Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll23. Sitzung / Seite 156

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oder zum Nichterkennen der Dimension des Geschehenen gekommen. (Zwischenruf des Abg. Brosz.)

Die Diskussionsbeiträge haben uns gezeigt, dass dies unrichtig und unzutreffend ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Frau Innenministerin, ich danke Ihnen für die klaren Worte. Ich danke Ihnen für Ihre klare Politik. Ich danke Ihnen auch für Beiträge, die leider zu wenig beachtet werden. Ich habe den Jahresbericht 2008 des Mauthausen Memorial mitgebracht – diesen Jahresbericht gibt es seit 2007 –, ein hervorragendes und sensibles Dokument. Ich empfehle es zur Lektüre, und gleichermaßen die Dokumentation über ein Fach­gespräch mit Ihnen, Frau Innenministerin, zum Thema Gedenkstätten.

Meine Damen und Herren, Selbstgerechtigkeit oder Selbstgefälligkeit haben in diesem Zusammenhang gar nichts verloren. Das bringt uns nicht weiter. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Frau Abgeordnete Lunacek, ich fordere Sie namens der Österreichischen Volkspartei auf, Ihre Bemerkung über den „braunen Faden“ schlicht und einfach zurückzunehmen, und zwar rasch! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mag. Lunacek: Wer hat Graf gewählt?)

Wir brauchen hier keine billige Wahlkampfmunition. Das wird unserer Aufgabe nicht gerecht. Frau Abgeordnete Glawischnig, wir brauchen auch keine offiziellen Protest­noten der Österreichischen Volkspartei. Das ist lächerlich! So kommen wir nicht weiter. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, wer andere verfolgt oder diskriminiert, ist auch ein Feind seines eigenen Landes. Wir wollen in Österreich, in Europa, in der Welt zusam­men­leben, und zwar auf der Grundlage gegenseitiger Anerkennung, gegenseitigen Res­pekts. Das ist es, was wir wollen in diesem Land, was auch die ganz große Mehrheit der jungen Menschen will. (Abg. Mag. Lunacek: Warum haben Sie Graf gewählt?)

Ich halte nichts von Wettkämpfen der Schuldzuweisungen und schon gar nichts, wie ich schon gesagt habe, von billiger Wahlkampfmunition. (Abg. Dr. Walser: Darum verschließen wir die Augen, oder wie?!) Werfen wir einen Blick auf die Jugend! Werfen wir wirklich einen Blick auf ihre Bedürfnisse! 

Es gibt heute einen sehr bemerkenswerten Kommentar von Hans Rauscher: „Realis­mus gegenüber rechten Jugendlichen“. Darin legt er Augenmerk auf eine Reihe von Tatsachen.

Schauen wir uns zum Beispiel eine neue Umfrage an, die das Institut SORA gemacht hat und aus der ganz klar hervorgeht, dass sich von den österreichischen Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren nur 3 Prozent als eindeutig rechts bezeichnen würden! Mehr als die Hälfte stuft sich nach Eigendarstellung als in der Mitte stehend ein. Das, meine Damen und Herren, ist eine Chance, und an dieser Chance gilt es mit Realis­mus, mit Ernsthaftigkeit zu arbeiten. (Beifall bei der ÖVP.)

Was ist nun, meine Damen und Herren, ein angemessener Umgang, eine ange­mes­sene Reaktion auf unverantwortliche Entgleisungen, wie wir sie in Ebensee gesehen haben?

Ich möchte Ihnen etwas vorlesen, das ich selbst gestern im „Morgenjournal“ gehört habe. Es ist eine Aussage von Daniel Simon, der selbst Zeuge der Vorfälle in Ebensee war. Er ist der Präsident des französischen Mauthausen-Komitees.

Simon sagte – ich zitiere die Übersetzung –:

„Als ich gehört habe, dass zwei in Haft sind, habe ich zu meinen Mitreisenden gesagt: Ich denke nicht, dass Gefängnis da helfen kann. Gefängnis verhärtet diese Art von


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