Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll31. Sitzung / Seite 219

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durfte. Da ist es darum gegangen, die Universität einfach als Raum und Ort der Aus­einandersetzung, des Streitens um bessere Lösungen zu sehen.

Nun sieht man immer mehr, dass man zwar von Autonomie spricht, aber vor einer wirklich freien, autonomen, bunten Vielfalt an Universitäten mehr Angst als Freude hat. Und wenn eine Universität diesen Ort der Auseinandersetzung nicht mehr reprä­sentieren kann und von ihr verlangt wird, nur mehr flotte Produktionsstätte schnell erwerbbaren berufsbezogenen Wissens zu sein, dann ist das schon eine Verkürzung, und davor habe ich Angst.

Es fehlt mir – und das ist die Hauptkritik – ein Konzept über Bildung und Forschung, das über Paragraphen hinausgeht, das die Schule mit einbezieht, das schaut, was im Vorfeld geschieht. – Und Sie kennen die Schulpolitik: Da ist keine kongruente Meinung, da ist keine liberale Gesinnung, da ist nichts von einem dringenden Wunsch, soziale Inbalancen, Chancenungleichheiten zu verbessern. Das setzt sich irgendwie weiter fort bis zu den Mittelschulen, Universitäten. Darüber wird nicht gesprochen.

Es wird nicht darüber gesprochen, was sich die Regierung vorstellt, wie viele Studierende Österreich braucht, wie viele nach der Matura auf die Universität gehen sollen, wie sich die Studierendenströme zwischen Fachhochschulen und Universitäten verteilen sollen. Nichts dergleichen!

Und wenn eine Regierung kein Konzept hat, kann man auch den Universitäten nicht alle zwei, drei Jahre Insellösungen vorwerfen, die man in sich und völlig losgelöst von allem beschließt. Da bekommt man ein Mosaik und Steinchen, die sich zu keinem Bild zusammenfügen lassen. Das ist irgendwie tragisch.

Sie differenzieren auch nicht – das wäre jedoch notwendig –, was wirkliche Ziele und Aufgaben der Universitäten sind und wie sich diese von den Fachhochschulen unter­scheiden. Das Gegenteil passiert: Fachhochschulen und Universitäten verschwimmen immer mehr, indem Universitäten verschulen und Fachhochschulen letztlich vielfach dasselbe machen wie Universitäten oder Universitäten dasselbe wie Fachhochschulen. Das kann es ja nicht sein. Jede dieser Institutionen hat ihre Charakteristika und ihren Stellenwert. Und man muss den Mut haben und sich die Zeit nehmen, darüber zu reden. (Beifall bei den Grünen.)

Was ist passiert? – Die Abhängigkeit der jungen NachwuchsforscherInnen ist in den letzten Jahren so groß wie damals in der alten Ordinarienuniversität. Das widerspricht ja völlig dem Bild einer modernen partizipativen, teamorientierten Universität. Das passt nicht zusammen. Sie haben leider nicht den Mut gehabt und uns vertröstet! Es ist dies ein völlig rückwärts gewandtes, hierarchisches und kontraproduktives Kuriensys­tem mit standespolitischen Sichtweisen der Universität – anstatt sie in ihren Gesamt­inter­essen oder sich mit diesen Gesamtinteressen zu vertreten, sie aufzuweichen oder zu beenden.

Das ist von allen Räten beschlossen worden. Die Räte sind wie Schwammerl aus dem Boden geschossen, aber was es nicht gibt, ist ein Rat, der sich alles aus der Vogel­perspektive anschaut, den gesamten Bildungsbereich oder zumindest den tertiären, und von dort aus Tipps gibt, Ratschläge und Vorschläge macht, denen Sie vielleicht folgen könnten.

Sicher positiv ist, dass in den letzten Wochen das Gesprächsklima offener und konstruktiver geworden ist. Aber nun fällt uns auf den Kopf, dass man gesagt hat, dass es so eilig ist, dass es vor dem Sommer gemacht werden muss, dass es keinen Unterausschuss geben darf. Hätte es diesen gegeben, wären wir vielleicht einen Schritt weiter.

 


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