Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll27. Sitzung / Seite 41

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Als Erste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Unterreiner mit 5 Minuten ge­wünschter Redezeit. – Bitte.

 


11.20.14

Abgeordnete Mag. Heidemarie Unterreiner (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Plenum! Es ist selbstverständlich, dass niemand aufgrund des Ge­schlechts, der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion oder der Weltanschauung, des Alters oder der sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf. Einige der Strategien jedoch, die vorgesehen sind, diese Vorgaben zu erreichen, sind aus Sicht der Freiheit­lichen langfristig gesehen untauglich und daher abzulehnen.

Allein was die Frage des Geschlechts angeht, muss man auf eine Gegenfrage gefasst sein: Was meint man eigentlich damit? Meint man das biologische Geschlecht, oder meint man das sozial konstruierte?, denn die Theorie, dass das Geschlecht ein bloß anerzogenes Konstrukt sei, dass man zu Mann und Frau erst gemacht werde – durch Erziehung –, hat in die gesellschaftspolitischen Strategien bereits Eingang gefunden.

Die EU hat Gender Mainstreaming im Amsterdamer Vertrag aus dem Jahr 1999 zum rechtlich verbindlichen Prinzip erhoben, welches nach dem Top-Down-Prinzip von oben nach unten durchgezogen werden soll. Das bedeutet, dass alle staatlichen und gesellschaftlichen Ebenen und alle Entscheidungen einer von der Spitze vorgege­benen Maxime unterworfen werden, womit eigentlich ein gänzlich undemokratisches Vorgehen gewählt wird.

Ich möchte noch einmal auf die semantische Entwicklung des Begriffs „Gender“ einge­hen (Abg. Öllinger: Bitte!), weil viele überhaupt nicht wissen, was Gender Main­streaming heißt. (Abg. Mag. Schwentner: Sie wissen’s nicht!) Man hat absichtlich ein englisches Wort – „Gender“ – gewählt, einen Begriff aus der Linguistik, der die drei grammatikalischen Klassen „männlich“, „weiblich“, „sächlich“ bezeichnet. Man hat ge­dacht – als man begonnen hat, die Situation zu diskutieren, also bereits in den sech­ziger Jahren und noch früher –, dass man damit ein Instrument gefunden hat, um das biologische Geschlecht vom anerzogenen Geschlecht unterscheiden zu können.

Innerhalb der Frauenforschung und den Gender Studies gehört diese These, dass das Geschlecht eine soziale und kulturelle Konstruktion sei, inzwischen zu den unange­fochtenen Grundüberzeugungen. Da wurde, wie schon gesagt, eine gesellschaftspoli­tische Theorie zu einer politischen Maxime geformt. Wenn man sich damit näher be­fasst, muss man sich fragen, ob es überhaupt möglich ist, dass diese These der Gleichberechtigung der Geschlechter dient.

Unserer Meinung nach gilt es, die Unterschiede zwischen Frauen und Männern an­zuerkennen, ohne davon Rechte und Privilegien abzuleiten. (Beifall bei der FPÖ.) Es gibt Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die jedoch nicht zu einer Begründung von Positionen, Privilegien und Hierarchien missbraucht werden dürfen. (Abg. Öllin­ger: Mars und Venus!)

Unsere Einstellung fußt auf der Idee von der Partnerschaft von Männern und Frauen, im privaten wie im beruflichen Bereich, für uns haben Ehe und Familie, das Leben mit Kindern in der Familie einen besonderen Stellenwert – das soll geschützt und gefördert werden –, und ich denke, dass erfolgreiche Weiblichkeit und Mütterlichkeit einander nicht ausschließen sollen.

Meine beiden Kolleginnen Carmen Gartelgruber und Anneliese Kitzmüller werden zu diesem Thema heute noch Stellung nehmen. Ich möchte daher ganz zum Schluss ein Problem diskutieren, das meiner Meinung nach von großer Bedeutung ist, nämlich den Mangel an Männern im Lehrberuf. Mehrere Studien beweisen, dass im Unterricht nicht mehr die Mädchen benachteiligt sind, sondern die Buben. Eine amerikanische Pädago-


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