Spitze der Pyramide sitzen Menschen, die es geschafft haben, die von jeder Ebene darunter Provisionen kassieren. AWD ist deshalb so erfolgreich, weil es die höchste Pyramide ist, die im Bereich der Finanzdienstleistungen in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich errichtet worden ist.
An der Basis der Pyramide schaut es vollkommen anders aus. Da sind Menschen, die von AWD einen Provisionsvorschuss zwischen 2 500 € bis 12 000 € erhalten, und dann wird ihnen gesagt: Ihr habt eine Familie, ihr habt Freunde, ihr habt Bekannte; verkauft ihnen alles, was wir haben: Immofinanz, Immoeast und, und, und! Ihr bekommt einen Teil der Provision, etwa ein Viertel der Provision; der Rest geht die Pyramide hinauf, und auf jeder Ebene über euch bleibt etwas hängen. Ihr arbeitet zum kleineren Teil für euch selbst, zum größeren Teil für die Pyramide.
Das Entscheidende bei den Einnahmen sind aber nicht die Abschlussprovisionen, sondern die Bestandsprovisionen. Die Emittenten – wie etwa Immoeast und die Systeme dahinter – zahlen jährlich Bestandsprovisionen, wenn es gelingt, den Kunden einzureden, dass sie die Wertpapiere behalten.
Was passiert jetzt? – Mit Immoeast und Immofinanz hat die Pyramide dieses Jahr prachtvoll an Bestandsprovisionen verdient. Die Einzigen, die verloren haben, waren diejenigen, die auf Anraten der AWD ihre Immofinanz- und Immoeast-Aktien behalten haben. Die haben fast alles verloren. Jetzt sagt die AWD: Entschuldigung, wir haben doch nichts mit Immofinanz zu tun, wir sind unabhängige Finanzdienstleister, wir können doch nicht wissen, was bei Immofinanz, bei Immoeast und in der Constantia Privatbank passiert! Die sind verantwortlich, macht euch das mit denen aus; wir haben euch nur beraten, das zu kaufen und zu behalten. Sitzt es aus, es wird schon wieder!
Nur gibt es da nichts mehr auszusitzen! Hier geht es nicht nur um persönliches Vermögen, sondern hier geht es in Zehntausenden Fällen um Tilgungsträger. Es geht um Tilgungsträger bei Menschen, die gearbeitet, gespart und sich ein Einfamilienhaus gekauft haben, denen AWD erklärt hat, es gäbe da noch einen tollen Tilgungsträger, so billig hätte sich noch niemand ein Haus gekauft. Diese Leute wissen inzwischen, dass man sich in dieser Republik ein Haus gar nicht teurer kaufen kann. Diese Leute stehen vor der Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten, sollen dazu noch Gebühren zahlen – und Banken und andere verlangen jetzt Sicherheiten für völlig ruinierte Tilgungsträger, die ihnen Pyramidenspieler wie AWD aufgeschwatzt haben.
Wer sind jetzt diese Pyramidenspieler ganz unten? Das sind nach dem Wertpapieraufsichtsgesetz die sogenannten Finanzdienstleistungsassistenten. Das sind Personen, die über keine Ausbildung verfügen, keine Prüfung machen und nach einer kurzen Einschulung bereits beraten und verkaufen. Da wird kurz das Persönlichkeitsprofil getestet, und dann geht es ab zu den Verwandten, Bekannten und Freunden, und dann wird verkauft.
Die Personalfluktuation bei AWD, an der Basis der Pyramide, beträgt jedes Jahr etwa 500 Mitarbeiter. Wenn diese Leute ihren Bekannten- und Verwandtenkreis abgegrast haben, sind sie nichts mehr wert – weg mit ihnen! Dann werden sie zum Teil noch geklagt, damit sie Teile des Provisionsvorschusses zurückzahlen. Derzeit sind meines Wissens zirka 400 solche Verfahren anhängig. Es wird auch noch die Frage zu prüfen sein, ob es sich hier nicht um großflächigen Sozialbetrug handelt, das ist aber eine vollkommen andere Frage. (Abg. Mag. Stadler: Um gewerbsmäßigen Sozialbetrug!)
Was tun wir jetzt? Ich halte es für ganz wichtig – auch für einen wichtigen Tag des Nationalrates –, dass wir den Menschen signalisieren, dass wir die Opfer ernst nehmen und für Schutz sorgen. Wir werden das nicht an einem einzigen Tag mit einem einzigen Entschließungsantrag tun können. Ich werde in der weiteren Debatte noch einen zweiten Entschließungsantrag zum Verbot pyramidenspielartiger Strukturen einbrin-
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