Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll65. Sitzung / Seite 269

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20.21.17

Abgeordnete Barbara Zwerschitz (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Berufs­reifeprüfung parallel zum Berufsschulbesuch, Möglichkeit für Lehrlinge, endlich auch die Matura zu machen – sehr gut, wir stimmen dem zu, so wie alle anderen auch. Ein wichtiger Schritt, ein notwendiger Schritt, ein überfälliger Schritt, würde ich sagen.

Was weniger gut ist: dass wir auch einen Antrag auf eine kostenlose Berufsreife­prüfung hatten, der im Ausschuss leider abgelehnt wurde; er kam von der Kollegin Haubner. Wir können nicht nachvollziehen, warum die Regierungsparteien über diesen Schatten nicht springen konnten, weil die Anzahl derjenigen, die diese Berufsreife­prüfung machen, ist nicht so unheimlich hoch, dass uns das ein Riesenloch ins Budget gerissen hätte. Es wäre ein gutes Signal gewesen, weil schließlich auch für andere SchülerInnen, die die Reifeprüfung machen können, dieser Schulbesuch gratis ist.

Ich habe heute sehr genau zugehört, als Herr Bundeskanzler Gusenbauer gesagt hat, einen Ausgleich für soziale Unterschiede und eine Bildungsoffensive sollten wir drin­gend machen. Nun, mit dem Gesetz ist uns das zumindest in einem ganz winzigen Teilbereich gelungen. Ich möchte aber schon darauf hinweisen, dass uns ein viel größerer Bereich noch fehlt, dass wir endlich auch diese Lücke schließen sollten: Es gibt zahlreiche Jugendliche in Österreich, die keine Lehre machen dürfen, weil sie unter das Berufsverbot fallen. Es gibt zahlreiche MigrantInnen, Minderjährige, unbeglei­tete Flüchtlinge, die nach der Pflichtschule dazu verdonnert sind, herumzusitzen. Die FPÖ würde wahrscheinlich sagen: auf unserer armen SteuerzahlerInnen Kosten. Ich will das eher nicht so sehen, sondern ich sehe es so, wie mir das ein Flüchtlingsmäd­chen erzählt hat: Sie sind verurteilt dazu, Sozialleistungen anzunehmen, obwohl sie eigentlich gerne arbeiten würden.

Also wenn wir schon von sozialen Unterschieden reden und wenn Gusenbauer gesagt hat, soziale Unterschiede gehören weg, wir müssen mehr Bildung für verschiedenste Bevölkerungsteile eröffnen, dann ist unser dringendes Ersuchen, auch dafür zu sorgen, dass all diejenigen Jugendlichen, die bei uns im Land sind, die Möglichkeit haben, eine Lehre zu machen. Auch damit würden wir wesentlich dazu beitragen, dass die Bil­dungskluft sich ein bisschen mehr schließt. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

20.23


Präsidentin Dr. Eva Glawischnig-Piesczek: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Riepl mit 2 Minuten freiwilliger Redezeitbegrenzung. – Bitte.

 


20.23.53

Abgeordneter Franz Riepl (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminis­terin! Wir ändern heute das Bundesgesetz über die Berufsreifeprüfung – es ist schon gesagt worden –, und ich denke, es ist ein etwas historischer Zeitpunkt, wenn wir heute den Lehrlingen signalisieren, dass sie während der Lehrzeit bereits die Möglichkeit haben, die Berufsreifeprüfung zu machen, also Lehre mit Matura oder Berufsmatura zu machen, wie wir sagen.

Wir unterstützen und fördern die ganze Geschichte mit bis zu 6 000 €. Und ich sage Ihnen, für mich als einen, der eine Berufsausbildung absolviert hat und damals mit dem Abschluss der Berufsschule an der Endstelle gestanden ist und keine Weiterbildungs­chance gehabt hat, ist das ein ganz wichtiger Beschluss, den wir heute fassen.

Mit diesem Beschluss heute wird eine Bildungsendstelle aufgelöst, wir beseitigen eine Kostenbarrikade, wir bauen sie ab. Der Bildungsweg Lehre wird attraktiver, die Berufs­schulen erhalten eine wichtige Kooperationsrolle, wenn sie sie nützen wollen. Alles zusammen, glaube ich, ist eine durchaus positive Entwicklung.

 


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