Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll27. Sitzung / Seite 95

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ter den Top Ten liegt. Auf einen Koch kommen eineinhalb offene Stellen, bei Kellnern sind es sogar zweieinhalb. Mit Qualifizierungsmaßnahmen und der Attraktivierung der Arbeitsplätze, etwa durch den Bau moderner Unterkünfte, wird hier gegengesteuert.

Wir kommen aber trotz der Krise am Arbeitsmarkt nicht umhin, Arbeitskräfte aus ande­ren Ländern hereinzuholen. Ein arbeitslos gewordener Industriearbeiter ist eben nicht sofort willens, im Tourismus zu arbeiten. Dass er nicht in die Küche gehen will, verste­he ich sogar, aber dass zum Beispiel Betriebselektriker aus Industrieunternehmungen im Inntal, die arbeitslos geworden sind, im vergangenen Winter nicht bereit waren, in Bergstationen unserer Seilbahnen – mit einem herrlichen Panorama der Zillertaler Ber­ge – zu arbeiten, löst bei mir nur verwunderndes Kopfschütteln aus.

Wenn Sie, Frau Abgeordnete Schatz – sie ist nicht hier –, zum wiederholten Male die schlechte Bezahlung aufzeigen – Kollege Obernosterer ist heute schon darauf einge­gangen – und von einem geringen Bruttojahreseinkommen von 9 737 € sprechen, dann leben Sie entweder in einer anderen, wohl gift-rot-grünen Welt oder haben in Rechnen einen Fünfer. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Langsam! – Heiterkeit.)

In meiner Welt haben Küchenchefs 6 000 € brutto, Lehrlinge im 4. Lehrjahr 778 €, dort gibt es einen Mindestlohn von 1 300 € im Tourismus. Wir brauchen also auch Mitarbei­ter aus Drittländern. In den tourismusintensiven Zentren des Landes schaffen sie die Anforderung der Saisonarbeit mit der geringen Bevölkerung nicht! Beispielsweise brauchen wir auch für Skischulen, für 300 000 Nächtigungen mit russischen Gästen russischsprachige Skilehrer – eigentlich einleuchtend. In der letzten Wintersaison blie­ben alleine in Tirol 1 200 Arbeitsplätze unbesetzt.

Noch ein Exkurs zu Arbeitsplätzen und Investitionen: In der Seilbahnbehörde im Ver­kehrsministerium liegen derzeit – ich habe schon mehrmals darauf hingewiesen – 31 Projekte im Gegenwert von 10 Millionen € pro Projekt, also rund 300 Millionen €, die sofort losgetreten würden und beschäftigungsrelevant wären, wenn wir dort die Behör­de ordentlich besetzen und zwei Juristen mehr anstellen könnten.

Wir stehen auf einem guten Fundament und haben aus meiner Sicht für die kommende Entwicklung, soweit es dem Staat möglich ist, gut vorgesorgt. Die Maßnahmen der Konjunkturpakete helfen ja auch Betrieben in dieser Branche. Mit der Steuerreform ha­ben wir einerseits die Familien gestärkt und damit Kaufkraft geschaffen, die auch Ur­laubsentscheidungen erleichtern wird, und andererseits den viel kleineren Personenbe­trieben die große Steuerlast erleichtert.

In der letzten Sitzung des Tourismusausschusses haben wir auch von den Erfolgen der hervorragend arbeitenden Förderbanken gehört. Da freue ich mich, dass die Förderan­suchen nicht zurückgegangen sind – ein deutliches Zeichen: es wird gebaut.

Natürlich müssen wir international und national um Marktanteile, um jeden Gast kämp­fen. Eine Erhöhung der Finanzmittel für die Österreich Werbung ist ebenso notwendig und wünschenswert wie die Bündelung dieser über Länder, Tourismusverbände und Betriebe verstreuten Werbegelder. Auch hier wurde mit der Österreich-Initiative und den verstärkten Anstrengungen in den Nahmärkten, insbesondere in Deutschland, ein richtiges Zeichen gesetzt. Wichtig ist auch, dass inzwischen die neun Bundesländer und die Österreich Werbung, die sogenannte „Allianz der Zehn“ an einem Strang zie­hen und gemeinsam Österreich bewerben.

Wir sind gut aufgestellt, und ich denke, wir sollten in dieser Zeit unsere Schwächen analysieren und versuchen, diese zu beseitigen oder zu reduzieren. Wir sollten unsere Stärken betonen und ausbauen und vor allem mit Mut, Tatkraft und Freude den He­rausforderungen dieser Zeit entgegenkommen. (Beifall bei der ÖVP.)

14.20

 


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