Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll23. Sitzung / Seite 558

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ich Ihnen sage: Wir sind in der Unfallchirurgie Weltspitze. – Wir sind auch Weltspitze in der Brustkrebsversorgung, in der Notarztversorgung und auf vielen anderen Feldern.

Interessant ist Folgendes – ich bin ja jetzt schon einige Zeit im Haus, und man soll etwas über längere Zeit beobachten –: Ich habe mir die OECD-Statistiken angeschaut, und wir liegen in den Kostenzuwächsen unter dem OECD-Durchschnitt. Wir liegen zwar bei den Spitalsbetten und so weiter darüber, aber entscheidend ist, wir liegen fast in allen Parametern sehr, sehr gut.

Ich will das nicht schönreden und ich will auch nicht sagen, ob wir jetzt Masken kaufen sollen oder nicht. Ich kann mich daran erinnern, dass viele gesagt haben, dass wir keine Masken brauchen, aber wenn dann eine Pandemie kommt, werden wir sie doch wieder brauchen. – Gesundheitspolitik heißt, vorausschauend zu denken, und nicht dann, wenn die Katastrophe einmal da ist, denn dann ist es meistens sowieso schon zu spät. Dann haben Sie vielleicht eine Minute oder zehn Minuten Zeit zu reagieren, aber nicht viel.

Aber bei solch einer Gesundheitsdebatte sollte man auch einmal das Grundsätzliche beleuchten: Was wollen wir überhaupt tun? Was können wir überhaupt tun? Was müssen wir überhaupt tun? – Für mich ist die Leitfigur in der Gesundheitspolitik, das sage ich Ihnen jetzt als Hausarzt, der immerhin schon Tausende Patienten gesehen hat, eine ältere Pensionistin mit kleinem Einkommen, die schon leichte Anzeichen von geistig-körperlichen Einschränkungen hat. Wenn wir für diese Person alles tun, dann haben wir Gutes getan – es gibt sehr viele Menschen, die sich das Gesundheitswesen privat leisten können oder die sich aufgrund ihrer Ellbogen beim Chefarzt oder die sich überhaupt Leistungen erkämpfen können.

Und wenn man fragt: Warum ist das wichtig?, lautet die Antwort: Der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Menschen mit kleinem Einkommen und niedrigem Bildungsgrad und hohem Einkommen und hohem Bildungsgrad ist sechs Jahre. Sechs Jahre weniger Lebenserwartung! – Darum geht es in der Gesundheitspolitik, und nicht darum, ob ich 0,1 Prozent Beitrag mehr oder weniger zahle. Das ist der entscheidende Punkt!

Wenn ich sage, dass das für mich der entscheidende Punkt ist – Stichwort: ältere Pen­sionistin mit kleinem Einkommen –, fordere ich Sie auf: Schauen Sie einmal nach Deutschland, welche Debatte dort läuft, welche Rationalisierungsdebatte dort offen geführt wird! Man sagt, Dicke sollen hinten angereiht werden, Raucher sollen hinten angereiht werden!; es herrscht totaler Frust in diesem Land.

18 000 Ärzte haben das Land verlassen! Das ist für die Leute, die das Land verlassen müssen oder glauben, es verlassen zu müssen, eigentlich eine Katastrophe. Und wohin sind sie gegangen? – Nach Norwegen, Schweden oder England.

Interessanterweise haben 187 österreichische Ärzte das Land in Richtung Deutschland verlassen, und wer die Ärztezeitungen liest, sieht, diese sind voll mit Inseraten. Was mich darüber hinaus irgendwie bestürzt hat, war Folgendes: Ich habe jetzt in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“ eine Studie gelesen – ich hoffe, sie stimmt nicht in der Ausprägung –, die besagt, dass bis zu 40 Prozent einer untersuchten Ärzte­gruppe Anzeichen von Burn-out gehabt hat. Ich glaube, das sind Alarmzeichen, die man sehr ernst nehmen sollte!

Ich bin sehr gerne bereit, über alle Defizite in der österreichischen Versorgung zu reden: Wir haben zu viel, wir sind Weltmeister im Im-Spital-Liegen, wir haben Probleme mit den Hausärzten in den Städten – diese dürfen wir nicht kaputt machen; es würde uns sehr, sehr weh tun, wenn wir sie „plattmachen“ würden –, wir haben Versorgungs-


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