Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll46. Sitzung / Seite 281

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liche genau diesen Antrag hier eingebracht. Es gab eine namentliche Abstimmung, und auch Sie, Herr Kollege Broukal, haben nicht für die Abschaffung der Studiengebühren gestimmt. (Abg. Dr. Graf: Genau!)

Auch die Grünen haben im selben Zeitraum einen ähnlich lautenden Antrag auf Ab­schaffung der Studiengebühren eingebracht, der ebenfalls namentlich abgestimmt wurde, und auch da haben Sie dagegen gestimmt. Sagen Sie also nicht immer hier von diesem Rednerpult aus, die anderen seien schuld, dass es die Studiengebühren noch gibt. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Broukal: In den Monaten vor der Koalitionsbildung, in denen die Abschaffung möglich gewesen wäre, haben Sie es abgelehnt!)

Zur Kollegin Karl: Sie dürften wirklich hellseherische Fähigkeiten haben, denn Sie sagen hier: Seit es die Zugangsbeschränkungen bei der Medizin gibt, gibt es viel kürzere Studienzeiten. Ich frage mich, woher Sie das wissen wollen. Die Zugangs­beschränkungen gibt es seit zwei Jahren! Also, nicht böse sein, da können Sie überhaupt noch nichts herauslesen. Dieses statistische Argument ist also schon von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Das EuGH-Urteil kam im Juli 2005. Im ersten Jahr danach gab es noch keine Zugangs­beschränkungen, weil damals noch die österreichischen Studenten aufgenommen wurden, bevor die deutschen gekommen sind. Das heißt, die Zugangsbeschränkungen gibt es in Wirklichkeit erst seit eineinhalb Jahren. Und nach eineinhalb Jahren können Sie diese Aussage einfach noch nicht treffen. Wenn Sie Statistiken haben, die das besagen, dann sind das Statistiken, die ungefähr aus dem Kaffeesud herausgelesen wurden, aber in keinster Weise mit irgendwelchen seriösen Zahlen zu belegen sind.

Im Übrigen ist es eine Schande, dass es in Österreich Jugendliche gibt – da geht es nicht um das Studium, wie Kollegin Karl gesagt hat, sondern es geht um junge Men­schen, die gerne eine Ausbildung machen möchten –, die sich für ein Studium entscheiden möchten, aber davon ausgeschlossen bleiben. Da geht es nicht um das Studium, da geht es um Menschen, Menschen, die ihre Zukunft noch vor sich haben, und die lassen Sie draußen. Die haben keine Chance, es sei denn, sie haben reiche Eltern, die ihnen ein Studium an einer Privatuniversität in Ungarn, in der Slowakei um ungefähr 6 000 bis 7 000 € im Monat finanzieren können. Nur dann können sie das studieren! In Österreich werden sie beinhart ausgeschlossen, und das darf nicht sein. Das ist eine Schande für dieses Land, das ist eine Schande für diesen Staat!

Ein Zweites haben Sie gesagt, das nicht stimmt, und zwar: Jetzt gibt es keine Warte­zeiten mehr. – Schauen Sie doch einmal auf die Zahnmedizinische Universität! Natürlich gibt es nach wie vor Wartezeiten für die Studenten, im Gegensatz zu den Privatuniversitäten, dort gibt es sie nicht. Sie nehmen es jedoch in Kauf, dass Inländer ins Ausland gehen müssen, dass in Ungarn, in der Slowakei Privatuniversitäten vollgefüllt sind mit österreichischen Studenten. Das nehmen Sie in Kauf! Da läuft viel, viel Geld hinaus. Wir könnten das im eigenen Land ganz gut gebrauchen. Wir könnten auch die Jugendlichen hier im eigenen Land gut gebrauchen und ausbilden. Ich sage Ihnen: Wenn Österreich ein solch reiches Land ist, wie Sie uns immer suggerieren, dann können wir es uns auch leisten, dass hier alle studieren dürfen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ein Wort noch an Kollegen Broukal. Sie haben gesagt: Früher wurden die jungen Men­schen beim Medizinstudium rausgeprüft, jetzt ist diese Prüfung am Anfang. – Das ist nur bedingt richtig. Diese Einstiegsprüfung, das wissen Sie ganz genau, hat in Wirklichkeit mit Medizin genau nichts zu tun, und daher ist das nur ein Auslese­verfahren, das noch nicht einmal auf österreichische Studenten zugeschnitten wurde. Das wurde von den Deutschen einfach übernommen, die ja auch, das zeigen die


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