Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll47. Sitzung / Seite 44

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Tatsache ist, dass Ihre Mitglieder reihenweise den Bauernbund verlassen, nicht zu Un­recht, weil Leute wie Leo Steinbichler – den kennen Sie offenbar – mit Füßen hinaus­getreten werden (Beifall bei der FPÖ), und zwar deshalb, weil er sich für die Bauern und die Interessen der ländlichen Bevölkerung einsetzt. Das ist der Grund, warum Ihnen reihenweise die Funktionäre davonlaufen und warum Ihre Politik keine Zukunft haben wird. Das ist Faktum. (Abg. Grillitsch: Sie reden wie der Blinde von der Farbe!)

Wenn wir heute in die Landschaft schauen, dann müssen wir erleben, was da in der ländlichen Entwicklung wirklich passiert, Herr Minister, dann müssen wir feststellen, dass kleine Ortschaften, in denen früher der Bauernhof alles lebendig mitgestaltet hat, in denen Kinder unterwegs waren, wo das Dorfzentrum funktioniert hat, wo es wirklich eine ländliche Entwicklung gegeben hat – das war vor 30, 40 Jahren –, wo auch Land­wirtschaft funktioniert hat, mit Biodiversität und so weiter, heute entvölkert sind, dass von vier, fünf Bauernhöfen nur mehr einer oder zwei übrig geblieben sind, mit Mono­kultur, mit Verwendung von Gentechniksoja aus Übersee und so weiter. Da müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass in der Landwirtschaft ein dramatischer Umbruch stattgefun­den hat. Und das sind Fakten, die Sie einfach nicht sehen wollen, wo Sie einfach die Augen zumachen, wo Sie durch eine „schwarze Brille“ schauen.

Ich kenne ja die Ideologie der Grünen. Die schauen oft durch die „grüne Brille“, aber die sehen wenigstens was. Durch die „grüne Brille“ kann man noch etwas sehen, aber durch die „schwarze Brille“ sieht man nichts mehr. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Da sieht man keine Realität mehr, da ist es finster, da ist es vorbei, Herr Grillitsch. (Beifall bei der FPÖ.) Das ist bei Ihnen dramatischer. Ich möchte auch keine „schwarze Brille“ haben, ich möchte auch nicht blind durch die Gegend gehen müssen. Aber Sie gehen ja blind durch die Gegend. Das ist das Problem der ÖVP und vor allem des Bauern­bundes!

Wir müssen mit diesem Niedergang der ländlichen Strukturen auch erleben, dass Al­men nicht mehr bewirtschaftet werden, Wälder nicht mehr in ausreichendem Maße ge­pflegt werden, was natürlich auch dramatische Folgen für den Tourismus mit sich bringt. Wir müssen erleben, dass wir eine Eigenversorgungsrate haben, die sehr knapp an der Möglichkeit vorbeischrammt, Österreich mit Lebensmitteln überhaupt noch zu erhalten.

Das ist die Situation, die wir haben. Wollen wir das? Wollen wir abhängig sein von Agrarkonzernen, oder wollen wir es schaffen, auch der Gentechnik Paroli zu bieten und eine wirklich funktionierende Landwirtschaft zu entwickeln?

Dass das ja nicht so von irgendwoher kommt, beweisen auch Arbeiten von Universitä­ten. Ich stelle Ihnen gerne die Studien zur Verfügung, liebe Kollegen vom Bauernbund, die Sie offenbar auch nicht kennen, und diese Studien an Universitäten sprechen von der so genannten multifunktionalen Landwirtschaft. (Abg. Grillitsch: Das ist die öko-soziale Marktwirtschaft!)

Was ist diese multifunktionale Landwirtschaft, die Ihnen offenbar ein Fremdbegriff ist? Ich zitiere aus einer Studie des PACTeams, sehr interessant: Eine „Landwirtschaft, die:

Rohstoffe und Lebensmittel produziert

Kulturlandschaft gestaltet und erhält

Vielfältige natürliche Lebensräume gestaltet und erhält

Ausgleichsräume zu Ballungsräumen vorhält

Soziales Leben im ländlichen Raum mit gestaltet“.

 


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