Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll23. Sitzung / Seite 653

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10.24.38

Abgeordnete Mag. Heidemarie Unterreiner (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren auf den Galerien! Als Allererstes ist es mir ein Bedürfnis, einmal zu sagen, dass die hier gemachten Ausführungen von den Grünen, was unseren Dritten National­ratspräsidenten angeht, kulturlos sind und nicht der Würde des Hauses entsprechen. (Beifall bei der FPÖ.)

Vor allem die „Leiberlkultur“ des Herrn Dr. Walser ist in meinen Augen sehr infantil und passt überhaupt nicht hier her. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Amon und Hagen.)

Nun zur Kulturpolitik. Laut Medienberichten kann sich Österreich freuen: Michael Haneke hat es geschafft, in Cannes eine Goldene Palme zu erlangen. Mit seinem Historiendrama „Das weiße Band“ wird er für sein Lieblingsthema – und wir alle wis­sen, das ist die Darstellung von Gewalt und von sehr extremen Weltbildern – belohnt.

Diesmal finden die Gewaltexzesse in einem brandenburgischen Dorf statt – normaler­weise ortet Haneke ja das Böse der Welt zwischen dem Bodensee und dem Neu­siedler See. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, damit werden weiterhin, nach dem oscarprämierten Film „Die Fälscher“, mit der Abarbeitung des Nationalsozialismus Preise gewonnen. Auch der ursprünglich aus Österreich kommende brillante Schauspieler Christoph Waltz hat erst nach Jahrzehnten, in denen er Nebenrollen spielen durfte, mit der Hauptrolle eines SS-Schurken in Cannes den Schauspielerpreis gewonnen und darf ab jetzt Hollywood-Karriere machen.

Sehr geehrte Damen und Herren, kein Zweifel, mit diesen Themen gewinnt man inter­nationale Preise – das ist auch gut so –, aber – und jetzt kommt das große Aber – man gewinnt nicht die Gunst des Publikums; dazu habe ich die Zahlen und die Beweise.

Der jüngste Filmwirtschaftsbericht aus dem Jahr 2007 beweist das. Bei einem Markt­anteil von 1,9 Prozent liegen im europäischen Vergleich nur noch Luxemburg, Polen und Bulgarien hinter Österreich.

Frau Ministerin – wir haben ja über diese Sache schon ein paar Mal gesprochen –, in dieser Hinsicht müssten schon längst alle Alarmglocken läuten, denn die Besucher­zahlen sind wirklich beschämend. Bei den 37 im Jahr 2007 aufgeführten Filmen fanden es nur 295 000 Besucher wert, sich diese Filme im Kino anzuschauen. Stellen Sie sich das einmal vor! Sie hätten schon längst etwas tun müssen. 295 000 Zuschauer in einem Jahr! Wenn ich mit unserem Nachbarland Deutschland vergleiche (Abg. Rädler: Das ist ja größer!) – dort hat man die Förderungen geändert –, muss ich sagen, dort schaut das viel, viel besser aus, die können wirklich auf große Erfolge verweisen. (Abg. Rädler: Das ist ein größeres Land!) – Das macht ja nichts. (Abg. Rädler: Kopfzahl!) Es ist zwar größer, aber ich kann es trotzdem vergleichen. Ich brauche das eigentlich nur mit zehn zu multiplizieren, dann würden die Zahlen wieder stimmen.

Der oscarprämierte Film „Das Leben der Anderen“, auch prämiert, hat aber, weil er das Publikum anspricht – und darauf kommt es ja an –, innerhalb von wenigen Monaten 2 Millionen Zuschauer erreichen können und hat in einem Jahr 70 Millionen € eingespielt. Da können wir einmal davon reden, dass Film ein Kunstwerk ist – was wir ja alle wollen –, gleichzeitig aber auch ein Wirtschaftsfaktor. Aber man muss sich wirklich bemühen, das auch zustande zu bringen. (Beifall bei der FPÖ.)

 


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