Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 160

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viel Geld in die Hand genommen, um in den Betrieben Kurzarbeit zu ermöglichen – ich sage bewusst: ermöglichen. Dass das kein Vorteil für die Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter in den Betrieben ist, das ist keine Frage. Aber es wird viel Geld in die Hand ge­nommen, damit sie in Beschäftigung bleiben können.

Hier liegt ein Konzept auf dem Tisch, das das genaue Gegenteil bewirken wird. Herr Kollege Mayer, erklären Sie mir einmal, wie das funktionieren soll! Wenn bei gleicher Unterrichtszeit, bei unveränderten Lehrplänen jeder Lehrer um zwei Unterrichtsstunden länger unterrichtet (Abg. Dr. Sonnberger: Dann haben wir 10 000 Arbeitslose!), dann haben wir 10 000 Lehrerinnen und Lehrer im Bund zu viel – 10 000 Lehrerinnen und Lehrer im Bund zu viel, die dann auf die Straße gestellt werden und die Arbeitslosigkeit erhöhen.

Ich meine, in Zeiten wie diesen ist es die Aufgabe von Regierungsmitgliedern, Arbeits­losigkeit zu vermeiden – und nicht Arbeitslosigkeit zu produzieren! (Beifall bei der ÖVP.)

Frau Klubobfrau Glawischnig, ich möchte auch ein paar Dinge zu Ihnen sagen, denn mich stört eines, und zwar an der Debatte insgesamt, obwohl es schon richtig ist, dass es im Bildungssystem da und dort Probleme gibt; überhaupt keine Frage. In Österreich haben wir einen sehr hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund; diesbezüg­lich haben wir einen unvergleichlich höheren Anteil, als das in anderen Staaten der Fall ist. Und ich gebe durchaus zu, da gibt es Hader darüber, wie man mit diesem Problem richtig umgeht.

Wir holen uns, was diese Sache betrifft, auch Anleitungen aus anderen Ländern, schauen uns beispielsweise die Situation in Finnland an, wo es eigene sogenannte Mi­grationsklassen gibt – Klassen mit relativ wenig Kindern, die so lange in einer Migra­tionsklasse sind, bis sie die Unterrichtssprache Finnisch beherrschen. Aber vergleich­bar ist das nicht ganz, denn im Schnitt haben wir in unseren Klassen 12 bis 14 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund, an manchen Schulstandorten haben sogar 80 oder 90 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund (Abg. Dr. Walser: Kanada! Austra­lien!), die Finnen hingegen haben, glaube ich, 1,2 Prozent Kinder mit Migrationshinter­grund. Das ist also eine völlig andere Ausgangssituation.

Was mich an dieser Debatte stört, ist, dass das österreichische Bildungssystem hier schlechtzureden versucht wird. Und das stört mich, denn es ist meiner Überzeugung nach nicht zulässig, dass bei diesen Vergleichsstudien, wie immer diese heißen – egal, ob das PISA ist, TIMSS oder PIRLS –, das Wissen der Kinder eines Jahrganges in wenigen Fächern an einem Tag überprüft wird. Daraus werden dann Schlüsse ab­geleitet, die so nicht zulässig sind! (Abg. Dr. Walser: Die gibt es seit vielen Jahren mit denselben Ergebnissen!)

Man kann doch nicht aus einer eintägigen Überprüfung des Wissens von Kindern eines Jahrganges in drei Fächern eine Systemdiskussion ableiten! Bei anderen Untersuchun­gen – ich spreche jetzt insbesondere PISA und TIMSS an, die auch die Leistungen von Volksschulkindern testen – liegt Österreich jedenfalls im Durchschnitt der getesteten Staaten. (Abg. Dr. Walser: PISA ist für 14-Jährige!)

Jetzt kann man natürlich sagen, wir haben einen größeren Ehrgeiz – das ist mir auch recht – und setzen daher alles daran, dass Österreichs Kinder bei diesen Tests in Hin­kunft besser abschneiden, ja – aber deshalb das gesamte Bildungssystem schlechtzu­reden und madigzumachen, das lehne ich kategorisch ab! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Wir sind nicht zufrieden!)

Noch etwas: Österreich befindet sich zwar in einer relativ dramatischen Situation, was die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen anlangt, und dennoch sage ich Ihnen, dass Ös-


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