Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll51. Sitzung / Seite 44

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te, die man für die Gleichstellung von Mann und Frau in dieser Gesellschaft braucht, in der Vergangenheit eigentlich hier blockiert hat, haben Sie eine wirklich sehr schöne Rede gehalten und sich sehr bemüht, zumindest was die Lyrik betrifft und was die Rhe­torik betrifft, ein moderneres Bild zu erwecken.

Aber – und damit bin ich beim Kern, um den es heute eigentlich gehen sollte –: Wenn man gleichwertiges und selbstbestimmtes Leben von Männern und Frauen in Öster­reich fördern möchte, dann kommt man nicht umhin, sich als Politiker einzumischen, nämlich so einzumischen, dass man diese Gleichstellung auch aktiv herstellt und nicht nur lyrisch beschwört. Das ist besonders an Sie gerichtet, Herr Minister Buchinger. (Beifall bei den Grünen.)

Was sind die wichtigsten Maßnahmen für die Gleichstellung? – Familienpolitik ist das eine Thema, die Einkommensunterschiede sind das andere Thema. Das sind, glaube ich, die beiden Arbeitsfelder, auf denen wir uns bewegen müssen. Allerdings haben wir heute wiederum so viele Klischees beschrieben bekommen, dass ich mich zuerst kurz einmal noch diesen Klischees widmen möchte.

Die Kollegin von der FPÖ hat von „Kampfemanzen“ gesprochen. Es hätte mich interes­siert: Was ist denn eine Kampfemanze? Ist das eine Frau, die sich für andere Frauen einsetzt, dass sie selbstbestimmt und gleichwertig leben können, im Volksmund eben „Emanze“ genannt, oder was soll das genau sein? Nachdem wir uns heute bemühen, Klischees aufzubrechen, würde ich Sie bitten, mit solchen Begriffen etwas vorsichtiger zu sein und nicht als Frau Frauen zu diffamieren, die sich für die Rechte von anderen Frauen einsetzen, gerade nach dem Internationalen Frauentag. (Beifall bei den Grü­nen.)

Ins selbe Klischee fallen wahrscheinlich auch die „Rabenmütter“ und „Rabenväter“, ob­wohl nachweislich gerade auch diese berufstätigen modernen Frauen sehr fürsorgliche Mütter sein können. Aber das fällt auch unter diese Klischees.

Ein großes Klischee, das ich auch angehen möchte aufzubrechen, sind die Quoten. Quoten werden vorwiegend von Kampfemanzen vertreten. Wenn es um Quoten geht, dann sagen sogar Frauen: Nein, ich möchte keine Quotenfrau sein! Und es gibt defini­tiv keine Politik in Österreich, die Quoten unterstützt und befürwortet. Das österreichi­sche Unternehmen ÖIAG hat genau eine einzige Frau in den Aufsichtsräten, in den Vorstandsetagen. Eine einzige Frau! Die österreichischen Unternehmen sind vorwie­gend in den Chefetagen frauenbefreite Zonen. In anderen Ländern wird über Quoten diskutiert.

Jetzt schaue ich in Richtung ÖVP-Klub und überlege mir: Gibt es hier nicht geheime Quoten? Gibt es nicht eine bestimme Quote für Vertreter von den landwirtschaftlichen Berufen? Gibt es nicht vielleicht eine geheime Quote für Vertreter vom ÖAAB? Gibt es nicht eine geheime Quote für den Wirtschaftsbund? Da müssen bestimmte Gruppen vertreten sein. Warum wehren Sie sich dann gegen Quoten für Frauen, gegen Quoten in Ihrer Partei für Frauen? (Beifall bei den Grünen. – Abg. Steibl: Wir sind keine Quo­tenfrauen! Wir sind als Frau und als Mensch so gut!) – Selbstverständlich sind das Quoten.

Einen sehr netten Artikel hat Doris Knecht am Wochenende im „Kurier“ geschrieben, und sie hat darin etwas sehr Richtiges gesagt:

„Viele Männer gehen, da kann man auf gut 100 Jahre Emanzipationsgeschichte ver­trauen, genau so weit, wie man sie schiebt“. – Und keinen Schritt weiter.

Und das stimmt auch. Wieso sollten Männer Privilegien, die sie nach wie vor haben, einfach aufgeben? Wieso sollten sie Vorstandsposten aufgeben und sagen, okay, ich mache Platz für eine Frau, wenn man das nicht vonseiten der Politik aktiv unterstützt und auch aktiv vorschreibt?

 


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