Die Einfärbungsvorstellungen von Faymann und Pröll übersteigen selbst die kühnsten Erwartungen, und die Wunschgünstlinge lesen sich wie das „Who is who“ der Parteikader von SPÖ und ÖVP.
„ORF wird Vorfeldorganisation der Regierung“
Der dem SPÖ-Umfeld zuzurechnende ORF Generaldirektor Wrabetz steht selbst auf der Liste der auszuwechselnden Personen. Im Gegenzug soll der ORF-Programmdirektor Lorenz in Pension geschickt werden und durch den ÖVP-nahen niederösterreichischen Landesdirektor Norbert Gollinger ersetzt werden.
Die Tage im ORF sind auch für die kaufmännische Direktorin Sissy Mayerhoffer gezählt. Für ihren Posten sind der Vizegeneral der Industriellenvereinigung Peter Koren und Ex-WKO General und jetziger Flughafen-Wien-Vorstand Christian Domany angedacht, die beide für die ÖVP im ORF-Stiftungsrat sitzen.
Weiters sollen auch Hörfunkchef Willy Mitsche und Online-Direktor Thomas Prantner abgelöst werden. Der äußerst begehrte Posten des Informationsdirektors ist noch zwischen SPÖ und ÖVP umkämpft. Sollte sich die ÖVP durchsetzen, hat Roland Adrowitzer gute Chancen und für den Fall eines „Roten“ soll Karl Amon zum Zug kommen.
Für den freiwerdenden Posten des TV-Chefredakteurs gibt es wiederum zwei Anwärter. Für die SPÖ geht hier Stefan Ströbitzer ins Rennen und für die ÖVP der Chefredakteur des Landesstudios Niederösterreich und Pröll-Intimus Richard Grasl.
Um dieses Schauspiel besser lenken und auch in Zukunft gestalten zu können, sehen die Regierungspläne eine Neugestaltung der ORF-Aufsichtsgremien vor. Neben dem Stiftungsrat, der 35 Mitglieder umfasst (13 SPÖ, 11 ÖVP, 5 Betriebsrat, 1 FPÖ, 1 BZÖ, 1 Grüne, 3 Unabhängige) und in dem alle politischen Parteien, Betriebsräte und Unabhängige vertreten sind, soll ein Exekutivausschuss des Stiftungsrats eingerichtet werden. Dessen Hauptaufgabe soll die Wahl der Direktoren und die operative Unterstützung der Geschäftsführung sein. Dieser Ausschuss soll aus bis zu zwölf Personen bestehen, von denen mindestens vier durch die Landeshauptleute bestimmt werden sollen. Die Exekutivausschuss-Mitglieder sollen im ORF-Stiftungsrat, in dem die Regierungsparteien über eine satte Mehrheit verfügen, mit einfacher Mehrheit gewählt werden.
Ausschaltung der Opposition
Anhand der bisher bekannt gewordenen Details kann man erahnen, wie weit die so genannte Reform des ORF Gesetzes gediehen ist. Offenbar plant man, das Gesetz ohne Begutachtung durch das Parlament zu peitschen! Dadurch wären die Opposition, kritische Bundesländer und die NGOs aus dem Entscheidungsfindungsprozess ausgeschlossen. Dies kommt einem medienpolitischen Anschlag auf den ORF gleich. Damit wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Staatsfunk geschaffen, in dem regierungskritische Stimmen nach Belieben ausgeschaltet werden können.
Um dieses Ziel zu erreichen können sich SPÖ und ÖVP auch einen vorübergehenden Verbleib des von ihnen massiv kritisierten Alexander Wrabetz an der ORF-Spitze vorstellen. Dazu muss er nur die impertinenten Regierungspläne mit tragen, also die Leute in den ORF hieven, die laut dem ehemaligen ORF Generalintendanten Bacher „keine Ahnung von Medien haben und erst seit einigen Wochen einen Sender von einer Radiwurzn unterscheiden können“.
Rechnungshof zerpflückt ORF
Der Rechnungshof überprüfte 2008 die Gebarung des ORF mit dem Ziel, die strategische Ausrichtung und die Steuerung des ORF vor allem in Bezug auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu beurteilen. Einleitend stellte der Rechnungshof fest:
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