Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll23. Sitzung / Seite 888

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arbeiten. Da können Sie noch so aufgeregt dazwischenrufen! (Abg. Höfinger: Sie sind ein Sterndeuter!)

Es gibt in Folge natürlich auch viele Gerüchte, keine Frage. Man hört ja nicht umsonst, dass der Vizekanzler Josef Pröll einmal Nachfolger von Konrad werden soll. (Ruf bei der ÖVP: Soll!) Dieses Gerücht wird nicht von ungefähr kommen.

Heute gibt es auf alle Fälle im genossenschaftlichen Bereich 330 000 Genossen­schaftsbanken, Selbsthilfeorganisationen selbstbewusster Bauern. Das ist in der Tat gelebte Demokratie im unmittelbaren Berufsbereich und daher eine richtige und wich­tige Entwicklung bäuerlicher Selbstorganisation.

Doch in Wien scherten ein paar Topmanager aus. Ich sage ganz bewusst: Wenn ich von Konrad rede, rede ich ganz konkret über die Raiffeisen-Gruppe Wien-Nieder­österreich, die ostösterreichischen Gruppe, und über niemand anderen. Diese Gruppe ist ausgeschert. Man hat ein begrüßenswertes System verändert, sodass man heute in diesem Bereich eine Mischung aus spätkommunistischer Gigantomanie mit einer Prise Genossenschaftssozialismus und einem missionarischen Sendungsbewusstsein von ein paar Managern erlebt, die den Genossenschaftsgedanken pervertiert haben! (Bei­fall bei der FPÖ.)

Er wurde pervertiert, ich sage das ganz bewusst. Herr Raiffeisen würde sich heute im Grabe umdrehen, wenn er das sehen müsste. (Abg. Eßl: So ist es !)

Der Genossenschaftsgedanke gehört wieder belebt! Einen besonderen Weg geht der Raiffeisen-Sektor eben in Ostösterreich, wo in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch eine gewaltige Diversifizierung, die im Warenbereich entstanden ist, bestsortierte Genossenschafts-Lagerhäuser entstanden sind, zugänglich für jedermann, mit klarem Verdrängungswettbewerb gegenüber entsprechenden privatwirtschaftlichen Betrieben. Das hat in Westösterreich so nie stattgefunden. Das hätten sich die privatwirt­schaft­lichen kleineren und mittleren Unternehmen so auch nicht gefallen lassen, und das wäre auch nicht der richtige Weg. (Abg. Höfinger: Schlecht gelesen, Herr Kollege!) In den westlichen Bundesländern gibt es selbstbewusste Handwerker, die das nicht akzeptieren.

Das Giebelkreuz im Schutze anonymer Gemeinwirtschaft ist heute ein Produkt, das in den Markt hineinwirkt, aber speziell in Niederösterreich entwickelten sich die Lager­häuser zum allumfassenden Versorger, wo heute vom Betonmischgerät bis zum Trach­tenanzug alles zu kaufen ist. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Unter dem Deckmantel Koordination entstanden mächtige Organisationen auf Lan­desebene, nämlich die Landesbanken, und auf österreichischer Ebene die Raiffeisen-Zentralorganisation. Durch ein geschicktes Vermischen des auf dem Selbsthilfegedan­ken fußenden Genossenschaftsgesetzes aus dem Jahre 1873 mit dem Organisations­recht der Kapitalgesellschaften entstanden mächtige Wirtschaftskörper.

Die Verantwortlichen verstanden es auch, es sich sehr wohlig einzurichten: Eine Mischung von Genossenschaften, GmbHs und AGs entwickelten sich dann letztlich zu dem Moloch Raiffeisen, der heute vorhanden ist, bei dem Eigentum anonymisiert wird, in einer riesigen Zahl von Genossenschaftern, die jedoch ihr Recht über Delegierten­systeme einem speziellen Funktionärsapparat abgetreten haben. Das ist die Realität, von der wir reden; und das ist auch die Kritik, die wir üben. Es muss doch möglich sein, das einmal kritisch zu beleuchten und einmal offen und ehrlich darüber zu diskutieren! (Beifall bei der FPÖ. – Widerspruch bei der ÖVP.)

Die große Zahl der einfachen Genossenschaftsmitglieder und da gibt es viele – der regionalen Raiffeisenbanken bildeten und bilden die Grundlage für mächtige Wirt­schaftsgruppen, welche durch Optimierung der Rechtsnormen ökonomische Macht


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