Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll58. Sitzung / Seite 131

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Verbindung gebracht. Viele Leute haben auch mich gefragt: Was ist denn los in diesem Land? Vor allem auch nach Waldheim und Haider; die Sequenz Waldheim, Haider – und jetzt das? (Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Moment, das ist das, worauf ich ange­sprochen wurde! Lassen Sie mich das einfach schildern und vielleicht auch klar­machen, dass ich persönlich diesen Bezug natürlich nicht herstelle.

Festzuhalten ist, dass Österreich im Ausland ein Problem mit seiner Darstellung hat. Es sind zwei sehr unterschiedliche Bilder. Das eigene Bild stellt sich so dar, dass wir ein freundliches Land sind, touristisch sehr offen, wir haben Mozartkugeln, Lippizaner und die Habsburger, es schaut alles schön aus bei uns, und im Gegensatz dazu steht das Bild von außen, dass wir als ein erzkonservatives, reaktionäres Land, in dem so etwas dann auch möglich ist, wahrgenommen werden.

Ich sage dann immer, dass es sehr viel anderes in diesem Land gibt und dass solche Fälle auch anderswo passieren. (Zwischenruf des Abg. Rädler.) Dass Österreich im Ausland so wahrgenommen wird, das sehe ich auch als Problem an. Und ich sehe, dass es keine Regierung bisher geschafft hat, das Bild eines modernen Landes, das wir in bestimmten Bereichen schließlich auch sind – vor allem seit dem EU-Beitritt 1995 sind wir durchaus offener und liberaler geworden –, zu transportieren.

Mir ist dann eingefallen, was der spanische Premier Zabatero gemacht hat, noch bevor er das erste Mal gewählt wurde: Er hat angekündigt, dass das erste Gesetz, das er machen wird, eines gegen Männergewalt zu Hause ist. Er hat das dann auch durchgesetzt. Es war nicht nur das Gesetz, das er gemacht hat, sondern auch eine breite Kampagne, um ein modernes Frauenbild zu propagieren, um genau das zu machen, wovon zum Beispiel heute Petra Stuiber im „Standard“ schreibt, eine Kampagne, bei der das Bild von Männern und Männergewalt in den Vordergrund gestellt und gesagt wird, dass es kein Kavaliersdelikt ist, wenn man zu Hause die Frau schlägt, dass es kein Kavaliersdelikt ist, dass die Ehefrau, wenn man erwartet, dass sie das Essen auf den Tisch stellt, bestraft wird, wenn sie es nicht tut, oder dass die Kinder geschlagen werden.

Es wäre an der Zeit, eine solche Imagekampagne, die solch moderne Geschlechter­bilder in den Vordergrund stellt, durchzuführen, denn die alten Rollenbilder sind mit eine Ursache für das Wegschauen und für solche Fälle, wie wir sie heute hier diskutieren. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.04


Präsidentin Dr. Eva Glawischnig-Piesczek: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Ablinger. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


14.05.00

Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Ministerin! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Wir alle waren erschüttert von diesem Verbrechen. Gleichzeitig wissen wir aber, dass Gewalt gegen Frauen die häufigste Menschenrechtsverletzung unserer Zeit ist. Sie ist auch die brutalste Form und die deutlichste Form, ein Ausdruck von männlicher Herrschaft.

Wir wissen, nicht alle Männer sind Täter und nicht alle Frauen sind unmittelbar betrof­fen von Gewalt, aber die Tatsache massenhafter Gewalt gegen Frauen trifft alle Frauen und alle Männer dieser Gesellschaft, weil sich daran der Grad der Menschen­würde ablesen lässt, und das zu betonen ist mir besonders wichtig. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Mag. Lunacek.)

Es ist heute schon oft zu Recht gesagt worden, dass das Verhältnis der Geschlechter zueinander eben nicht privat ist. Und männliche Gewalt – es ist männliche Gewalt, ich weiß das aus Oberösterreich, ich bin Vorsitzende des Gewaltschutzzentrums; 97 Pro-


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