Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll19. Sitzung / Seite 70

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Auch an einen anderen Ihrer Vorgänger darf ich erinnern, an Fred Sinowatz, der nämlich de facto etwas gemacht hat. Es ist interessant, dass die Sozialdemokratie nicht mehr in der Lage ist, an ihre eigenen Reformer zu erinnern, aber dann tun eben wir Grüne es. Das waren wirkliche Reformen. Das, was jetzt der Fall ist, ist es nicht.

Meine Damen und Herren, wir müssen, wenn es um die Bildungspolitik geht, endlich raus aus der Ideologiefalle, in der sich vor allem Rot und Schwarz befinden. Das ist eine Diskussion, die an unseren Problemen vorbeigeht. Wir haben eine Schule, die sehr viele Probleme macht, wir haben eine Schule, wie das heute Morgen im „Morgen­journal“ genannt wurde, die Expertinnen und Experten in einer dummen Institution arbeiten lässt, in einer Institution, die Angst macht, die Kinder krank macht, die Lehrerinnen und Lehrer krank macht. Und da müssen wir den Hebel ansetzen. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Wir brauchen eine Schule, die Neugierde weckt, in die Kinder gerne gehen, in der Kinder forschen können, in der sie entdecken können, eine Schule, in der Auseinan­dersetzungen stattfinden zwischen den Lehrpersonen und nicht Konfrontationen, wie wir sie heute haben. Wir brauchen eine Schule, in der Kinder lernen, im Team zu arbeiten, eine Schule, in der die Pädagoginnen und Pädagogen unterstützt werden – in Sachen Logopädie, durch Sozialarbeiter, durch zusätzliche SprachlehrerInnen und so weiter.

Wir brauchen aber vor allem auch eine Schule, die allen Kindern Chancen gibt und nicht nur privilegierten Kindern, so wie das derzeit der Fall ist. (Beifall bei den Grünen.)

Wir brauchen eine Schule, in der nicht falsches Elitedenken gelehrt wird, wie das derzeit auch der Fall ist, das ist speziell das, was Sie betreiben, sondern eine Schule, in der die Kinder soziales Verhalten lernen, in der sie lernen, dass jeder Mensch gleich viel wert ist, und in der sie gemeinsam darangehen, Probleme zu lösen. (Neuerlicher Beifall bei den Grünen.)

Das ist vielleicht ein Hinweis an die Kolleginnen und Kollegen der ÖVP: Das kann man ja auch unter ökonomischen Gesichtspunkten sehen. Die Personalberatungsagentur McKinsey hat im „Economist“ genau dasselbe gesagt wie das, was wir hier sagen, als sie versucht hat, die Erfolgsfaktoren zu bestimmen. Nein, es ist – und das ist die posi­tive Botschaft – nicht hauptsächlich nur eine Frage des Geldes, sondern es geht auch darum, wie wir das Geld in unserem Schulsystem einsetzen. Es geht – und das ist ganz klar – um die Qualität der Lehrkräfte. Das ist der entscheidende Punkt! Die Qualität der Lehrkräfte ist entscheidend, damit wir in unserem Schulsystem weiter­kom­men.

Nun zu etwas, meine Damen und Herren, was Sie von der Freiheitlichen Partei leider Gottes immer wieder in polemischer Form, in die Gesellschaft spaltender Form darstellen, zu den Migrantenkindern. (Abg. Weinzinger: Auch wieder ein Schlagwort von euch! Das ist schlimm!) Wir brauchen mehr StützlehrerInnen in diesem System und nicht weniger. Wir müssen diesen Migrantenkindern überhaupt erst die Chance geben, unser Schulsystem erfolgreich zu absolvieren. Wenn wir Ihre Vorschläge um­setzten, dann wäre das Gegenteil der Fall, dann hätten wir noch schlechtere Ergebnisse, als wir sie in unserem derzeitigen System haben.

Wir haben sehr, sehr viele engagierte Pädagoginnen und Pädagogen in unseren Schulen. Wir haben PädagogInnen, die große Reformhoffnungen haben, die an einer neuen Schule mitarbeiten wollen. Derzeit ist es aber so, dass sich Frust ausbreitet. Das ist das Problem. Die zentralen Probleme, auf die ich vorhin eingegangen bin, wurden in den vergangenen Wochen leider nicht einmal ansatzweise diskutiert.

 


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