Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll23. Sitzung / Seite 649

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schaft ein Motor ist, dass die Kultur ein Motor ist und dass der Film eine Wachs­tumsbranche wäre. Wir wissen auch, dass im Regierungsübereinkommen steht, dass der Film 20 Millionen € bekommen soll. Davon ist im Moment überhaupt nicht die Rede.

In diesem Jahr gibt es überhaupt keine Erhöhung, im nächsten Jahr gibt es nur eine Erhöhung um eine Million. Auf eine diesbezügliche Anfrage wird aus dem Ministerium verlautbart, dass das angestrebte Ziel von 20 Millionen € jedenfalls noch in dieser Pe­riode erreicht werden soll.

Sie nicken, Herr Kollege Kopf, aber ich frage mich: Was ist das für eine eigenartige Investition zur Zeit der Rezession, wenn man diese Investition auf die Zeit nach der Rezession verschiebt? Jetzt müsste man investieren, jetzt müsste in den Film inves­tiert werden, insbesondere in den Kinofilm, und da geschieht zu wenig.

Das restliche Geld, das jetzt noch auf dem Konto des ÖFI, also des Österreichischen Filminstituts, ist, das sind 58 000 €. Das heißt, da kann man eigentlich überhaupt nichts mehr drehen. Dazu kommt noch, dass jetzt mit zunehmender Anhebung des Status immer mehr zu Stars in der Filmbranche geworden sind, zu Etablierten, und die haben daher sozusagen fast ein Anrecht auf Förderung. Das heißt, die brauchen eigentlich keine Angst zu haben, dass sie nicht gefördert werden.

Aber was ist mit den Nachkommenden? Wenn die Etablierten gefördert werden, dann bekommen die Nachkommenden offensichtlich nichts. Daher wäre eine Förderung jetzt angebracht.

Deshalb glaube ich, dass wir auch alle gemeinsam einen Entschließungsantrag unterstützen könnten, den ich hier verlesen und einbringen möchte.

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, die Förderun­gen für den österreichischen Kinofilm – beginnend mit dem Budgetjahr 2009 – um jährlich eine Million Euro zu erhöhen, bis die im Regierungsübereinkommen festgehal­tene Fördersumme von 20 Millionen Euro pro Jahr erreicht ist.“

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Meine Damen und Herren, ich darf noch etwas erwähnen, was Sie vielleicht nicht wissen. Im letzten Halbjahr, also im Wintersemester von 2008 auf 2009, waren 80 Pro­zent der Filmschaffenden arbeitslos. Im Sozialbericht, den Sie ja veröffentlicht haben, Frau Ministerin, ist die Lage der Filmschaffenden als katastrophal bezeichnet. Ich glaube, dass genau in der Branche, in der wir so groß punkten, ganz dringend ein Bedarf da wäre, noch mehr reinzubuttern als bisher. (Beifall bei den Grünen.)

Das ist für mich auch eine Form der Kulturpolitik, wie sie offensichtlich nicht betrieben und auch nicht verstanden wird. Der Film ist einfach das Medium der jungen Men­schen heute, und daher hat die Kulturpolitik auch die Aufgabe, das zu erkennen und Verschiebungen vorzunehmen, das heißt, die traditionellen Formen von Kunst und Kultur vielleicht, wenn das Budget schon gleich bleibt, ein wenig zu reduzieren und dafür die Medien, die gang und gäbe sind und beliebt sind, zu stärken. Aber da gibt es offensichtlich kein vernünftiges Einsehen in diese Richtung, und es gibt auch keine Verschiebung in der von uns lange geforderten Überlegung, dass immer nur die Etablierten in der Kunst gefördert werden, während alle Randbereiche, diese vielen Initiativen, diese kleinen, schnellen, beweglichen Boote schauen müssen, wo sie bleiben.

 


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