Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll53. Sitzung / Seite 168

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Jetzt wissen wir alle, welche Probleme es in diesem Zusammenhang gibt – ich möchte drei in Erinnerung rufen –:

Indonesien ist mittlerweile zum drittgrößten CO2-Emittenten nach den USA und China geworden, einfach deswegen, weil es, um Devisen ins Land zu bekommen, unendlich große Flächen von Torf abbrennt, um dort dann Palmöl zu produzieren. Das hat den Effekt, dass ein Liter dieses Palmöls letztendlich etwa zehnmal so viel CO2 in sich bindet beziehungsweise emittiert als ein Liter normaler, fossiler Treibstoff.

Wir kennen das Problem beispielsweise in Brasilien, wo immer mehr Agro-Groß­konzerne Subsistenzbauern von ihrem Land verdrängen, dort dann riesige Flächen auch für Agrarpflanzen verwenden beziehungsweise verschwenden, auch mit dem entsprechenden Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Die Bauern können sich dann selbst nicht mehr ernähren und haben maximal noch die Möglichkeit, als Tag­löhner bei diesen großen Konzernen zu arbeiten. Die Nahrungsmittelpreise steigen, und die Leute können sich das Essen einfach nicht mehr leisten.

Wir kennen auch das Problem in den USA, wo immer mehr Flächen dafür benötigt werden, genmanipulierten Mais anzubauen, nicht nur mit dem Effekt, dass die Bio­diversität immer weiter abnimmt und unheimlich viele Arten verschwinden, sondern auch mit dem Effekt, dass das Grundwasser – und nicht nur das Grundwasser, son­dern mittlerweile auch das Wasser im Meer davor – dermaßen belastet ist, dass es wirklich schon spürbare negative Effekte, wie etwa massives Fischsterben, gibt.

Gut gemeint ist manchmal das Gegenteil von gut. – Ich glaube, dass wir nur dann Agrotreibstoffe importieren sollten, wenn es dafür ein Nachhaltigkeits-Gütesiegel gibt. Das sollten wir a) auf der Ebene der Europäischen Union und b) international schaffen. Erst dann können wir mit gutem Gewissen Agrotreibstoffe verwenden. Wenn wir das nicht zuwege bringen, dann bin ich für eine Sistierung dieses Ziels für 2020.

Und noch ein Nachsatz: Die wirkliche Unabhängigkeit besteht nur in den erneuerbaren Energien, die wir hier vor Ort und selbst produzieren. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Kogler – in Richtung der das Rednerpult verlassenden Abg. Bayr –: Was hat das mit „Nabucco“ zu tun? – Abg. Bayr: ... Erdöl!)

18.07


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Maier. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 2 Minuten. – Bitte.

 


18.08.00

Abgeordneter Dr. Ferdinand Maier (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Natürlich ist schon sehr viel über die Versorgungssicherheit beziehungsweise die Bevorratung gesagt worden, ich möchte etwas zur Preisent­wicklung sagen, die gerade im Energiebereich – bei Benzin, Diesel, Gas, Heizöl und so weiter – eingetreten ist. Ich würde das gerne am Beispiel einer durchschnittlichen Familie festmachen, an einer Familie mit zwei Kindern, die durchschnittlich 3 500 Kilo­wattstunden Strom und 1 000 Kubikmeter Gas im Jahr verbraucht und zirka 50 Kubik­meter Abwasser und eine durchschnittliche Menge an Müll verursacht, wie uns die durchschnittliche Festlegung in der APA von 2004 informiert. (Abg. Mag. Kogler – auf Bundesminister Dr. Bartenstein deutend, der mit Abg. Dr. Bauer spricht –: Da sollte der Herr Minister aber schon aufpassen!)

Wenn man jetzt davon ausgeht, dass ein Pkw mit einem Parkpickerl versehen ist, und wenn man weiters davon ausgeht, dass die Mutter eine Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmitteln hat, dass eines der Kinder zehn Monate alt ist und in den städtischen Kindergarten geht, dann müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass das 2001 Gebühren in Höhe von 3 622 € waren, und sechs Jahre später – das ist die Katastrophe! – um


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite