Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll23. Sitzung / Seite 658

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dern sogar auch um jenes der dritten Klasse. Und es hat geheißen, dass er nur dann in diese Schule gehen kann, wenn er jedenfalls überall Einser hat, sogar auch in Wer­ken. – Ganz ehrlich, was wäre ein Zweier in Werken oder wo auch immer? Jedenfalls: Der Druck ist enorm. (Zwischenruf des Abg. Amon.)

Jetzt hat unser Kind natürlich mehr Chancen, und wir können ihm viel mehr bieten. Aber würden wir genau in die Richtung gehen, die Sie erwähnt haben, wäre das jeden­falls ein Schritt zurück. Und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Das geht mit uns nicht! Ganz klar. (Beifall bei der SPÖ.)

Unsere Erkenntnis ist nämlich, dass kein Kind dumm geboren ist – ich glaube, darin sind wir uns auch einig. Aber die Frage ist: Wie kann man Entwicklungschancen, Entfaltungsmöglichkeiten für Kinder sichern?

Ich sage Ihnen, bei einem Kind mit neun Jahren können Sie nicht feststellen, wozu es noch fähig sein wird, wie es sich noch entwickeln wird. Das, was Sie vorschlagen, würde das jedoch betonieren. (Abg. Amon: Darum darf ich es auch nicht überfor­dern!) – Nein. Sie meinen, Überforderung – nein, das meine ich nicht, sondern ich sage, dass man bei einem Kind mit neun Jahren nicht sagen kann, welche Chancen es noch haben wird. Deswegen werden wir diesem Vorschlag nie und nimmer zustimmen!

Genauso wenig können wir dem Vorschlag mit der 30-Prozent-Hürde, was die Klassen betrifft, zustimmen, den Frau Haubner gemacht hat und der auch von der FPÖ kommt. Ich stelle mir vor, dass das allein technisch schon schwierig wäre. Was würde man machen, wenn in einer Region, zum Beispiel in einem Stadtteil, 40 Prozent oder 50 Prozent Kinder in die Klasse kämen? – Diese Kinder würde man dann durch die Gegend fahren?

Frau Cortolezis-Schlager hat es völlig richtig gesagt: Es kommt nicht darauf an, welche Muttersprache die Kinder haben, sondern es kommt darauf an, wie sehr sie in ihren sprachlichen Fähigkeiten gefördert werden – in der eigenen Sprache, das ist nämlich ganz wesentlich, denn nur dann, wenn die eigene Sprache richtig sitzt, kann man auch eine zweite Sprache erlernen. Daher ist es doch viel sinnvoller, wenn man diese Kinder fördern möchte – wenn Sie das nicht wollen, dann sollten Sie es sagen, wenn Sie die Kinder heraußen haben wollen, dann sollten Sie das so formulieren –, den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, qualitätsvoller kostenloser Kinderbetreuungeinrichtun­gen, zu forcieren, sodass die Kinder schon sehr bald eine Chance auf sprachliche Förderung der Muttersprache und auch der Zweitsprache haben. Das ist für mich der entscheidende Punkt.

Da vorhin die politische Bildung angesprochen wurde: Den Ausbau der politischen Bildung in den Schulen halte ich für ganz wesentlich, gerade auch vor dem Hintergrund der Wahlaltersenkung.

Da im Zusammenhang mit der Zunahme der rechtsextremen Untriebe in den letzten Wochen immer wieder gesagt wird, dass die Aufklärung in den Schulen verstärkt werden muss: Das finde ich schon richtig, die Schulen sollen sich da nicht heraus­halten, aber es ist jedenfalls nicht die Aufgabe der Schulen allein, es ist die Aufgabe einer Zivilgesellschaft. Wenn versucht wird, sozusagen den politischen Diskurs in unserer Gesellschaft nach rechts zu verschieben und gewisse Dinge als Normalität erscheinen zu lassen, ein Anstreifen zum Beispiel am rechtsextremen Rand als Normalität erscheinen zu lassen, dann ist die gesamte Zivilgesellschaft gefordert – dies ist nicht Aufgabe der Schule allein; so wie meines Erachtens eine moderne, auf­ge­schlossene Bildungspolitik jedenfalls ein Garant dafür ist, dass ein Abdriften junger Menschen ins rechtsextreme Lager verhindert werden kann.

 


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