Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll47. Sitzung / Seite 122

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Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hörl. – Wo ist er? – Bitte, Sie haben das Wort für 3 Minuten.

 


14.02.34

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staatssekre­tärin! Ich musste leider ein paar Freunde aus dem Parlament hinausbegleiten, deshalb meine kurze Verspätung. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Die sechs österreichischen Nationalparks erstrecken sich von der Pannonischen Tief­ebene bis zu den Hohen Tauern. Sie sind Lebensraum für viele Tierarten, Erholungs­räume für Menschen, aber auch Wirtschaftsräume, und das ist ganz besonders wichtig für die dort leben Menschen. Im letzten Vierteljahrhundert, seit der Gründung dieser Nationalparks, wurde viel erreicht, vor allem, wie wir heute schon gehört haben, die internationale Anerkennung. Wichtig für mich ist auch, dass die anfängliche Angst der Grundeigentümer, dass sie in ihrer Bewirtschaftung eingeschränkt werden, zerstreut werden konnte.

Wer sich aber mit der touristischen Entwicklung der Nationalpark-Gemeinden Öster­reichs beschäftigt, kommt ganz schnell drauf, dass in fast allen 60 Nationalpark-Ge­meinden die Zahl bei den Sommernächtigungen massiv zurückgegangen ist. Beson­ders dramatisch ist das in Osttiroler Gemeinden, wo teilweise bis zu 30 Prozent und mehr Rückgänge zu verzeichnen sind. Dies ist umso ärgerlicher, als die öffentliche Hand, Bund und Länder, insgesamt ungefähr 25 Millionen € jährlich in diese Gebiete fließen lässt. Derzeit fließt aber das gesamte öffentliche Geld in Systemerhaltung, in teilweise überhöhte Jagdpachten, in den Bau von Lärchenschindeldächern.

Um das gleich außer Streit zu stellen: Grundsätzlich halte ich den Schutz und die Un­terschutzstellung besonderer Gebiete natürlich für eine tolle Sache. Auch den Bauern, die in diesen Gebieten wirtschaften müssen, seien sämtliche Einnahmen gegönnt. Es ist auch eine Frage des Anstandes, dass wir die Vereinbarungen in diesem Zusam­menhang künftig auch einhalten. (Beifall bei der ÖVP.)

Wichtig ist aber, dass die Nationalparks nicht nur der Natur, dem Schutz der Natur, sondern auch der übrigen ansässigen Bevölkerung, eben dem Nutzen dienen – und die Erfahrung zeigt, dass die Nationalpark-Idee neue Impulse braucht. Es ist nicht jener Nationalpark der beste, an dessen Rand der Tourismus am schnellsten stirbt. Derzeit sind die Nationalparks zu sehr ein Insidertipp für trainierte Alpinisten, „normale“ Men­schen, vor allem ältere, Familien mit kleinen Kindern, kommen kaum in den Genuss der Nationalparks. Dabei wäre es ungemein wichtig, die Parks herzuzeigen, denn man kann nur schützen und lieben, was man kennt.

Wir brauchen also eigene Marketingfachleute auf Augenhöhe – ganz besonders wich­tig – mit den wissenschaftlichen Leitern vor Ort, mit eigenem Budget, die Marketing be­treiben können. Die Marketing-Idee muss zu einer zentralen Aufgabe der Nationalpark-Verwaltung werden. Wir brauchen eine aktive Produktentwicklung. Welche Produkte sind derzeit möglich, welche können mit einigem guten Willen neu gestaltet werden, welche wären sinnvoll und rechtlich und finanziell derzeit auch möglich? Auf diese Fra­gen brauchen wir Antworten. Man sollte dabei auch den Mut haben, gesetzliche Ände­rungen anzudenken.

Wenn man sich die Struktur der Nationalparks und die Zuständigkeiten anschaut, dann kommt man ganz schnell drauf, dass wir gerade zum Beispiel im Nationalpark Hohe Tauern drei Nationalpark-Verwaltungen haben, dafür aber das Marketing den ortsan­sässigen Tourismusverbänden, die ohnehin aufgrund eigener wirtschaftlicher Schwä­chen kaum Budget zur Verfügung haben, aufladen. Wer sich in den Nationalparks Ho­he Tauern auskennt, der weiß, dass zwei Bundesminister, drei Landesräte für Natur­schutz und drei Landesräte für Tourismus zuständig sind.

 


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