Das ist sinnlos. (Abg. Dr. Graf: Du warst damals schon dagegen, und jetzt sitzt du drauf!)
Versuchen wir gemeinsam Initiativen zu setzen, dort, wo es sinnvoll ist, durchaus auch gemeinsam abzustimmen und, wenn Abstimmungen sind, auch im Haus zu sein, Herr Kollege Strache, das wäre schön! (Beifall beim BZÖ. – Abg. Strache: Das darf ich Ihnen mitgeben, weil gestern haben Sie gefehlt! Gestern sind Sie ab 19 Uhr nicht mehr da gewesen! Ich bin bis 1.30 Uhr in der Früh da gewesen!)
17.07
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Lunacek. 10 Minuten Redezeit. – Bitte.
17.07
Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Minister! Ich habe mich aufgrund des Debattenbeitrags des Herrn Abgeordneten Klement noch einmal zu Wort gemeldet. Sie haben zwar jetzt angeführt, dass Sie keineswegs irgendeinen oder -eine der Abgeordneten hier im Hohen Haus einer strafbaren Handlung bezichtigen wollten, als Sie gestern meinten, wer für die gleichgeschlechtliche Ehe und das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare eintritt, macht sich indirekt des Kindesmissbrauchs schuldig. – Na, großartig, dass Sie finden, zumindest strafrechtlich haben Sie das nicht gemeint. Aber Sie sind trotzdem bei Ihrer Haltung geblieben, dass Sie finden, dass lediglich die traditionelle Familie zu fördern sei und dass anscheinend lediglich dort Kinder gedeihen können. (Abg. Dr. Graf: Ja, das glauben wir, dazu stehen wir!)
Ich weiß nicht, ob Ihnen nicht bekannt ist, dass die meisten Fälle von Kindesmissbrauch immer noch in der traditionellen Familie geschehen, dass das dort stattfindet und dass die meisten Fälle von Missbrauch von Kindern, von Gewalttätigkeiten von heterosexuellen Männern begangen werden und nicht von homosexuellen. (Abg. Dr. Graf: Und was machen wir jetzt? Müssen wir jetzt die traditionelle Familie verbieten?) – Das einmal, um das klarzustellen.
Und ein Zweites: Wenn Sie meinen, Kinder können nur in sogenannten traditionellen Familien zu – ich weiß nicht, was für eine Art von Menschen Sie jetzt meinen – guten Menschen erzogen werden, dann kann ich Ihnen nur sagen, es gibt genügend Kinder in Österreich – es sind laut Schätzungen zwischen 5 000 und 7 000, das wurde gestern bei einer Pressekonferenz der Beratungsstelle Courage festgestellt –, die mit gleichgeschlechtlichen Eltern leben, wo Mütter oder Väter diese Kinder aus früheren heterosexuellen Beziehungen haben oder sie adoptiert haben – einzelne Personen
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite