Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll31. Sitzung / Seite 222

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fünf Jahre bestellt wird und praktisch nicht abberufbar ist, zeigt ja letztlich die Unab­hängigkeit.

Dass also eine Möglichkeit gegeben wäre, quasi direkt auf die Rektorswahl Einfluss zu nehmen, diese Indikationen kann ich nicht sehen. Dem muss ich eine Absage erteilen, was ich gerne mache, weil das auch nicht Geist einer autonomen Universität sein kann.

Ich möchte aber schon in Summe festhalten, dass alle an der Universität existierenden Organe letztlich demokratisch legitimiert sind. Es ist jetzt bei einigen Debattenbeiträgen ein bisschen durchgeschimmert, als gäbe es nur in Gestalt des Senates ein demo­kratisch legitimiertes Organ. Es sind jedoch alle Organe der Universität demokratisch legitimiert.

Eine kurze Bemerkung auf eine kurze Anfrage, nämlich, Kollege Widmann, bezüglich der Medizin-Uni Linz: Ich hatte vor Kurzem die Proponenten bei mir. Wir haben vereinbart, in einem nächsten Schritt die Studien, die wir seinerzeit für unsere Stellung­nahme nach Brüssel bearbeitet und verarbeitet haben, mit jenen der Oberösterreicher zu vergleichen, weil da ja signifikante Differenzen im Bedarf ausgewiesen werden. Wir kommen im Schnitt auf 1 000 neue Ärztinnen und Ärzte pro Jahr, die wir gegenwärtig brauchen. Die oberösterreichische Studie kommt auf 1 600 – das ist ein ziemlicher Unterschied. Es gilt jetzt einmal festzustellen, warum man auf derart unterschiedliche Größenordnungen kommt. Das ist der nächste Schritt, den wir bis Ende August vereinbart haben.

Ich möchte vielleicht noch zu den Ausführungen von Kollegen Grünewald sagen: Ich glaube, gemeinsam ist uns ja die Leidenschaft, die Universität weiterzuentwickeln, und von meiner Warte aus muss ich sagen, ich denke, wir müssen mit Humboldt brechen, um Humboldt weiterentwickeln zu können.

Also das, was vor 200 Jahren Humboldt quasi normiert hat, kann heute in der Form nicht mehr so praktiziert werden, aber der Grundgedanke der Einheit von Forschung und Lehre, der gilt. Und es ist jetzt die Frage – und das, denke ich, sollte auch die Diskussion der nächsten Monate bringen –, wie wir diese adäquate, zeitgemäße Interpretation des Humboldt’schen Diktums von der Einheit von Forschung und Lehre vor dem Hintergrund massenuniversitärer Phänomene bewältigen können.

Ich bringe immer folgendes Beispiel: Als Humboldt diese Festlegung getroffen hat, hatte die Uni Wien 5 000 Studierende, heute hat sie, sogar bereinigt um die Mediziner, 80 000. Daher brauchen wir andere, neue Antworten.

In Summe, meine Damen und Herren, glaube ich, bietet die Novelle dieses Univer­sitätsgesetzes eine weitere Klarstellung, was Zuständigkeiten, Kompetenzen betrifft, garantiert, dass alle Prozessabläufe mit Fristen und mit Ersatzvornahmen festgelegt sind, und ist, wie ich meine, ein ganz wesentlicher Beitrag zur Qualitätssicherung an den höheren Schulen, was uns nicht davon befreit, die Diskussion weiterzuführen. Das gilt auch innerhalb der Koalition, das ist kein – wie soll ich sagen? – tragischer Befund. Wenn ich mir etwa die letzte Stellungnahme der OECD anschaue, dann muss ich sagen, wir haben für die Zukunft natürlich einen Diskussionsbedarf, und Teil dieses Dis­kussionsbedarfes ist etwa auch eine Entwicklung der Definition, wie ein österreich-adäquates Faculty-Modell ausschauen kann. Auch diese Herausforderung und Auf­gabenstellung haben wir bis Ende der Legislaturperiode zu bewältigen.

Was wir uns gemeinsam wünschen, ist, dass sich unsere Universitäten – und das sage ich, ohne allzu großer Fetischist hinsichtlich des Rankings zu sein – diesbezüglich weiterentwickeln. Aber da muss man natürlich sehen, welche Rahmenbedingungen jene Universitäten vorfinden, die in internationalen Rankings ganz oben sind. Die


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