Ich bin mit Ihnen einer Meinung: Wir haben heute eine relativ große soziale Selektion im Bildungssystem. Ich teile diese Analyse absolut; das ist richtig. Deshalb ist es ja auch entscheidend – und es gibt heute keinen modernen Pädagogen, der nicht der Meinung ist, dass das Sinn macht –, Kinder dort abzuholen, wo sie stehen: mit ihren Begabungen, mit ihren Neigungen, mit ihren Interessen und mit ihrer Leistungsfähigkeit.
Aber gerade dann, wenn man das ernst nimmt, ist die soziale Selektion der völlig falsche Ansatz, dann ist der richtige Ansatz der, sehr wohl zu schauen: Wo steht das Kind mit seiner Leistungsfähigkeit? Wo steht es mit seinen Begabungen? Wo steht es mit seinen Interessen? Das muss doch der entscheidende Punkt im Bildungssystem sein – und nicht das, was die Eltern zufällig erlernt, erworben haben oder von Beruf sind, meine Damen und Herren!
Ich glaube, dass wir auch große Herausforderungen im Bereich der Migration zu bewältigen haben; keine Frage. Ich teile nicht die Meinung der Kollegin Haubner, dass in einer Klasse der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache nur 30 Prozent betragen soll, denn entscheidend ist aus meiner Sicht nicht die Muttersprache, sondern entscheidend ist die sprachliche Fähigkeit des Kindes. Das ist doch das Entscheidende!
Daher hat Elisabeth Gehrer völlig zu Recht gesagt, wir müssen so etwas wie Sprachstandsfeststellungen einführen, wir müssen überprüfen, wo das Kind in sprachlicher Hinsicht steht, und dann entscheiden wir: Braucht das Kind eine individuelle Förderung in sprachlicher Hinsicht, oder ist es imstande, dem Unterricht von Vorneherein zu folgen?
Auch ich bin der Meinung, dass wir im Bereich der Schulverwaltung vor Herausforderungen stehen. Wir haben da gewisse Doppelgleisigkeiten. Ich denke da etwa an die Pflichtschulabteilungen im Amt der Landesregierung und im Landesschulrat. Natürlich kann man diese Doppelgleisigkeiten beseitigen. Ich würde nur sehr davor warnen, da das Kind mit dem Bade auszuschütten, denn es wird zum Teil der Eindruck erweckt, dass durch die Abschaffung der Landesschulratskollegien und der Bezirksschulräte irgendetwas eingespart wird. Das sind Einrichtungen, die eigentlich nichts kosten (Zwischenrufe beim BZÖ), die aber durchaus, etwa wenn man an die Kollegien denkt, durch Landtagswahlen legitimierte Einrichtungen sind. Entscheidend ist, dass wir dort einsparen, wo wir Doppelgleisigkeiten haben. Es geht nicht bei Reformen darum, einfach eine Reform zu machen, sondern sie muss schon auch Sinn machen, meine Damen und Herrn. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich glaube, dass gerade die Ereignisse der letzten Wochen zeigen, Frau Bundesministerin, dass wir auch ein Mehr an politischer Bildung brauchen. Jetzt bin ich nicht der, der daran glaubt, dass, wenn man das eine oder andere Fach in der einen oder anderen Schulstufe zusätzlich einführt, dies automatisch gleich einen positiven Ausfluss auf die allgemeine politische Bildung hat. Aber ich glaube, es ist ein Grundkonsens – und es freut mich, dass das eigentlich von allen Fraktionen so gesehen wird –, dass wir ein Mehr an politischer Bildung brauchen.
Wir müssen diese Querschnittsaufgabe, die die Pädagoginnen und Pädagogen haben, sehr ernst nehmen. Wir müssen, glaube ich, auch verstärk mit Projektarbeit und dergleichen mehr die politische Bildungsarbeit fördern, um jeder Form von Extremismus, von Radikalismus deutlich entgegenzutreten. Das muss in den Schulen natürlich einen Anfang haben.
Ich glaube – und das sage ich abschließend –, dass wir im österreichischen Bildungssystem viel weiterbringen können, wenn wir uns verabschieden davon, dass wir ausschließlich die Dinge ideologisch betrachten. Versuchen wir, Ziele zu definieren!
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