Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll56. Sitzung / Seite 129

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besten abschneiden? Aus welchen Schultypen kommen die Burschen, die am besten abschneiden? Gibt es Unterschiede zwischen Studierenden, die aus Deutschland kommen, und jenen, die aus Österreich kommen? Uns liegen nämlich Zahlen vor, dass der geschlechtsspezifische Unterschied bei den deutschen Bewerberinnen und Be­werbern wesentlich geringer ist als bei den österreichischen.

Die Anfragebeantwortung ist faszinierend simpel. Im Prinzip sagt sie: Nein, nein, nein, haben wir nicht untersucht, haben wir nicht untersucht, haben wir nicht unersucht, nein, verweise zu Fragen 1 bis 3, und da steht wieder: „Eine tiefergehende Analyse“ haben wir nicht gemacht.

Die Kernaussage dieser Anfragebeantwortung ist: „Eine tiefergehende Analyse nach Schultypen und anderen Kriterien war nicht Gegenstand der Betrachtung“, nämlich der Studie.

Das heißt, Sie haben eine oberflächliche, schlampige Studie gemacht und kommen aufgrund einer oberflächlichen, schlampigen Studie zur Beurteilung: Es wird das Bravsein der Mädchen benotet, also wissen sie weniger und fallen daher beim Eignungs­test durch. Und wir müssen nichts anderes machen, als in Zukunft bei der LehrerInnenausbildung darauf zu achten, dass sie später nicht das Wohlverhalten mit beurteilen.

Das heißt, in den nächsten 20 Jahren ändert sich nichts! Sie belassen es dabei, dass bei den Eignungstests Geschlechterdiskriminierung Platz greift. Und das war’s, Herr Minister? In welchem Jahrhundert leben wir denn?! (Bundesminister Dr. Hahn: Im 21.! – Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)

Ich komme zum Zweiten, Frau Kollegin Brinek, und das ist besonders hübsch, finde ich. Es gibt eine zweite Prüfung an den Medizin-Unis: Am Ende des ersten Studien­jahres gibt es die so genannte Summative Integrative Prüfung, die SIP-1.

Bei der SIP-1 schneiden komischerweise schon wieder die Burschen, die jungen Män­ner besser ab als die jungen Frauen. Auch da wurde eine Studie gemacht, und ich zitiere diese Studie aus der „Wiener Klinischen Wochenschrift“: Die Ursachen dafür liegen daran, dass die Männer „strategischer“ lernen für die Prüfung, und dass „ein den großen Stoffmengen und der Prüfungsmethode entsprechendes oberflächliches Ler­nen Erfolg versprechender ist als ein auf Verstehen ausgerichtetes und Zusam­menhänge herstellendes“ Lernen.

Das heißt im Klartext: Weil Frauen offensichtlich gründlicher lernen und verstehen wollen, was sie lernen, und nicht nur oberflächlich drüber gehen, fallen sie bei der Prüfung serienweise durch. – Sehr beruhigend! Das sind jene Ärztinnen und Ärzte, die uns dann später behandeln, und durchsetzen tun sich jene, für die das Verstehen der Zusammenhänge erst gar kein Thema war, und die Prüfung belohnt das auch noch! Sinn erfassendes Lernen wird bestraft, oberflächliches Auswendig-Drüberlernen in einem kritischen Bereich wie der Medizin wird von dieser Prüfung belohnt!

Und ich bringe noch ein Zitat von den Studienautoren: „Wer bei der SIP auf Verstehen lernt, hat schon verloren.“

Ich meine, Herr Minister, da geht es jetzt nicht mehr nur um die Diskriminierung der Frauen an den Medizin-Unis, die Ihnen offensichtlich kein Thema ist, da geht es um Grundlagen dessen, wie die Qualität an den Medizin-Universitäten ist. Und dazu haben Sie offenbar keine Meinung. Sie haben sich generell, quer durch die Bank, bei all diesen Diskussionen, die wir jetzt hatten um den Zugang von Frauen zur Medizin-Universität und ihr Abschneiden, kaum geäußert, außer bei der Frage, die wir am Schluss gestellt haben: Was ist denn Ihre Konsequenz daraus? Wie gehen Sie jetzt mit den Ergebnissen der Studien um? Und was werden Sie der Unterrichtsministerin


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