Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 196

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Richtig ist, es gab immer den Konsens – den habe ich auch mitgetragen –: Differenzie­ren wir; wenn ein Sportler gedopt hat und gesperrt wird, ist er doch damit in einem ho­hen Ausmaß bestraft.

Nach dem Fall Kohl habe ich mir gedacht: Na ja, ganz so stimmt unsere Doktrin nicht mehr, denn was passiert denn im Fall Kohl, wenn man es neutral betrachtet? Jeder, der das verfolgt, weiß: Im Radsport heißt Doping, man kommt nicht mehr hinein ins Geschäft; fällt man diesbezüglich auf, kann es sich kein Spitzensportteam leisten, einen gesperrten Doping-Sünder im Radsport wieder aufzunehmen, weil das ganze Sponsoring zusammenfällt. Das geht also nicht mehr.

Welche Motivation hätte denn der Herr Kohl, seine Hintermänner zu outen?! Er wird nicht für zwei Jahre gesperrt, aber das kann ihm ziemlich egal sein, denn ob er nach einem Jahr keinen Vertrag mehr kriegt oder nach zwei Jahren nicht mehr, ist auch schon egal.

Zum Vorschlag: Erhöhen wir die Sperre auf fünf Jahre! – Das halte ich eher für kontra­produktiv, denn wenn man weiß, es gibt sowieso keine Fortsetzung der Karriere mehr, warum soll denn dann jemand überhaupt auspacken?

So, wie Sie es angesprochen haben, ist es völlig richtig: Wir müssen uns überlegen – auch gegen den Widerstand von Herrn Westenthaler, der dazu massiv mit Zwischenru­fen „geglänzt“ hat –, wie wir, wenn wir Doping bekämpfen wollen, die Leute dazu brin­gen, zu reden, auszupacken. Das ist der Punkt.

Ich halte die Vorstellung nach wie vor für absurd, dass jemand, der gedopt hat und überführt worden ist, dann in den Häf’n kommt; das ist ja nicht unbedingt der Punkt. Die Frage, gibt es effektive Möglichkeiten ... (Ruf beim BZÖ: Das war der Vorschlag vom Sportminister!) – Ja, und was ist die Antwort? – Der Kohl sagt: Diesen hier! – und alle sagen: Na, es ist halt so! Es gibt da de facto keine Handhabe. (Neuerliche Zwi­schenrufe beim BZÖ.)

Wenn wir es ernst nehmen mit dem Bekämpfen von Doping, dann brauchen wir wohl eine Möglichkeit – und sei es mit der Methode der Verpflichtung zu einer wahrheitsge­mäßen Aussage –, da auch an die Hintermänner zu kommen. (Abg. Grosz: Der Se­xualstraftäter soll freigehen, und der Dopingsünder soll eingesperrt werden!)

Ich weiß, dass das BZÖ da immer Riesenprobleme gemacht hat, und ich habe mich gefragt, warum. Diverse Artikel über die Frage, wer in den letzten Tagen in welchen Staffeln gelaufen ist, waren schon ganz interessant, und es ist auch interessant, sich anzuschauen, welche Kontakte auch ehemalige Sportpolitiker hatten. Ich erinnere nur daran: Karl Schweitzer, Stefan Matschinger – gemeinsamer Staffel-Lauf und so weiter. Da kann man schon darüber nachdenken, wo das herkommt.

Ich finde, wenn wir Dopingbekämpfung ernst nehmen, müssen wir uns auch überlegen, wie wir es schaffen, dass auch Leute, die nichts mehr zu verlieren haben, aussagen. – 37-jährige Langläufer, die bei Olympia gesperrt wurden, kann man zehn Jahre auch sperren, das wird ihnen egal sein. Man wird sich also überlegen müssen: Wie gibt es über die Verbände, wie gibt es über die Struktur dort die Möglichkeit, die Leute dazu zu bewegen, in diesen Fällen tatsächlich auszusagen? Das gibt es in Österreich bislang nicht. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben da also noch eine spannende Diskussion vor uns, auch zum Vergleich inter­nationaler Modelle. Auf den Kopf gefallen sind die Italiener ja auch nicht, die haben an­dere Modelle, wobei ich das Bild, das in diesem Zusammenhang gezeichnet wird, dass Sportler massenhaft im Häf’n sitzen, nicht für sinnvoll halte. Wahrnehmen aber muss man: Wenn man in allen internationalen Berichten erkennen muss, dass es ein paar Länder gibt, die sozusagen Doping-Drehscheiben sind, und dort Österreich immer wie-


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