Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll63. Sitzung, 6. und 7. Juni 2008 / Seite 175

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Wir wüssten nicht, in welche Keller sie gehen sollen. Es gibt überhaupt keine verpflich­tende Bauordnung mehr, nach der man bei einem Atomunfall diese Katastrophe bewäl­tigen und die Menschen in Sicherheit bringen kann. Das ist auch ein Thema, das be­handelt werden muss. (Abg. Kopf: Das ist Ländersache!)

Man kann zwar informieren, das ist ja nett und schön, dann stehe ich aber als infor­mierter Bürger da und bin atomverseucht. Was passiert dann? – Ich kann nichts tun. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Das muss der Jörg Haider regeln!) Also, ich glaube, Herr Minister, da müssen wir auch Maßnahmen ergreifen, müssten wir nachdenken, was wir tun könnten, um bei guter Information entsprechend zu handeln, die Bürger mit sicherem Trinkwasser, mit sicherer Nahrung zu versorgen, aber sie auch vor der Atom­strahlung in Sicherheit zu bringen.

Das sind Dinge, die wir absolut in den Vordergrund stellen müssen. Und da muss ich leider Gottes Kritik an Ihrem Kollegen in der EU üben, da nämlich der Herr Rübig gefor­dert hat, wir brauchen so etwas wie eine Internationale Energiesicherheitsagentur. – Wozu bitte? – Das ist eine weitere Aufblähung des EU-Apparats, die uns überhaupt nichts bringt. Das bringt den Kärntnern und den Österreichern in dieser Frage über­haupt nichts.

Vielleicht ist auch die Frage nach der Kalkulation von Energiekosten interessant, die in den letzten Wochen oft aufgetaucht ist. Wir müssten auch einmal ganz offen sagen, dass die Energiekosten, vor allem im Atombereich, überhaupt nicht fair sind. Wir wis­sen, dass es hier Falschkalkulationen gibt. Ich denke nur an das Endlagerproblem. Wir wissen nicht, was mit dem ganzen Atommüll in Zukunft passieren soll, wir wissen, dass er noch über Jahrtausende strahlen wird, dass er noch weit, weit, weit für kommende Generationen Probleme verursachen wird. Und wir wissen, dass sich heute diejenigen, die die Konzerne führen und die die großen Gewinne machen, darüber keine Gedan­ken machen.

Diese Endlagerproblematik müsste endlich behandelt werden und müsste auch zur Kostenwahrheit führen. Und wenn wir diese Endlagerprobleme einrechnen, dann kön­nen wir auch davon ausgehen, dass heute schon Atomenergie überhaupt nicht mehr kostenrelevant und überhaupt keine Kostenwahrheit mehr gegeben wäre für Gesamt­europa, für alle Menschen hier. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich denke, das muss man auch sehen, das ist auch eine Frage, die zu behandeln wäre: Wie viel kostet ein Menschenleben, wenn wirklich etwas passiert? Ist ein Men­schenleben beziehungsweise ist die Gesundheit von Menschen überhaupt in Kosten berechenbar? Ich denke, wir müssen dringend aus der Atomenergie aussteigen, auch aus den vorhin genannten Gründen. Es wird dringend Zeit – und das ist auch die Dis­kussion der letzten Tage gewesen –, zu einem vernünftigen Energiemodell zu finden. Herr Minister, Sie hätten es in der Hand, das zu tun.

Ich möchte Ihnen zum Schluss noch ein ganz kleines Rechenbeispiel mitgeben. Ich habe mir ausgerechnet, wie viel Photovoltaik im Bereich der erneuerbaren Energien an Ersatz bringen könnte. Ich habe Ihnen einmal vorgerechnet, dass von einem Maisacker pro Hektar ungefähr 40 000 Kilowattstunden kommen könnten. Ein Hektar Photovoltaik könnte ungefähr 1,2 Millionen Kilowattstunden bringen, das heißt, das über Fünfzig­fache. Ich glaube, das allein zeigt die Dimensionen der Möglichkeiten der erneuerbaren Energien. Wenn wir auch schon Vorschläge von Konzernen hören, dass Photovoltaik­elemente am Dach dazu führen könnten, dass zum Beispiel jeder Bürger sein Auto daraus speist und damit völlig energieautark wäre, dann sehe ich auch Visionen für Österreich, für unsere Technik, für unsere Forschung und Entwicklung. Ich denke, das wäre der richtige Weg, dort müssten wir hingehen, Herr Minister.

 


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