Ich gehöre nicht zu jenen, die sich über die Berichterstattung beklagen – und Sie werden auch keine Passage finden, wo ich mich, seit ich Verantwortung in dieser Regierung und für diese Regierung trage, als Bundeskanzler je über die Berichterstattung beklagt hätte. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Sie haben den Herrn Ostermayer! Er sitzt ja da!) Es ist dies daher ein Unterschied zu der Zeit, als Sie in der Regierung waren (Abg. Ing. Westenthaler: Aber der Ostermayer nicht!) – da waren noch andere Verhältnisse, und Sie werden kaum eine Redakteurin oder einen Redakteur finden, die/der sich die Zeit, als Sie in der Regierung waren, wieder herbeiwünscht. (Beifall bei der SPÖ.)
Daher sind Sie auch der Falsche – das gilt sowohl für Herrn Strache als auch für Sie vom BZÖ, die Sie damals in der Regierung waren (Abg. Strache: Also, ich war in keiner Bundesregierung, Herr Faymann!) –, denn, Herr Strache: Eher setzt sich ein Bankräuber für eine Sicherheitstür ein als Sie für die Objektivität der Berichterstattung! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)
Es gibt daher eine Reihe von Aufgaben, die zu bewältigen sind (Abg. Dr. Haimbuchner: Minus 10 Prozent! – AK-Wahlen in Oberösterreich!), um die wirtschaftliche Basis eines ORF zu sichern, die nämlich die Voraussetzung dafür ist, um überhaupt über jene wichtigen Punkte zu reden, die sehr wohl zu den wichtigen Gütern in unserer Gesellschaft gehören, nämlich objektive Berichterstattung, eigenständiges Unternehmen und die Möglichkeit, ein Programm zu gestalten (Abg. Kickl: Ein Faymann-TV!) ohne parteipolitische Einflüsse.
Diese Voraussetzung überhaupt erst zu schaffen, ist keine Kleinigkeit. Es war bisher im Stiftungsrat mit 35 Personen eine so hohe Zahl von Personen vertreten, dass ich überhaupt keinen vergleichbaren Betrieb in Europa kenne, der sein Unternehmen mit einem Aufsichtsrat von 35 Personen führt. – Darunter waren übrigens auch Vertreter der Oppositionsparteien, von denen man angesichts der wirtschaftlichen Situation des ORF auch nicht viel an Vorschlägen gehört hat, die unter „bahnbrechend“ einzureihen wären. – Sie waren also bei den 35 dabei.
Die ehemalige Generaldirektorin Lindner hat kürzlich bei einer öffentlichen Diskussion – sonst würde ich es nicht erwähnen – erzählt, dass das dann so abläuft, dass man ja mit 35 Aufsichtsräten gar nicht in der Lage ist, ein Unternehmen zu führen, sondern es entwickeln sich dann jeweilige Sprecher einzelner Gruppen dieser 35 (Abg. Ing. Westenthaler: Der Herr Krammer zum Beispiel!), mit denen man dann zu verhandeln hat. – Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben recht: Für diese Art der Führung des ORF – und da teile ich die Bedenken des Rechnungshofes – bin auch ich nicht.
Ich bin für drei Punkte. Erstens: für einen kleineren und damit leistungsfähigeren Aufsichtsrat. Zweitens: keine Vertreter von Parteien im Aufsichtsrat, die sich als Parteienvertreter im Aufsichtsrat verstehen. Es gibt nur eine Partei, das ist der ORF – und Aufsichtsräte haben die Verantwortung, für diesen Bereich tätig zu sein. (Abg. Strache: Dann soll Ihre Parteizentrale in Zukunft die ORF-Gebühren übernehmen, Herr Kanzler! Aber die Bevölkerung entlasten von den Zwangsgebühren, Herr Kanzler!) Und Sie werden ja sehr genau beurteilen, was in dem Gesetz steht, Sie werden sehr genau beurteilen, welche Leute entsandt werden, und Sie können ja dann entweder den Beweis – oder wir den Gegenbeweis – führen für Ihre selbst erfundenen Vorwürfe.
Drittens: Ich bin auch für eine Teilrefundierung der Gebührenbefreiung, für ein wirtschaftliches Fundament des ORF. Allerdings sage ich, dass eine Reform und eine Strukturreform nicht mit einer zusätzlichen Leistung beginnen soll (Abg. Dr. Graf: Und die Reform geht ohne Gesetz, oder wie?) – weil das ja auch vom Steuerzahler zu be-
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