Ich gebe zu, beim Medizinstudium gibt es Handlungsbedarf. Die Expertise des Wissenschaftsrates, die veröffentlicht wurde, besagt: Ja, am Wiener AKH, an der MUW kommen die Ärzte nicht zum Forschen, wahrscheinlich auch schwer zum Lehren, weil sie mit versorgungsärztlichen Diensten beschäftigt sind. – Das muss abgestellt werden. (Abg. Dr. Grünewald: Das weiß man seit 20 Jahren!) Da müssen seitens der Stadt Wien Versorgungsärzte angestellt werden. Der Bund zahlt bereits alle Ärzte an der Medizinuniversität Wien. Das müssen wir auch einmal zur Kenntnis nehmen.
In diesem Fall ein Problem, das überschaubar ist und gelöst werden muss, für alles zu nehmen, das halte ich für gefährlich (Abg. Dr. Grünewald: Dann lösen Sie die überschaubaren, wenn Sie können!), weil damit alle Lehrenden in Misskredit kommen und ihnen vorgeworden wird, sie würden ihrer Lehrenden- und Betreuungspflicht nicht nachkommen.
Noch etwas anderes ist immer wieder in Diskussion: Es gibt kein Recht auf einen speziellen Betreuer. Es kann schon sein, dass sich aus lauteren und unlauteren Gründen plötzlich um einen Betreuer viele Kandidatinnen/Kandidaten scharen, weil es da halt besonders schnell ein Ergebnis gibt. Und um den anderen schart sich niemand. Das ist eine Sache, die in der Organisationseinheit ausgeglichen, moderiert werden muss, warum es eben bei einem Betreuer 25 Nachfragen gibt und bei einem anderen keine. Es gibt ein Recht auf Betreuung, aber es gibt kein Recht auf ein Thema, und es gibt kein Recht auf einen speziellen Betreuer oder eine Betreuerin.
Kehren wir zum Anlass zurück. Diese Regierung – es ist vom Kollegen Niederwieser schon angesprochen worden – hat einiges auf die Reihe gebracht: erstens die Erhöhung der Stipendien beziehungsweise Studienbeihilfen. Es gibt für die Kosten, die Sie genannt haben, das Höchststipendium. Das heißt: Hat ein Student/eine Studentin von zu Hause keine Unterstützung, bekommt er/sie das Höchststipendium inklusive Familienbeihilfe, die etwa in Norwegen, Schweden, Finnland – Länder, die Sie im Antrag aufgezählt haben – nicht existiert, und kann auf diese Weise mit dieser sozialen staatlichen Unterstützung studieren. (Abg. Dr. Grünewald: Das Wort „Norwegen“ habe ich nie in den Mund genommen!) – Das steht in Ihrem Antrag, ich habe mich mit Ihrem Antrag beschäftigt, Herr Kollege. Also lassen wir die Kirche im Dorf!
Auch der Beschluss, 2 Prozent bis zum Jahr 2020 für den tertiären Bildungssektor zu entwickeln, ist, so glaube ich, für jede Regierung, die nach dieser kommt, verbindlich.
Wirtschaftsforscher Aiginger – muss ich gar nicht zitieren – sagt sogar, wir werden mit dem 3-Prozent-Forschungsziel à la longue nicht das Auslangen finden. Wir werden die 2 Prozent nicht mit der Gießkanne – wie ich immer zu sagen pflege – verteilen können, sondern sehr genau nach Schwerpunkten dort, wo dringender Bedarf gegeben ist. Aiginger hat gesagt – Kollegin Sburny war bei dem Forschungsdialog –, wir sollten noch viel stärker Schwerpunkte in Naturwissenschaft, in Technik setzen. Das heißt, in eben diesen Bereichen stärker strukturieren, stärker steuern.
Haben Sie sich schon überlegt, Herr Kollege Grünewald, warum in Ländern, die Zugangsbeschränkungen haben, die Studierendenzahl meistens höher ist? – Also Zugangsbeschränkungen, ob Aufnahmeverfahren oder mäßige Beiträge, wie wir sie in Österreich haben, sind nicht die Hürde, sondern zuerst ist in unserem Land auch noch im Kopf eine Kultur zu verändern, da bin ich bei Ihnen.
Die Richtung stimmt. Wir liegen bei 37 Prozent Maturanten-Anteil, die in den tertiären Bereich gehen; wir müssen 40 Prozent erreichen. Wir sind dabei auf einem guten Weg. In den Fachhochschulen haben wir 30 Prozent des Studienangebotes berufsbegleitend; wir wollen 40 beziehungsweise 50 Prozent erreichen. Das ist eine Aufgabe, die – um eine Professorin zu zitieren – jede Regierung, ob sie gestreift, gepunktet, gelb, grün oder rot ist, erfüllen muss. An diesen Problemen muss gearbeitet werden.
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