Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll19. Sitzung / Seite 113

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Wenn man sich nun beide Berichte genauer ansieht, dann fällt auf, dass der Ver­breitung, der Förderung und auch der Vermittlung der deutschen Sprache keine Bedeutung beigemessen wird. Dazu findet sich jedenfalls nichts im Kultur- oder auch im Kunstbericht, wenn man von den finanziellen Förderungen absieht, die die deut­schen Sprechbühnen erfahren.

Meine Damen und Herren, das steht aber in einem krassen Widerspruch zu dem, was die Frau Bundesministerin am 23. April 2009 im Kulturausschuss gesagt hat; sie hat dort nämlich ausgeführt, dass ihr die Förderung der deutschen Sprache ein sehr wichtiges und ernstes Anliegen sei. Wo, Frau Bundesminister, finden in den Berichten diese Lippenbekenntnisse ihren Niederschlag? Ist für Sie als Regierungsmitglied die Förderung der deutschen Sprache nur als Unterrichtsministerin von Bedeutung, und hier wiederum nur im Zusammenhang mit Schülern, deren Muttersprache eben nicht die deutsche Sprache ist?

Aus unserer Sicht ist die deutsche Sprache eine der wesentlichen kulturellen Grund­lagen, auf denen Österreich aufbaut, und nicht nur die österreichische Literatur. Die Vermittlung und Pflege unserer Muttersprache im In- und Ausland müsste deshalb unserer Auffassung nach eine zentrale Aufgabe Ihres Kulturministeriums sein, natürlich aber auch der auswärtigen Kulturpolitik.

Auch die Erhaltung des Deutschen als wichtigste Wissenschaftssprache in Österreich ist ein vorrangiges Ziel, denn es geht schlicht und einfach um die Wissen­schafts­fähigkeit unserer Sprache, die ihr den Rang als Kultur- und Weltsprache sichert. Dieser Rang würde aufgegeben werden, wenn – wie das manchmal in Symposien vorge­schlagen wird – Wissenschaft künftig ausschließlich auf Englisch stattfinden sollte.

Die Zunahme von angloamerikanischen Ausdrücken in unserer Umgangssprache, vor allem aber in den Neuen Medien und in der Werbung hat die Entwicklung der deut­schen Sprache nachhaltig verändert. Das ist ein Faktum. Deutsch ist aber die meistgesprochene Muttersprache in der Europäischen Union, fast hundert Millionen Menschen sprechen Deutsch als Muttersprache. Die Gleichstellung unserer Mutter­sprache mit dem Englischen und dem Französischen als gleichberechtigte Arbeits­sprache in der Europäischen Union ist ein Gebot der Stunde.

Deshalb war ich sehr froh darüber, meine Damen und Herren, als wir vor einigen Wochen hier im Nationalrat einen gemeinsamen Antrag aller Parlamentsparteien ange­nommen haben, um sozusagen dieses Ziel voranzutreiben. Es liegt jetzt natürlich an den zuständigen Ministern und an der Bundesregierung, das auch in Brüssel durchzu­setzen. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, abschließend bringe ich noch einen Entschließungsantrag meiner Fraktion ein, den Frau Mag. Unterreiner bereits angekündigt hat, der lautet:

„Der Nationalrat wolle beschließen:

‚Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, alle notwen­digen Schritte zu setzen, ein Konzept zu erstellen und umzusetzen, in dem detailliert die jeweiligen Projekte und Maßnahmen für das Zusammenwirken der drei Verant­wortungsbereiche Unterricht, Kunst und Kultur, sowie deren zeitliche Umsetzung fest­geschrieben wird.‘“

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Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.28

 


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